Hypnose Hilfe Forum
Und dann noch: => off topic - Ernsthaftes => Thema gestartet von: Miraculus am 28. Jun 2006, 21:44 Uhr
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Hallo zusammen,
wenn ich ab und zu mal psychologische Artikel lese habe ich oft einen seltsamen Eindruck: Ich habe das Gefühl, daß ich das alles eigentlich auch schon davor genau so gut gewußt hatte. Das ist nicht immer so, aber immer öfter.
Das sieht dann etwa so aus:
Große Gewinne im Lotto sorgen für gute Laune
Angenehme Erlebnisse führen eher zu allgemeiner Zufriedenheit als persönliche Katastrophen. Zu diesem überaschenden Ergebnis kam eine Forschergruppe der rennomierten Stanford University. Die Wissenschaftler hatten in einer großangelegten Studie 153,4 Personen, die innerhalb der letzten zwei Wochen mehr als $ 500 000 gewonnen hatten, verschiedenen standardisierten Tests unterzogen und sie ihren Grad an Zufriedenheit und Lebensfreude einschätzen lassen.
Dasselbe wurde mit einer Gruppe gleicher Größe genmacht, deren Mitglieder innerhalb der letzten 14 Tagen ihre Arbeit verloren hatten.
Die Resultate, die kürzlich in der rennomierten Fachzeitschrift "The American Psychologist" veröffentlicht wurden, waren erstaunlich: Die Mitglieder der ersten Gruppe waren ausgeglchener, schnitten bei allen Tests, die die Befindlichkeit messen, besser ab, und schätzten auch ihr Wohlbefinden subjektib höher ein.
Der Leiter der Forschungsgruppe, Prof. Jeffrey Mutzelbaum, war von den Ergebnissen überrascht: "Wir hatten ja keine Ahnung, was dabei herauskommen könnte. Ich hatte eher gedacht, daß die frisch Entlassenen glücklicher wären, da sie ja dem Druck des Arbeitslebens entkommen sind, während ein Teil von denen, die etwas gewonnen hatten, im Arbeitsleben verblieb."
Eine möglicherweise vergleichbare Studie wurde an der Universität München durchgeführt, die im September des übernachsten Jahres in der "Zeitschrift für angewandte Psychologie" veröffentlicht werden soll und schon auf mehreren Kongressen vorgestellt wurde. Dabei wurden 285,3 Lotto-Gewinner, die mindestens eine Million Euro gewonnen hatten, mit 284 Personen verglichen, die innerhalb der letzten drei Wochen gegen ihren Willen geschieden worden waren.
Auch hier zeigte sich, daß das subjektive Wohlbefinden bei der ertsen Gruppe höher war. Prof. Jürgen Bierbauer, der Leiter der Arbeitsgruppe "Angewandte Sozialpsyhologie", der das Projekt geleitet hatte, sieht eine Analogie zu der amerikanischen Studie: In beiden Fällen gehe es um erfreuliche und unerfreuliche Erlebnisse.
Kritik an dieser Aussage kommt derweil von Bierbaumers Kollegen Fritz Fritzlein von der Uni Greifswald: Die zwei Studien seien nicht vergleichbar. "Es gibt keine Beweise für eine Parallele zwischen den Ergebnissen der deutschen und der amerikanischen Studie. Scheidung und Arbeitslosigkeit sind doch zwei Paar Stiefel", so Fritzlein.
Der umtriebige Wissenschaftler, der sich mit seiner Arbeit zur Glücksforschung in den letzten 20 Jahren einen internationalen Ruf erworben hat, findett bei beiden Studien Mängel. "Sie sind wenig aussagekräftig. Es gibt statistische Mängel bei der Münchner Studie. Hinzu kommt, daß die Ergebnisse beider Studien nicht eindeutig zu interpretieren sind. So könnte etwa bei der Studie aus Stanford möglicherweise die Arbeitslosigkeit zuerst zu einer gewissen Euphorie führen, die dann aber rasch nachäläßt, während der Lottogewinn eine schweren Depression mit sich bringen könnte, die dann aber nach einiger Zeit in eine maniche Phase umschlägt. "Die gewählten Fristen von zwei und drei Wochen, innerhalb deren der Gefühlszustand gemessen wird, sind viel zu lange."
