HEUTE - 04.01.2010, 23:30 Uhr, RTL

[Barbara]

Willenlos im Handumdrehen
Die unheimliche Macht der Hypnose

04. Januar 2010, ca. 23.30 Uhr bei RTL

Reportage: Ein Händedruck, ein paar sanfte Worte von ihm und sie tun alles, was dieser Mann will. Er
braucht nur den Bruchteil einer Sekunde, um tief in das Unterbewusstein vollkommen fremder
Menschen einzudringen. Mehr noch: Wolfgang Künzel, Deutschlands bekanntester
Show-Hypnotiseur, sagt: 'Ich kann jedem innerhalb kürzester Zeit das Hypnotisieren beibringen.....[/quote]

http://www. azmedia.de/fileadmin/redakteure/pdf/sendetermine/Presse_30MD_Hypnose_-_04.01.10_FOTOS.pdf
(Bitte Leerzeichen nach dem "www" entfernen)

[Lutz]

Hallo ihr,

als Hintergrundinfo: gestern war "Welthypnosetag", ausgerufen von der NGH (National Guild of Hypnotists), die auf ihrer offiziellen Webseite www.worldhypnotismday.com zu diesem Thema schreibt:

"Our mission is to remove the myths and misconceptions while promoting the  truth and benefits of hypnotism to the people of the world."
Frei übersetzt: "Unser Anliegen ist es, die Mythen und Irrtümer der Hypnose zu beseitigen, um den Menschen dieser Welt die Wahrheit über Hypnose und auch deren Vorteile näher zu bringen."

Was darf man nun von einem Film mit der Überschrift: "Willenlos im Handumdrehen - Die unheimliche Macht der Hypnose" unter Mitwirkung eines Showhypnotiseurs in Richtung der NGH-Absicht erwarten? Antwort: nichts, eher das Gegenteil. Und dieser Befürchtung wurde der Film auch in vollem Umfang gerecht. Zu sehen gab es die üblichen Show- und Straßenhypnose-Mätzchen inkusive eines fast ins Leere plumpsenden Probanden, der gerade noch aufgefangen wurde. Aufklärung: Fehlanzeige, Fazit für den unbedarften Zuschauer: siehe Filmtitel.

Viel interessanter fand ich indes, dass der genannte Filmtitel eine Psychologische Psychotherapeutin nicht davon abhalten konnte, ebenfalls mitzuwirken. Sie zeigte uns eine im Ergebnis gelungene Behandlung einer Mäusephobie - in nur einer Sitzung. Dies war wohl schon eher eine Werbung für die therapeutischen Möglichkeiten der Hypnose, jedoch fand ich das Vorgehen im Detail schon etwas merkwürdig...

Eine Patientin tritt auf, die schon allein bei der Erwähnung von Mäusen deutliche psychische und physische Reaktionen zeigt. Als genüge dies nicht schon, wird sie von der Therapeutin nun darauf vorbereitet, dass sie sich nun real Mäuse ansehen soll. Die Patientin zeigt sich entsetzt und äußert die Hoffnung, dass die Therapeutin die Mäuse doch wohl nicht etwa vor sich auf den Tisch stellen werde - worauf die Therapeutin - langsam zwar, aber nichtsdestotrotz - einen Mäusekäfig unmittelbar hinter dem Rücken(!) der Patientin aus einem Regal zieht und natürlich vor sich auf den Tisch stellt. Eine echt vertrauensbildende Maßnahme! Die Patientin jedenfalls flieht in eine Zimmerecke und versteckt sich dort hinter einem Pfeiler.

Die Patientin wurde noch (wachbewusst) gefragt, ob sie sich an ein frühes Ereignis mit Mäusen erinnern könne, und führte daraufhin aus, dass sie ländlich aufgewachsen sei, und früher seien zuhause Mäuse gefangen und im Feuer verbrannt worden.

Nun erfolgt die Hypnose, eingeleitet mit einem "riesigen" Pendel in Form einer massiven Kette. Passte wunderbar zu einer mehrfach eingespielten Kurzsequenz, in der das Antlitz des Showhypnotiseurs in Verbindung mit einem Pendel gezeigt wurde. Wir erinnern uns - Hypnose: Buhuuuu, buhuuuu....

Dann folgt die Installierung ideomotorischer Fingersignale und die Patientin soll nun zu einem Ereignis in der Vergangenheit gehen, das erstmals mit ihrem Mäusethema in Verbindung stand. Mit dem Finger zeigt sie an, dass sie dort angekommen ist. Nachdem sie der Bitte zu schildern, was da denn sei, nicht nachkommt, hilft die Therapeutin sinngemäß nach: "Sind da Mäuse? Ist da Feuer?" Eine schöne Unterrichtsstunde im potenziellen Erzeugen falscher Erinnerungen - so sollte man es tunlichst nicht machen.

Aber hier scheint es wohl zu passen, das Unbewusste kann dieses Problem auflösen und im Ergebnis traut sich die Patientin an den Mäusekäfig heran und die Phobie scheint überwunden. Ende gut, alles gut.

Bis zum nächsten Welthypnosetag, an dem wohl wieder ganz fürchterlich aufgeklärt werden wird. *hüstel.

Lieben Gruß
Lutz

[Tom]

Hallo zusamen,

Unter anderem geht es auch um eine Psychotherapeutin, die "in das Unterbewusstsein der Patientin eindringt und sich der Gefahren bewusst ist"

ist aus einem Werbetext für diese Sendung.

Sie dringt in das Unbewusste ein, huuiii, und ist sich auch noch der Gefahren bebusst, puuhh - Gott sei Dank.

Habe diesen Beitrag schon mal vor mehreren Monaten irgendwo gesehen. Nun, wenns der Frau nachher besser ging, ist es ja O.K.

