Thread-Überschrift nachträglich angepasst - Lutz
Hallo ihr,
manche Besucher gelangen mit dem Suchbegriff "Telefonhypnose" hierher. Da wir dieses Thema meiner Erinnerung nach hier noch nicht angesprochen haben, möchte ich mit diesem Beitrag mal den Anfang machen, verbunden mit der Ermunterung, eure (auch anderslautende) Meinung und/oder eure Erfahrungen dazu zu schreiben. :)
Was ist Telefonhypnose?
Unter diesem Begriff versteht man heutzutage eine Hypnose, die ein Hypnotiseur an einem Hypnotisanden (einem 'zu Hypnotisierenden') vornimmt, ohne mit diesem am selben Ort zu sein. Während dies früher meist nur über ein Telefon möglich war, sollte man heute wohl auch andere Kommunikationsmöglichkeiten wie die über ein Funkgerät oder über Internet-Verbindungen (Voice over IP, ICQ usw.) hinzuzählen.
Vorteile der Telefonhypnose
Die Vorteile einer Telefonhypnose liegen auf der Hand: ein Hypnotiseur muss nicht erst aufgesucht werden, sondern ist nur ein Telefonat weit entfernt. So kann man Wege (und damit Fahrtkosten und Zeit) sparen. Eine "Versorgung" mit Hypnose ist somit auch in Gebieten möglich, wo kein Hypnotiseur ortsansässig ist. Auch können so Personen in den Genuss einer Hypnose kommen, die z.B. auf Grund von Krankheit oder Behinderung nicht mobil sind oder auch nur anonym bleiben wollen.
Ferner kann eine Hypnose auch schnell und fast spontan bewirkt werden, sofern der Hypnotiseur gerade telefonisch erreichbar ist und Zeit hat.
Und für diejenigen, die eine Honorierung ihrer Tätigkeit fordern, ist durch die Installation einer entsprechenden hochpreisigen Telefonverbindung (z.B. 0900er-Nummer) auch gleich "automatisch" eine Bezahlung der Leistung möglich.
Nachteile der Telefonhypnose
Während bei einer "normalen" persönlichen Hypnose Hypnotiseur und Hypnotisand sich gegenüber im selben Raum befinden, ist bei einer Telefonhypnose noch die Technik mit eingebunden. Und wenn die versagt, kann es zu großen Problemen kommen, die auch bei weitsichtigen, vorausschauenden Suggestionen am Anfang einer Hypnoseeinleitung nie ganz ausgeklammert werden können:
Die Verbindung kann plötzlich gestört sein, der Akku eines der beteiligten Telefone kann seinen Geist aufgeben, Dritte können plötzlich ungebetener Gast in der Leitung sein, der Hypnotisand kann den Telefonhörer leicht verschieben, so dass er die Stimme des Hypnotiseurs nicht mehr hört, oder der Hörer kann dem Hypnotisierten schlicht aus der Hand fallen usw.
Dabei ist nicht zu befürchten, dass der Hypnotisierte nun gar nicht mehr aus seiner Trance herauskäme und in dieser zeitlebens gefangen bliebe, vielmehr ist es so, dass dieser nach ein paar Minuten oder schlimmstenfalls nach ein paar Stunden von allein wieder in einen normalen, unhypnotisierten Zustand zurückfindet. Nur wäre so eine Panne natürlich nicht im Sinne des Erfinders.
Auch kann eine plötzlich, technisch bedingte Unterbrechung natürlich Suggestionen völlig sinnentstellen. Würde beispielsweise bei dem Satz: "Du wirst nun mit jedem deiner Atemzüge immer tiefer in Trance sinken, so lange, bis ich dich wieder aufwecke!", hinter dem Wort "lange" die Verbindung zusammenbrechen, wäre dies noch eine der "kleineren" denkbaren Unwägbarkeiten.
Aber auch, wenn die Verbindung nicht zusammenbrechen sollte, hat so eine Telefonhypnose einen gravierenden Nachteil. Bei einer persönlichen Hypnose hört der Hypnotisand hauptsächlich die Worte des Hypnotiseurs – dieser Teil der Kommunikation kann auch bei einer Telefonhypnose im günstigen Fall funktionieren.
Darüber hinaus aber achtet ein Hypnotiseur auch auf das gesamte Verhalten eines Hypnotisanden. Er hört nicht nur auf dessen Worte (sofern der denn überhaupt spricht), er achtet auch auf die Körperhaltung, auf die Atmung, auf (kleinste) Bewegungen und Veränderungen beim Hypnotisanden. Ohne diese Informationen ist eine Beurteilung des Zustandes und der Befindlichkeit nur sehr eingeschränkt oder gar nicht möglich. Um z.B. einen verlässlichen Eindruck von der Tiefe der Trance oder dem Grad des Wohlfühlens bekommen zu können, muss man einen Hypnotisierten sehen.
Hinzu kommt, dass die eingeschränkte Übertragungsqualität feine Nuancen in der Stimme des Hypnotisanden (z.B. Angst oder Freude) ggf. gar nicht hörbar macht.
Dies alles ist aber insbesondere bei therapeutischen Interventionen von großer Bedeutung. Behauptet ein Klient etwa, dass Person "X" ihm nichts mehr bedeute, muss man ihm das am Telefon wohl zunächst mal glauben. Sieht man aber während so einer Aussage, dass die Beine sich verschränken und sich eine Hand zur Faust ballt, wird man als therapeutischer Hypnotiseur ganz andere, bedeutsame Schlüsse daraus ziehen können, was am Telefon naturgemäß nicht möglich ist.
Meine persönliche Meinung zur Telefonhypnose ist daher:
Ich halte eine Telefonhypnose unter folgenden Bedingungen für vertretbar, die alle nebeneinander gegeben sein müssten:
- wenn der Zweck der Hypnose eher "belanglos" ist (z.B. bloße Entspannung oder aus experimentellen Gründen);
- und wenn beim Hypnotisanden eine zweite Person zur Verfügung steht, die notfalls eingreifen kann;
- und wenn mindestens ein zweiter Kommunikationsweg im Falle technischer Probleme möglich ist (2. Telefonanschluss, Handy pp.)
- und wenn man die zu hypnotisierende Person schon persönlich 'irgendwie' kennt.
Ich halte eine Telefonhypnose nicht für vertretbar,
- wenn auf diesem Wege gezielt therapeutisch gearbeitet werden soll;
- wenn „Sicherungen“ (2. Person, 2. Anschluss) nicht zur Verfügung stehen;
- wenn man die anrufende Person und deren Anliegen nicht vorher schon kannte.
Es gibt Hypnotiseure, die nichtsdestotrotz auch therapeutische Telefonhypnosen gegen Geld anbieten; ob man so was tut oder als Klient so ein Angebot wahrnimmt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Allerdings sollte man sich über eines klar sein: man erhält auf diesem Wege "nur" eine Hypnose 3. Klasse.
Und etwas anderes steht außer Frage: es ist tatsächlich möglich, jemanden rein übers Telefon auch ohne Blickkontakt zu hypnotisieren und in eine tiefe Trance zu versetzen. :)
Soweit "grob" meine Auffassungen dazu, andere Meinungen sind, wie gesagt, willkommen!
Lieben Gruß
Lutz