Überhaupt sei nicht klar, ob eine Entlassung und eine unfreiwillige Scheidung als negativ und finanzielle Gewinne als positiv einzustufen seien, wie dies von vielen Laien und selbst von manchen Psychologen immer wieder angenommen werde. Bisher fehlten aussgekräftige Erhebungen und die Ergebnisse kleinerer Studien seien widersprüchlich. "Um diese Fragen zu klären", so Fritzlein, "bräuchten wir neue kontrollierte und randomisierte Studien und vor allem Metastudien, am besten eine Meta-Metastudien."
Klarheit könnte eine großangelegte britische Studie bringen, an der mehrere Universitäten und Institute beteiligt sind. Dabei sollen jewils mehr als 3000 Personen, die entweder besonderes Glück hatten oder von Schicksalsschlägen getroffen wurden, mehrfach eingehenden psychologischen Testverfahren unterzogen werden. Bei dieser Gelegenheit soll dann auch geklärt werden, ob z.B. hohe finanzielle Gewinne als positiv und hohe Verluste als negativ erlebnt werden, eine These, die bisher unter Experten für einige Kontroversen gesorgt hat.
Ergebnisse sind allerdings frühestens Mitte 2035 zu erwarten.
LG Miraculus
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*seufz*
Ja ... leider hast du recht ... so stellt sich die Psychologie populärwissenschaftlich häufig dar.
Nur woran das liegen kann, ist halt auch der Aufmerksamkeitsfocus. Was der deutsche Michel zu lesen bekommt ist halt das und fast nur das, was die Medienindustrie glaubt, dass es Aufmerksamkeit erregen werde und die Verkaufszahlen steigere - die Printmedien kämpfen mit stark rückläufigen Verkaufszahlen und das seit Jahren.
Und verkaufswirksam, weil Aufmerksamkeit weckend sind nun mal eher solch allgemein-nicht-sagende-Studien.
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;D
Auch nach meinem Eindruck kommen viele Meldungen aus der Wunderwelt der Psychologie oft nur "zum Abgewöhnen" rüber. Man gewinnt mitunter den Eindruck, die Psychologie beschäftige sich mit
- Dingen, die jeder eh schon wusste;
- Dingen, die keiner wissen will;
- sich selbst.
Was vielleicht ganz anders aussähe, wenn über ein bloßes Zitieren wissenschaftlicher Ergebnisse hinaus deren Relevanz oder Umsetzbarkeit für unser Leben herausgestellt würde - so es denn diese gäbe. :)
Dabei kann Psychologie richtig spannend sein... :-\
Lieben Gruß
Lutz
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Hallo zusammen,
@ Susanne: Ich habe dabei an ein populär-wissenschaftliches Psychologiejournal gedacht.
Es GIBT natürlich auch interessantere Forschungsergebnisse - z.B. daß man ein Jahr, nachdem man im otto gewonnen hat, offenbar nicht mehr glücklicher ist als vor dem Gewinn. Oder daß man nach einem Jahr ift wieder gleich glücklich ist, wenn man sich eine Behinderung zugezogen hatte.
@ Lutz: gut auf den Punkt gebracht, was ich in einem etwas längeren Satire ausdrücken versucht habe! ;D
Lieben Gruß
Miraculus
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Das genannte Magazin lese ich nicht mehr ... schon seit vielen Jahren nicht mehr, das habe ich schon als Studentin in die Ecke geworfen.
Mich erinnern solche Veröffentlichungen an die vielen Diplomarbeiten und Doktorarbeiten (auch aus der Medizin) die ich gesichtet habe zu der Zeit als ich mit der Universität noch innig verbunden war (da sie meine Brötchengeberin war und ich selbst in Forschungsprojekte involviert).
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Hallo zusammen,
Zitat Susanne
Mich erinnern solche Veröffentlichungen an die vielen Diplomarbeiten und Doktorarbeiten (auch aus der Medizin) die ich gesichtet habe zu der Zeit als ich mit der Universität noch innig verbunden war (da sie meine Brötchengeberin war und ich selbst in Forschungsprojekte involviert).
Na, dann scheine ich es ja genaz ordentlich getroffen zu haben. ;D
LG Miraculus