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Autor Thema: Hypnose und Schlaganfall  (Gelesen 6470 mal)

Offline Katharina

  • HypnoSequenz
  • Beiträge: 115
Hypnose und Schlaganfall
« am: 10. Apr 2015, 07:26 Uhr »
Guten Morgen zusammen,

Ich bins mal wieder, habe eine seltsame Aufgabe, bzw. Frage.

Diesen Mittwoch kam jemand zu mir zur Hypnosesitzung mit einem Handicap - Seltsam, dass die Leute mit einer Behinderung oder einem Handicap irgendwie immer bei mir landen - aber jedenfalls hatte diese Klientin vor sechs Jahren einen Schlaganfall gehabt und kann seitdem ihre linke Hand nicht mehr so gut gebrauchen. Sie stellte schon fest, dass ihre Hand sich im Schlaf öffnet und sie die Hand dann auch morgens bewegen kann. Im Laufe des Tages aber krampft sie dann die Hand aber ziemlich zusammen und kann nicht mehr locker lassen. Sie war jetzt zur Reha gewesen und dort hat man ihr zu Entspannungsübungen und Achtsamkeitsübungen geraten. Nach neurologischen Befunden seien die Muskeln und die Nerven so weit in Ordnung, sodass sie ihre Hand eigentlich bewegen können müsste. Daher wurde ihr in der Reha neben physiotherapeutischen Übungen, zu denen sie auch hingeht, zu Tiefenentspannungsübungen geraten. Daher dachte sie, sie kommt dann jetzt zu mir.

Ich sagte ihr, als HP Psych mache ich sowieso grundsätzlich keine Heilversprechen und ich möchte ihr auch nicht versprechen, dass die Hypnose sie heilen könnte. Ich kann mir aber vorstellen, dass Hypnose bei der Heilung unterstützen kann in diesem Fall, dass wir Selbsthypnosetechniken einüben könnten, damit sie sich auch Tags über selbst in einen Zustand der Tiefenentspannung bringen kann.
Dabei dachte ich aber auch noch, ob vielleicht irgend ein Teil in ihr vielleicht nicht will, dass sie "loslassen" kann und ihre Hand deshalb sich nicht lockern kann. Für irgendwas muss das ja gut sein, man kümmert sich um mich?

Sie fragte mich auch, ob man in Hypnose so weit zurückgehen müsste bis zu dem Zeitpunkt, wo sie die Hand noch bewegen konnte noch vor dem Schlaganfall. Ich antwortete dann, dass ich das jetzt noch nicht unbedingt für so sinnvoll halte. Wir machten dann erst mal eine einfache Entspannungsübung, damit sie das überhaupt einmal kennen lernt und dann weiter überlegen kann, wie es ihr dabei ging. Autogenes Training oder ähnliches hatte sie sich vorher nie getraut, weil sie niemanden gefunden hat, dem sie da vertrauen konnte.

Was sind denn eure Meinungen?

Freue mich auf Antwort.

Viele liebe Grüße

Katharina

Offline Flesh

  • Beiträge: 9
Re: Hypnose und Schlaganfall
« Antwort #1 am: 10. Apr 2015, 09:22 Uhr »
Hallo

Spannende Ausgangslage.

Was mich interessieren würde, wäre ob die Klientin während der Hypnose ihre Hand bewegen kann? Kannst Du während der Hypnose das gleiche Gefühl wie über Nacht/morgens bei ihr auslösen?


Offline Katharina

  • HypnoSequenz
  • Beiträge: 115
Re: Hypnose und Schlaganfall
« Antwort #2 am: 10. Apr 2015, 14:29 Uhr »
Hallo,

