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Autor Thema: Wie gegen Verhaltensmuster einwirken?  (Gelesen 7778 mal)

Offline Moritze

  • Beiträge: 6
Wie gegen Verhaltensmuster einwirken?
« am: 20. Mai 2010, 16:38 Uhr »
Hallo,

ich habe festgestellt, dass ich in Situationen, in denen ich mich machtlos, hilflos oder handlungsunfähig fühle nachhaltig in Stress gerate und schwer mit solchen Situationen abschließen kann. Ursache können Kleinigkeiten sein, für jeden anderen schnell vergessen und unwichtig, aber bei mir sitzt dieses Gefühl fest und nervt mich langanhaltend. Die positive Nachricht: ich habe dieses Problem mittels SH erkannt. Nun frage ich mich, ob ich mit SH auch dagegen angehen kann???

Viele Grüße
Moritze

Offline Lutz

  • Admin
  • Beiträge: 3.019
  • Geschlecht: Männlich
Re: Wie gegen Verhaltensmuster einwirken?
« Antwort #1 am: 20. Mai 2010, 19:12 Uhr »
Hallo Moritze,

ein vielleicht "typischer" Vorschlag wäre hier, sich eben in Trance die Suggestionen zu geben: "Ich bin stets machtvoll, selbstbestimmt und handlungsfähig!" o.ä. - im Vertrauen darauf, dass eben die neuen Suggestionen die alten Muster irgendwann "überschreiben" und dann wäre alles gut. Und das könnte man tatsächlich mit Selbsthypnose machen/versuchen.

Ich will dabei einen Erfolg nicht ausschließen, halte das aber für keine optimale Vorgehensweise. Denn wenn es Situationen sind, die andere "kalt lassen", dich aber sehr beschäftigen, dann wird es dafür meiner Überzeugung nach einen guten Grund geben, weshalb es bei dir anders ist. Ein häufig anzutreffender Grund wäre, dass du früher mal eine prägende Situation erlebt hat, in der du dich "machtlos, hilflos, und handlungsunfähig" fühltest. Und immer dann, wenn du heute in eine ähnliche Situation gerätst, produzierst du wieder das alte (Verhaltenstherapeuten würden sagen: "gelernte") Muster.

Während einer therapeutischen Behandlung würde man also danach suchen, was denn das vielleicht für ein Ereignis war, das dich so geprägt hat. Und mit Hypnose und Trance ist sowas tatsächlich oft recht schnell zu ermitteln, indem man der Frage nachgeht: Was war die erste Situation, an die du dich erinnern kannst, in der du dich derart fühltest?

Und wenn man dann einmal wieder erinnert, dass man z.B. als 8jähriger anlässlich der Weihnachtsfeier auf der Theaterbühne heftig ausgelacht wurde und weinend da oben stand, nachdem die Kulissen umgekippt waren und auch noch der Strom ausfiel, und man sich damals fürchterlich machtlos, hilflos und auch noch handlungsunfähig fühlte, dann kann man auch sein jetziges ungewolltes Empfinden verstehen, dort lassen, wo es hingehört (nämlich bei dem einen Ereignis in der Vergangenheit) und sein zukünftiges Verhalten ändern.

Und so könntest du dich ohne und auch mit Trance fragen: Wo kommt das her? Wann war das schon mal so? Wann war das das erste Mal so?
Da muss nicht gleich beim ersten Versuch eine Antwort kommen (Selbsthypnose ist da eben schwieriger und oft langwieriger als eine Fremdhypnose), aber wenn du diese Frage ein paar Tage in dir bewegst, könnte dir durchaus das eine oder andere klar werden. Und das wäre dann schon die halbe Miete zur (dauerhaften) Veränderung.

Übrigens: deine Beschreibung lässt an eine Problemtrance denken: kann es sein, dass du in solchen Situationen Trancephänomene erlebst (veränderte Körperwahrnehmung - man fühlt sich vielleicht kleiner, veränderte Zeitwahrnehmung - die Zeit bleibt stehen oder verrinnt wie im Flug, verändertes Sichtfeld - man nimmt nur noch Ausschnitte wahr usw)? Falls ja, kannst du auch auf diesem Wege überlegen: Wann hatte ich sowas schon mal so erlebt?

Das sind Dinge, die du (auch) mit Selbsthypnose probieren könntest. Also bitte nicht "gegen Verhaltensmuster" vorgehen, sondern "mit ihnen" konstruktiv umgehen - das wäre mein Vorschlag.  :)

Lieben Gruß
Lutz

Offline mipooh

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Re: Wie gegen Verhaltensmuster einwirken?
« Antwort #2 am: 21. Mai 2010, 05:47 Uhr »
Ich stimme Lutz prinzipiell zu, halte aber ein analytisches Vorgehen für lediglich eine Option (die ich nichtmal bevorzuge).

"Kämpfe niemals gegen Dich selbst, denn einer von beiden muss verlieren."
Dies ist ein Satz eines "Guru" den ich mir gut gemerkt habe.

Machtlos und hilflos zu sein ist nichts wirklich ungewöhnliches. Kommt nur drauf an, vor welcher "Aufgabe" man steht, dann kann das jeder.
Solltest Du denken, andere Menschen hätten irgendein Problem nicht, dann kann es auch sein, dass sie es Dir nur nicht erzählt haben.
Wenn ich mich so umsehe, habe ich den Eindruck, dass fast niemand (selber) ein Problem hat. Man schimpft zwar oft auf miese gesellschaftliche oder natürliche Bedingungen, aber selten erzählt mal jemand, womit er so gar nicht klarkommt.