Aber komisch kam mir diese Therapeutin auch schon vor.

Ansonsten wird diese Sendung ja sämtlichst gut bewertet - dann mal weiter so

Ich bin schon froh, wenn auch nur ansatzweise mal etwas produktives (therapeutisches/beraterisches) gezeigt wird, und nicht nur Hypnose zur Unterhaltung.

 

[Garry Moon]

Hallo,
warum so hart in Gericht gehen, ich verstehe natürlich eure Bedenken, aber ihr seit Profis und kennt
euch mit der Materie bestens aus.
Die vielen "weniger Profis" da drausen haben beide Seiten gesehen und sicherlich war dies nicht so abschreckend wie gedacht.
Die zwei kleinen Patzer wollen wir ihm doch mal verzeihen es iat ja noch gut gegangen.
Jedenfalls war es wiedermal Werbung für die Hypnose, die auch euch zugute kommt.
LG
Garry Moon

[Tom]

Hallo,

ich habs mir grad nochmal angeschaut. Nun meine Meinung über die Showhypnose ist ja bekannt, deshalb hab ich auch kein Interesse darauf einzugehen.

Deshalb ein bischen zur Psychologin:

Mich freut auf jeden Fall ungemein, dass diese Sitzung mutmaßlich erfolgreich gewesen ist für die Dame (also die Patientin). Und dies ist eines der wesentlichsten Dinge, die zählen. Also kann die Psychologin es nicht so falsch gemacht haben. Natürlich führen immer mehrere Wege nach Rom.

Es gab da ein bis zwei Sachen, die ich nicht so gut fand.

Ich fand kurios, dass die Psychologin trotz dieser extrem heftigen Reaktion der Patientin, die ganze Sache so assoziiert angegangen ist; dass keinerlei Sicherheit"anker" angeboten wurden, oder dass sie nicht zunächst dissoziiert an diese alte Erinnerung herangegangen ist. Das war meines Erachtens ein recht grosses Risiko und hätte sehr ins Auge gehen können - sowohl für die Befindlichkeit der Patienten, als auch bezüglich des Rapports zur Psychologin. Im schlimmsten Fall, wäre die Dame für längere Zeit vielleicht nicht mehr bereit gewesen, sich auf ein solchen Unterfangen einzulassen.

Aber egal: sie scheint von ihrer Angst befreit und wenn dies so anhält,ist es gut für sie.

Ansonsten kommt von mir noch höchstens Kritik über diese scheusslichen Vorannahmen, die in sämtlichen Formulierungen stecken. ich gehe da nicht weiter drauf ein, denn dies hab ich ja schon häufig zum Ausdruck gebracht; aber es steckt schon ein seltsam mechanistisches Welt- und Menschenbild dahinter, von dem ich anscheinend naiverweise immer noch die Hoffnung habe, dass dies doch eigentlich ins Mittelalter gehöre.

Tom.

[Lutz]

@ Garry:

warum so hart in Gericht gehen

Hart ins Gericht gehen? Ich hatte eingangs erwähnt, wofür der Welthypnosetag laut NGH 'eigentlich' da sein soll, und darauf angespielt, was in dem Film, der den Welthypnosetag ausdrücklich erwähnte, daraus geworden ist. Eben nichts in der Richtung von Aufklärung oder Bekämpfung von Vorurteilen oder Mythen. Das laste ich übrigens dem Film an und nicht dem Showhypnotiseur.

Wenn ich "hart ins Gericht" gehen wollte, würde ich mich z.B. über die Anmoderation ("Menschen in Hypnose ... machtlos, hilflos, willenlos") oder über Aussagen, wie dass man mit Leuten in Hypnose sogar über Wochen ALLES machen könne, auslassen. Und wenn man solche Behauptungen im Fernsehen dankbar(?) als Werbung für die Hypnose ansieht - o.k., jedem das Seine. Ich für meinen Teil könnte auf diese Art "Werbung" sehr gut verzichten. 

@ Tom:

Das war meines Erachtens ein recht grosses Risiko und hätte sehr ins Auge gehen können - sowohl für die Befindlichkeit der Patienten, als auch bezüglich des Rapports zur Psychologin. Im schlimmsten Fall, wäre die Dame für längere Zeit vielleicht nicht mehr bereit gewesen, sich auf ein solchen Unterfangen einzulassen.

Ganz deiner Meinung. Hinzu kommt, dass zumindest ich dieser Geschichte keinerlei (therapeutischen) Wert beimessen kann. Was um Himmels Willen sollte es bringen, die Patientin nochmal "medientauglich zu quälen"? Mit einer sinnhaften (verhaltenstherapeutischen) Reizexposition hatte dies ja nun wirklich nichts zu tun.

Lieben Gruß
Lutz

[hypno-sie]

Hi Ihr,

ich habe es ja auch gesehen und bin fast beruhigt das ich trotz Neuling das ziemlich ähnlich empfunden habe wie ihr.
Showhypnose braucht man ja nicht weiter drüber sprechen...
Die Therapeutin empfand auch ich (ohne eine zu sein) als gewagt. Hab mir dann gedacht, na sie wird ja wohl wissen was Sie tut?
Gerade weil die Phobie so stark sich zeigte hätte ich intuitiv der Klienten auch einen geschützen Rahmen gewünscht oder hätte versucht Sie mit Abstand in die Rückführung zu bringen. (so als Beobachter aus der Ferne und sie kann soweit ran gehen wie es für sie erträglich ist, oder so)

Grüsslis
welchen Film ich mir - wenn wir "Wünschdirwas" hätten, gewünscht hätte? z.B. http://video.google.de/videoplay?docid=4375176692846879524&hl=de# kennt ihr ;-) (Heilung durch Hypnose)