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Autor Thema: Erfahrung beim Zahnarzt  (Gelesen 9566 mal)

Ivonne

  • Gast
Erfahrung beim Zahnarzt
« am: 10. Apr 2006, 11:54 Uhr »
Ich möchte aus aktuellem Anlass diesen Thread hier eröffnen.
Ich konnte bisher, bekannter Weise, des öfteren Hypnose beim Zahnarzt positiv genießen.
Es ist eine gute Sache und ich habe bisher noch nichts negatives darüber gelesen oder gehört.
Zudem was ich heute erlebt habe, möchte ich gern etwas schreiben und vielleicht einige Meinungen von Euch dazu lesen.

Aufgrund einer fehlgeschlagenen Wurzelbehandlung, musste heute ein Zahn entfernt werden. Nicht weiter tragisch. das Ganze dauert 2h, wurde mir gesagt. Angst hatte ich keine, aber aufgeregt war ich trotzdem. Also habe ich mir Bachblüten, Notfall tropfen besorgt, damit ich etwas ruhiger bin.
Hat meine Nerven auch gut beruhigt und so konnte ich entspannt zum ZA gehen.
Er hat mir erklärt, was er machen wird, aber ein Problem mit meiner üblichen Musik CD Meeresrauschen (defekt). Ich sagte, kein Problem, dann halt die mit dem Fluss. Kann er sich ja genau so gut drauf einstellen, wie beim letzten Mal, als ich mir bessere Entspannung wünschte.

Nun denn, das Ganze Prozedere war für mich völlig okay, ich war schnell in Trance und driftete gedankenlos dahin. Es war mir egal, was er mit mir anstellte, nur das kalte Wasserinstrument behagte mir nicht. Er hat aber dementsprechend Pausen gemacht.
Das Plätschern des Flusses auf der CD bewirkte, dass ich einen starken Drang zur Toilette verspürte. Ich begann zu frösteln und wurde zunehmend unruhiger. Ich versuchte mir selbst Suggestionen zu geben, es etwas zurückzuhalten. Aber nach 1h glaubte mein UB nicht mehr so recht an meine Suggestionen und schrie verzweifelt um Hilfe. ich konnte nix machen.

Als mein Zahnarzt mein Zahn herausholen wollte, war ich nicht mehr so tief in Trance (meinte ich). So hat er meine Trance vertieft, die Musik leiser gemacht und meine "Heinzelmännchen" aktiviert. Die doch den kranken Zahn mit herausschieben sollen.
Ja, habe ich gedacht, kommt schon, helft dem Zahnarzt, dann geht es schneller. Aber seid vorsichtig, dass alles ganz bleibt. Nun, der Zahn war so schnell draußen und ich war fertig mit den Nerven.
Habe mich aber wieder erholt und die Musik wurde wieder lauter gemacht und somit auch das Plätschern des Wassers. oh man, Ihr könnt Euch vorstellen, dass ich noch unruhiger wurde, je länger es dauerte. Und ich bemühte mich, aus der Trance selber zu erwachen. ich öffnete meine Augen, aber sowie sie offen waren, schlossen sie sich wieder. ich konnte einfach nicht raus.

Man sagt doch immer, dass man jederzeit wieder aus der Trance erwachen kann? Dann habe ich mit aller Kraft die Augen offen gelassen und sie blieben dann offen. Und ich wollte so unbedingt sagen, dass ich mal muss. Ich konnte nicht. ich war nicht fähig auch nur einen Mux von mir zu geben, zu zappeln oder sonst was. Ist das normal? Also hab ich gekämpft mit mir und war total unentspannt. Habe gehofft, dass der Zahnarzt bald fertig ist, mt dem anpassen des Provisoriums. Als er denn endlich fertig war und mich angesprochen hat, konnte ich plötzlich wieder reden. Er hat mich nicht aus der Trance raus geholt, auch nicht vorschriftsmäßig beendet. ich bin dann noch in Trance auf WC gegangen und als ich zurück kam, habe ich davon erzählt, dass ich nichts sagen konnte und dass diese CD nicht günstig ist.

Was haltet Ihr davon? Er meint, weil ich so zu kämpfen hatte, mit aus der Trance zu kommen, weil ich tief weg war. Aber ich konnte auch nicht reden, nachdem ich Augen auf hatte. Was das denn? Schon komisch. Nun bin ich etwas irritiert über das Geschehene und muss das erst mal einordnen. Hätte er eigentlich nicht meine Trance richtig beenden sollen, er hat sich auch nicht erkundigt, ob ich voll wach bin. Vieleicht sah ich wach aus? Hm, naja. Mein ZA und ich müssen daran noch arbeiten, glaube ich.