Eine interessante Frage. Dazu möchte ich sagen, ich verstehe die Hypnose so als etwas, womit man den Klienten begleitet. Ob der Klient die Suggestionen annimmt und dann mit den gewünschten Zielen gleich folgt oder auch nicht, bestimme nicht ich, sondern der Klient selber. Also ich, die in dem Fall hypnotisierende, bin "nur" der Wegweiser. Folglich habe ich auch nicht gleich erwartet, dass sie gleich in der ersten Hypnosestunde ihre Hand bewegen kann, sondern, ich wollte erst mal, dass sie sich überhaupt entspannen kann und so etwas wie Wärme in den Händen spüren kann. Interessanterweise erzählte sie mir nach der Hypnose, dass ihr Physiotherapeut mal sagte, sie krampfe auch sehr stark in den Armen und in den Schultern und immer, wenn ihr Physiotherapeut sagte, sie solle mal die Schultern lockerlassen, hat das nie so richtig funktioniert. Aber als ich in der Hypnose zu ihr sagte, ihr Körper könne jetzt sein gesamtes Gewicht der Unterlage anvertrauen und sie kann jetzt vielleicht spüren, wie Wärme vom Nacken über die Schultern und die Arme fließt und die Schultern locker werden, da konnte sie spüren wie sie ihre Schultern entspannen konnte. Folglich bedeutete das für mich, dass dies das erste war, was sie in der Hypnose von mir auch so annehmen konnte. Also einen ersten Schritt in die gewünschte Richtung, noch vor dem großen Wunsch, ihre Hand bewegen zu können.

Lieben Gruß Katharina

Offline Lutz

  • Admin
  • Beiträge: 3.019
  • Geschlecht: Männlich
Re: Hypnose und Schlaganfall
« Antwort #3 am: 11. Apr 2015, 01:18 Uhr »
Hallo ihr,

@ Katharina:

Wenn dir deine Klientin sowas mitgeteilt hat: "Nach neurologischen Befunden seien die Muskeln und die Nerven so weit in Ordnung, sodass sie ihre Hand eigentlich bewegen können müsste", ist das für die Betroffene eine doofe Situation. Denn mit anderen Worten heißt das ja: "Dein Körper ist in Ordnung, aber DU machst was falsch!"

Unabhängig davon, wo man da eine Grenze zwischen Körper und Geist ziehen will oder soll, bleibt damit sowas wie "Schuld" oder "Unvermögen" an der Klientin kleben. Vielleicht ist es eine gute Idee, die Patientin mal dahingehend zu entlasten und ihre Hand als eigenständige Instanz zu behandeln, die selbst entscheiden kann, wann sie was tut oder nicht tut. Dass sowas kein Unfug ist, zeigt die bekannte Handlevitation. Auch dabei macht so eine Hand, was sie will - losgelöst von bewussten Absichten des Probanden. Der kann eventuell sogar dagegen ankämpfen, dass sich die Hand bei der Levitation hebt, aber das nützt nichts. Die Hand führt ihr Eigenleben - so wie bei deiner Klientin.

Diese neue Sichtweise hätte eine Entlastung deiner Klientin zur Folge und darüber hinaus auch einen Perspektivenwechsel: Was können WIR tun, damit deine Hand zukünftig noch besser funktioniert? Deine Klientin würde damit von der "Unfähigen" zur Co-Therapeutin. Ich denke, dass ihr das gefallen könnte.

Ich glaub, ich hatte es schon mal irgendwo geschrieben: Eine ehemalige Klientin von mir (Hypnotiseurin und damit fachlich durchaus im Film) erlebte es regelmäßig nach Hypnosen, dass nach der Beendigung ihre linke Hand noch für etwa 10 Min. oder so unbeweglich blieb. Während die Klientin selbst schon längst wieder "klar" war, ließ sich ihre Hand stets und demonstrativ noch Zeit. Wir kannten das Spiel schon und es beunruhigte uns auch nicht. Hände können tatsächlich ihr Eigenbleben führen - auch ohne gewollte Levitation. :)

Apropos Levitation: Würde eine Levitation der gesunden Hand der Klientin vielleicht helfen, eine Autonomie auch der kranken Hand anzuerkennen? Was wäre, wenn die gesunde Hand bei einer Levitation die eingeschränkte Hand ergreift und damit "ihr Wissen und ihre Fähigkeiten" an diese weitergeben würde?

Zitat
Autogenes Training oder ähnliches hatte sie sich vorher nie getraut, weil sie niemanden gefunden hat, dem sie da vertrauen konnte.