Ich denke das ist "Imagepflege"...

Aber abgesehen davon möchte man natürlich klarkommen. Selbsthypnose ist da ein guter Weg. Dauert halt etwas, wenn man ganz konkrete Veränderungen im Auge hat und funktioniert auch oft so gar nicht. Solange man aber einfach offen ist dafür, seine natürlichen Möglichkeiten weiterzuentwickeln, ist es eigentlich immer eine gute Investition.

Ich mag simple Entspannung (in Form von Selbst-/(möglichst)Leerhypnose). Allein das, relativ regelmäßig angewendet, führt mich immer auf gute Wege.
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Ludger

  • Beiträge: 4
Re: Wie gegen Verhaltensmuster einwirken?
« Antwort #3 am: 21. Mai 2010, 09:22 Uhr »
Hallo Moritze,
was Du beschreibst hat man  (ich) mehr oder weniger selbst schon erlebt. SH hilft natürlich , gut ist es wenn Du wie Lutz schon schreibt
Ursachenforschung machst und versuchst an den Kern / Auslöser zu kommen.
Wenn du dann noch die Möglichkeit hast - nachdem Du diese gefunden hast,  Dir positive Suggestionen als Mp3 file auf den PC zu sprechen, kannst Du mit der "Änderungsarbeit" beginnen.
Vorher niederschreiben was Du als Suggestion für Dich sprechen willst - es muss sich gut für Dich anhören, sonst wird es auch von Deinem UB nicht akzeptiert. (zur audioaufnahme falls notwendig kannst Du Dir im net das kostenlose "audacity" runterladen).
Die analytische Vorgehensweise bei Dir wäre eine Altersregression bis zu einem bestimmten auslösenden Ereignis möglichst vor dem 10ten Lebensjahr sog. Pin Point -Analyse. und dann diese Ereignis in einen neuen Rahmen (Reframing) zu setzen, welcher von Deinem UB als solches akzeptiert wird.
Zuerst mal die SH und dabei Gutes Gelingen
Lieben Gruß
Ludger     

Offline Moritze

  • Beiträge: 6
Re: Wie gegen Verhaltensmuster einwirken?
« Antwort #4 am: 25. Mai 2010, 12:40 Uhr »
Hallo,

vielen Dank für die tollen und kompetenten Antworten. Das Forum ist echt klasse, man bekommt wirklich gute, hilfreiche Tips von euch. Ich werde nun auf Ursachenforschung gehen und versuchen, die Gefühle dort zu lassen. Ist ja echt blöd wenn man im Erwachsenenalter auf Kinderebene reagiert.

Vielen Dank bis zur nächsten Frage :)

Offline Franz Josef Neffe

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Wieso gegen?
« Antwort #5 am: 22. Jun 2010, 14:41 Uhr »
Als Ich-kann-Schule-Lehrer bin ich mir bewusst, dass die Kräfte in mir, die es für mich tun sollen, auch Bedürfnisse haben. Darum sehe ich die Lösung nicht als suggestionstechnisches sondern als menschliches Problem. Ich gehe persönlich gut mit meinen Talenten um, achte und stärke sie und suche ihre Freundschaft zu gewinnen. Das wissen meine Kräfte zu schätzen. Es ist ein gutes Gefühl, Freunde in sich zu haben, und man braucht gar4 nicht viel dafür tun. Ich grüße freundlich.
Franz Josef Neffe

Offline JP_HH

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Re: Wie gegen Verhaltensmuster einwirken?
« Antwort #6 am: 22. Jun 2010, 16:12 Uhr »
Hallo  :)

Vom Prinzip her würde ich sagen, das ein Gefühl der Machtlosigkeit für
gewöhnlich an der fehlenden Auswahl der Möglichkeiten besteht.

Vieleicht kannst du dir ja für den Fall neue Möglichkeiten hinzufügen.
Eines währe vieleicht ruhig zubleiben und nach Auswegen zu suchen.
Diese müssen ja nicht gleich alles beinhalten. Zumeist reicht der
1. Stritt, um das Ganze in Gang zu setzen.

LG Jürgen

ruhig, locker, entspannt und gelassen was will man mehr ?

Offline mipooh

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Re: Wie gegen Verhaltensmuster einwirken?
« Antwort #7 am: 23. Jun 2010, 06:03 Uhr »
Zitat
Ich gehe persönlich gut mit meinen Talenten um, achte und stärke sie und suche ihre Freundschaft zu gewinnen. Das wissen meine Kräfte zu schätzen. Es ist ein gutes Gefühl, Freunde in sich zu haben, und man braucht gar4 nicht viel dafür tun.
Kannst Du das vielleicht mal übersetzen? Ich finde es schon schlimm genug, sein UB zu duzen, aber jetzt gleich eine ganze Horde ...
Irgendwie passt das nicht zusammen, sind es nun "meine" Kräfte oder sind es einfach Kräfte? Sind es meine, was soll das bedeuten ihre Freundschaft zu gewinnen? Mehr als Identität dürfte auch auf dem Weg nicht drin sein als durch "meine" bereits gegeben ist...

Ich fände es schrecklich, wenn sich in mir noch andere tummeln würden... das reicht doch wenn das "draußen" so ist...
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

 

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