Offline Lutz

  • Admin
  • Beiträge: 3.019
  • Geschlecht: Männlich
Re: Erfahrung beim Zahnarzt
« Antwort #1 am: 11. Apr 2006, 01:54 Uhr »
Hi Ivonne,

"interessante" Geschichte!
Erstmal generell zum "Harndrang": eine Trance geht ja meistens mit einer körperlichen Entspannung einher, auch, wenn man dabei etwa beim Zahnarzt geistig etwas angespannter sein sollte. Und so eine körperliche Entspannung äußert sich nach gewisser Zeit auch oft darin, dass man nach einer Trance die Toilette aufsuchen möchte, erst recht dann, wenn die ganze Aktion so lange dauert. Wenn ich z.B. eine ausgedehnte Selbsthypnose mache, ist mein erster anschließender Gang der zur Toilette.

Unterstützt wurde das bei dir wohl noch durch die "Flussgeräusche", die sicher nicht nur bei dir eine entsprechende Assoziation freisetzten, das ist ja ganz natürlich. Von daher scheint es mir mehr als nachvollziehbar, dass da ein entsprechendes Bedürfnis wach wurde.

Dass du das unter den gegebenen Umständen nicht artikulieren konntest, ist dabei ganz natürlich. Deine Geschichte erinnert mich an ein Buch von Eberwein, in dem er genau diese Erfahrung schildert. Er war in Trance versetzt worden, alles war prima, und dann stellte er fest, dass er zur Toilette musste. Auch er konnte von sich aus nicht aus der Trance raus, "starb 1000 Tode" und ersehnte den Moment, an dem er zurückgeholt wurde, um dann zur Belustigung der Anwesenden eiligst zu Toilette zu laufen.

Zitat
Man sagt doch immer, dass man jederzeit wieder aus der Trance erwachen kann?

"Im Prinzip" stimmt das, man darf dabei aber nicht vergessen, dass im Zustand der Trance "andere Regeln" herrschen und dass das Unterbewusstsein "der Boss" ist. Wenn dies Bedenken bekommt, weil es z.B. Brandgeruch wahrnimmt, kann (und wird) es dich aus so einer Trance herausholen und wieder handlungsfähig machen (der Vollständigkeit halber: sofern nicht der Hypnotiseur einen aufkommenden Brandgeruch in seine Suggestionen mit einbaut und dich und dein UB damit "beruhigt").

Und wie du selbst feststellen durftest: "nur" mit dem Harndrang kämpfen zu müssen, ist fürs UB eben ggf. noch kein ausreichender Grund, eine Trance zu beenden.  :)
Zumal dein UB offenbar genau abschätzen konnte, in wie weit es dir gelingen würde, noch bis nach der Trance zu warten...

Was noch eine weitere Möglichkeit offenlegt: vielleicht war es ja sogar ein "eleganter Schachzug" deines UB, dich während der Behandlung mit dem Harndrang abzulenken. Offenbar hatte dich das ja mehr beschäftigt, als die Behandlung selbst.

Dennoch hätte es anders laufen können. Ein versierter Hypnotiseur wird insbesondere bei einer längeren angestrebten Trance Vorkehrungen für den Fall treffen, dass für die hypnotisierte Person Probleme auftauchen können, und wird ihr Möglichkeiten geben, sich dann zu äußern - z.B. mit einer Suggestion:

"Wenn du dich unwohl fühlst oder mir irgendwas für dich Wichtiges mitteilen möchtest, wirst du das jederzeit sagen können."

Oder man bemüht die "Arm-Methode": man stellt den Unterarm des Patienten senkrecht und gibt die Suggestion, dass der Patient jederzeit den Unterarm sinken lassen kann um damit anzuzeigen, dass ihm etwas unangenehm ist und/oder dass er etwas möchte. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, so einen "Kommunikationskanal" zu installieren, sonst kann das Ganze wie in deinem Fall zur unerquicklichen "Einbahnstraße" werden: der Arzt vermutet, dass dir nun eine tiefere Trance gut tun würde, während du gerade aus gutem Grund bemüht bist, da rauszukommen.

Man darf dabei aber wohl eines nicht vergessen - Zahnärzte sind in erster Linie Zahnärzte und nicht Hypnotiseure. Und für den "Normalfall" reichen für einen Zahnarzt ganz elementare Hypnose-Kenntnisse. Er muss wissen, wie man eine Trance einleitet, wie man sie mit behandlungsdienlichen Suggestionen aufrecht erhält und wie man sie wieder ausleitet. Für eine "normale" Behandlung genügt das völlig.