Wenn sie da Vorbehalte hat(te) und sich das für eure Arbeit als hinderlich herausstellen sollte, könntest du auch das nutzbringend mit einbetten, indem du dir die Genehmigung holst, (erstmal) nur ihre Hand zu hypnotisieren, während die Klientin selbst aber bitte hellwach bleiben möge und bitte "nicht unkontrolliert in Trance gehen solle". Während so eine Suggestion das Bewusste beruhigen und entlasten kann, hat das Unbewusste natürlich längst kapiert, was das auch bedeutet - dass sie nämlich kontrolliert durchaus in Trance gehen kann... ;)

Auch könntest du bei so einer "Hand-Trance" versuchen, dich mit ideomotorischen Signalen der betroffenen Hand eben mit dieser Hand zu unterhalten, indem du sie in deine Hand nimmst und auf Reaktionen in Form von Muskelzuckungen achtest. "Hallo Hand, fehlt dir noch etwas, bevor du wieder besser mitarbeitest? Gibt es etwas, das du als erstes tun möchtest, wenn du wieder frei beweglich bist?" usw. Wie in diesen beiden Fragen angedeutet, kann man dabei auch noch Suggestionen einbauen ("Du wirst wieder besser mitarbeiten und frei beweglich sein").

Am Rande ein Hinweis: Bei so einer Schilderung, dass die Hand nachts und am Morgen aktiver sei, würde ich einen kleinen Gedanken darauf verschwenden, dass das vielleicht gar nicht stimmt. Es kann ja keiner überprüfen und vielleicht ist es eine "Notlüge" um zu zeigen, soo schlecht bin ich nicht... aber egal.

Wenn die Mitarbeit der linken Hand bisher aber tatsächlich zeitabhängig ist (nachts / morgens), dann könntest du auch mit der Zeit herumspielen: Trägt deine Kientin eine Armbanduhr? Rechts oder links? Was passiert, wenn mal die Seite gewechselt wird? Was passiert, wenn die Klientin z.B. während einer Hypnose / Entspannung die Uhr mal auf morgens verstellt? Das könnte man tun, ohne auf eine Beweglichkeit der Hand zu drängen, sondern einfach nur um zu ermitteln, ob das einen Unterschied im Empfinden der Klientin macht.

Und wenn man solche "direkten" Interventionen nicht anwenden möchte, gibt es ja auch noch die Heilschlaf-Hypnose.  ;)

Lieben Gruß
Lutz

Offline Katharina

  • HypnoSequenz
  • Beiträge: 115
Re: Hypnose und Schlaganfall
« Antwort #4 am: 13. Apr 2015, 05:38 Uhr »
Hallo zusammen,

jetzt erst mal danke für eure Ideen.

Ja, Lutz, die Idee zu Schuldgefühlen der Klientin wie "Du machst was falsch", die hatte ich auch schon gehabt oder versuchen, das Wissen und Können der rechten Hand mit einzubetten, dass die rechte Hand dieses an die linke Hand weitergeben möge oder so ähnlich. Und auch die Idee, die linke Hand einfach in meine zu nehmen und mit ideomotorischen Signalen zu arbeiten, die hatte ich auch schon.
Aber das mit der Armbanduhr, diese einfach mal während der Sitzung auf die Aufstehzeit am Morgen zu stellen, das ist was, das könnten wir mal ausprobieren. Ob das gelogen war, dass die Klientin morgens ihre Hand bewegen könnte, weiß ich nicht. Ich hatte aber schon manchmal das Gefühl, dass sie viel davon erzählt, was sie wann machen kann. So ähnlich als würde sie damit sagen wollen: "So schlecht bin ich gar nicht."

Die Heilschlafhypnose hab ich ja so noch nicht gelernt, die will ich ja noch machen. Aber vielleicht mache ich auch mal eine Sitzung zum Thema Lösungen finden von Problemen. Habe ich mir auch schon überlegt.
Aber ich habe ja auch erst letzten Mittwoch angefangen, mit ihr zu arbeiten.

Ich werde mir das auf jeden Fall merken und gucken, was sich von den Gedanken mit einbauen lässt.

Liebe Grüße Katharina

 

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