In deinem Fall wäre wohl eine etwas größere Versiertheit des Zahnarztes in Hypnosefragen nicht schädlich gewesen. Dann hätte er dir schon vorher eine Möglichkeit zur Kommunikation mitgegeben und vor allen Dingen auch die Trance vernünftig ausgeleitet. Irgendwie habe ich aber den Eindruck, dass insbesondere auch dein Zahnarzt aus dieser Sache (hoffentlich) gelernt hat.

Für eine etwaige weitere Behandlung würde ich ihm an deiner Stelle ganz klar freundlich, aber bestimmt sagen, dass er dir die Möglichkeit für Äußerungen deinerseits gefälligst geben soll.  :)


Abschließend noch eine Bemerkung zu Hypnosezahnärzten: Die Deutsche Gesellschaft für zahnärztliche Hypnose (DGZH) unter Leitung ihres Präsidenten Dr. Albrecht Schmierer (den manche von uns gerade in einer Fernsehsendung während einer Behandlung beobachten durften [ http://www.hypnose-service.de/forum/index.php?topic=108.0 ]) ist meines Wissens kontinuierlich bestrebt, den Ausbildungsstand der ihr angeschlossenen Zahnärzte durchgängig zu verbessern, z.B. mit Weiterbildungsmaßnahmen, Supervisionszirkeln usw. Man darf aber wohl generell nicht an jeden Hypnose-Zahnarzt hohe Anforderungen stellen. Und sollte dann vielleicht auch im Einzelfall mit Tipps mal ein wenig nachhelfen - das habe ich bei meinem Hypnose-Zahnarzt auch so gemacht.  :)

Lieben Gruß
Lutz

Ivonne

  • Gast
Re: Erfahrung beim Zahnarzt
« Antwort #2 am: 11. Apr 2006, 22:12 Uhr »
Danke für diese Informative Antwort. Das erklärt einiges, was mir bisher noch unstimmig war.
Natürlich war ich dann abgelenkt, vom "Geschehen" und ich sag ja auch nicht, dass es eine negative Erfahrung war. Denn immerhin hatte ich keine Schmerzen. Was das wichtigste beim ZA ist  ;)

Zitat
Oder man bemüht die "Arm-Methode": man stellt den Unterarm des Patienten senkrecht und gibt die Suggestion, dass der Patient jederzeit den Unterarm sinken lassen kann um damit anzuzeigen, dass ihm etwas unangenehm ist und/oder dass er etwas möchte. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, so einen "Kommunikationskanal" zu installieren, sonst kann das Ganze wie in deinem Fall zur unerquicklichen "Einbahnstraße" werden: der Arzt vermutet, dass dir nun eine tiefere Trance gut tun würde, während du gerade aus gutem Grund bemüht bist, da rauszukommen

Da gebe ich Dir Recht, denn darüber habe ich anschließend auch nachgedacht. Mein ZA und ich unterhalten uns ja vor und nach der Behandlung. Ich sage ihm dann, was mir besser gefallen würde und er, sage ich mal, lernt dadurch etwas dazu. Ich habe Verständnis dafür, weil er ja auch noch arbeiten muss, während ich in Trance bin. Das seine Aufmerksamkeit nicht 100% auf meine Trance gerichtet ist, ist dann leider normal. Nun werde ich beim nächsten Besuch diesen "Kommunikationskanal" ansprechen. Auch ich lerne an diesen Erfahrungen. Das ständige Kommunikation zwischen Patient und Arzt ein besseres Ergebnis und Erlebnis ermöglichen.


Ivonne

  • Gast
Re: Erfahrung beim Zahnarzt
« Antwort #3 am: 09. Mai 2006, 12:07 Uhr »
Na da bin ich wieder um vom ZA zu erzählen. Ist irgendwie eines meiner Lieblingsthemen derzeit *g* Hoffe, es nervt nicht zu sehr. Aber ich bin so froh und stolz, das muss ich Euch erzählen.

Die Details meiner gestrigen Behandlung spar ich Euch, nicht so appetitlich. Aber die Umstände, wie ich ohne Begleitung des ZA dennoch schön in Trance ging, fand ich nennenswert. Ich war gestern mal wieder nervös, bzw unruhig. Zu Hilfe nahm ich dann ein paar Bachblütentröpfchen, war wirklich unter Stress, weil ich im Parkhaus so nervös beim Einparken werde, dass ich kaum runter gekommen bin und an die bevorstehende Prozedur dachte. Keine Angst, nur son Grummeln. Na bis ich dann da war, bin ich ruhiger gewesen. Der Doc fragte mich, mit Begleitung? Ich nee, versuchs mal so, aber mit Musik schon. Habe dann während der ganzen Zeit gleichmäßig tief und ruhig in den Bauch geatmet und Suggestionen gegeben, wie: Das Geschehen um mich herum wird mir allmählich gleichgültig, der Doc weiß was er tut, es braucht mich nicht zu interessieren, wenn immer es wirklich weh tun sollte, dann schließ ich meine Augen, das vertieft meine Trance etwas mehr, aber es kann nicht weh tun, da alles betäubt ist etc. Und wenn der Doc sagt, es ist vorbei, dann bin ich wieder hellwach und erfrischt und klar.

Ja, er hat gebohrt und andere Sachen gemacht, aber es war wirklich nicht schlimm, als er dann aber eine gewisse Sache gemacht hat, die mir unangenehm war, so dass es brannte (schmeckte wie Zitronenzeugs), schloss ich meine Augen kurz und dann weiter gleichmäßig in den Bauch geatmet. Dann hab ich also zum ersten Mal die Behandlung bis auf diesen Moment mit offenen Augen verfolgen können, ohne Unbehagen zu spüren. Denn Ihr wisst ja, mit offenen Augen kann man genauso gut in Trance sein, wie mit geschlossenen.

Da dies nicht mein letzter Besuch war, würde ich beim nächsten Mal mir wünschen, dass es ohne Betäubungspritze geht. Wenn mir das gelungen ist, das wäre ein noch größeres Erlebnis für mich.

Miraculus

  • Gast
Re: Erfahrung beim Zahnarzt
« Antwort #4 am: 09. Mai 2006, 12:26 Uhr »
Hallo Ivonne,

gut gemacht! ;)

Offline Lutz

  • Admin
  • Beiträge: 3.019
  • Geschlecht: Männlich
Re: Erfahrung beim Zahnarzt
« Antwort #5 am: 09. Mai 2006, 17:05 Uhr »
Klasse!  :)
Ich finde, solche persönlichen Schilderungen beeindrucken viel mehr als irgendwelche theoretischen Abhandlungen in Büchern und dürften Interessierte auch bei Interesse zum Nachfragen und ggf. auch Nachmachen ermuntern. Danke für deinen Bericht "aus erster Hand"! (pardon - Mund  ;D)

Lieben Gruß
Lutz

Ivonne

  • Gast
Re: Erfahrung beim Zahnarzt
« Antwort #6 am: 22. Mai 2006, 12:02 Uhr »
Na super.
Heute war ich "ausgerüstet" und wollte meine Behandlung ohne Spritze machen.
Da kamen voll die Suggestionen von meinem ZA, ob ich denn ganz Mutig geworden wäre.
Er hat dann erklärt, wie ach so kompliziert die Behandlung werden würde. Mit desinfizieren, auspülen etc., so dass ich den Eindruck bekommen sollte, es könnte echt weh tun. Dabei war es nur eine Füllung zu ersetzen, die rausgefallen war. Er meint, er möchte nicht zerstören, was wir zusammen aufgebaut haben. Mein Vertrauen zum Zahnarzt und hat die Behandlung nicht durchgeführt. Ein Neuer Termin muss dafür her und er will unbedingt die Spritze benutzen.
Was haltet Ihr davon?

Offline Lutz

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Re: Erfahrung beim Zahnarzt
« Antwort #7 am: 22. Mai 2006, 15:06 Uhr »
Hallo Ivonne,

Zitat
Er meint, er möchte nicht zerstören, was wir zusammen aufgebaut haben. Mein Vertrauen zum Zahnarzt und hat die Behandlung nicht durchgeführt.

ich geh mal davon aus, dass er es "gut meint" und deinem Vorhaben nicht recht traut, weil er eben der Hypnose nicht recht traut. Nun könntest du versuchen, ihn langwierig aufzuklären, was aber wohl ein aufwändiges Unterfangen wäre, denn seine bedenklichen Ausführungen lassen erkennen, dass er sich mit (hypnotischen) Suggestionen und deren Wirksamkeit nicht wirklich auskennt.

Oder du lässt dir einfach die Spritze geben und gut ist.
Oder du erinnerst ihn an sein "Dienstleistungsverhältnis", dass du also bezahlst und er deinen Wünschen bitte entsprechen soll.
Oder du wechselst den Zahnarzt.

Wahlmöglichkeiten hast du jedenfalls einige...  :)

Lieben Gruß
Lutz

 

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