Tolles mit der Hypnose erlebt

[Katharina]

Hallo zusammen,

selten, dass ich mal wieder was schreibe, aber heute möchte ich einfach mal was tolles berichten. Auch das ist wichtig, finde ich.
Gestern war ein Klient mit Spannungskopfschmerzen zu mir gekommen, der es mal mit Hypnose versuchen wollte. Ich war ein bisschen nervös am Anfang, weil ich erst mal wieder in die Materie reinfinden muss. Ich hatte wegen eines sehr plötzlichen Trauerfalls in der Familie im letzten Jahr sehr lange ausgesetzt mit dem praktizieren, weil dann erst mal Familie sehr wichtig war. Der Bruder meines Mannes verstarb nämlich mit 35 an Herzversagen. Und ich kannte ihn auch ziemlich lange, wir waren nämlich beide auch noch auf der gleichen Schule und hatten uns immer viel erzählt.
Aber zurück zum Thema, was ich eigentlich schreiben wollte, jetzt seit dem Frühling ist so langsam mal wieder die Zeit, neu zu beginnen oder da weiterzumachen, wo ich im letzten Jahr so abrupt aufgehört habe. Ich hatte einfach wirklich lange nichts mehr gemacht mit der Hypnose, weil ich mich selber wohl erst mal sortieren musste und hatte dann auch nicht mehr so richtig das Zutrauen oder das Selbstvertrauen in mich selbst und die eine oder andere Hilfe, von der ich hoffte, sie würde mir helfen, half in Wirklichkeit nicht.
Na jedenfalls war gestern dieser Kopfschmerzmensch bei mir, der schon seit 30 Jahren wohl unter Spannungskopfschmerz leidet und wohl auch schon alles mögliche versucht hat. Bevor ich dann mit der Hypnose angefangen habe, haben wir uns darüber unterhalten, was ihn total entspannt, wobei er sich vollkommen erholen kann und darüber auch seinen Kopfschmerz ein bisschen vergessen kann. Dann habe ich ihn gebeten, seinem Kopfschmerz eine Gestalt oder ein Gesicht oder eine Form zu geben. Das habe ich mal in irgend einem Bericht aus der Psycho-Onkologie gelesen, dass das helfen kann, sich nicht mehr so ohnmächtig und hilflos ausgeliefert zu fühlen.
Ja ja ich weiß, ich lese, lese, lese furchtbar viel...
Jedenfalls konnte sich dieser Mensch während der Übung wirklich vorstellen, wie er seinen Schmerz in die Hand nimmt und ihn aus seinem Kopf immer weiter nach unten zum Boden und ihn aus seinem Körper herausführt.
Und in der Einleitung ist er auf seinem Fahrrad immer weiter bergab gefahren. Wir haben jetzt weitere Termine gemacht.
Das ist jetzt nicht als Eigenwerbung gedacht, ich wollte einfach mal was tolles erzählt haben. Müssen ja hier nicht immer nur schwierige Situationen reingeschrieben werden, sondern ruhig auch mal etwas, womit man Erfolg gehabt hat, zumindest für jetzt.
Das ermutigt vielleicht auch so ganz ganz neue, die ganz frischmit dem Hypnotisieren anfangen.
Komisch, wie sehr menschliche Sachen da manchmal mit reinspielen können.
Hier bei uns in Freiburg scheint die Sonne den ganzen Tag.

Jetzt fehlt mir zu meinem Alles-wird-gut-werden-Gefühl noch eine Austauschgruppe mit praktizierenden vor Ort. Aber vielleicht findet sich die ja auch noch.

Dann erst mal liebe Grüße mit viel Sonne und ein schönes und gutes Wochenende

Katharina

[Lutz]

Hallo Katharina,

ich denke, dass für viele Leser/innen solche "Erfolgsberichte" viel anschaulicher und aussagekräftiger sind als manch theoretische Diskussion, nicht nur für (angehende) Hypnotiseure, sondern natürlich auch für Leute, die nach Hilfe suchen.

Das wäre eine gute Werbung für die Hypnose und wenn man dann damit durch die Hintertür auch ein bisschen für sich werben würde, ist dagegen ja gar nichts zu sagen. 

Lieben Gruß
Lutz

[Katharina]

Hallo Lutz,

wollte schon noch antworten, komme aber irgendwie erst jetztdazu. Irgendwie ist gerade auch wenig los im Forum.

Ja, solche Erfolgsberichte sind schön praktisch und anschaulich. Ich war wohl schon immer mehr die praktische, die, wenn ich irgendwas erklären soll, mit Beispielen daherkommt.

Ja, dieser Kopfschmerzmensch, da weiß ich auch noch nicht so richtig, wie es weitergehen soll. Meine Vorstellung war ja, sich dann nach ein paar ersten Übungen der Entspannung, sich mal dem Kopfschmerz zu nähern, weil der Schmerz will einem ja immer etwas sagen. Nur glaube ich, für ihn ist gerade einfach nur wichtig, er kann bei mir einfach mal entspannen und ein bisschen Entspannung lernen. Sollte ich das dann erst mal so auf der Entspannungsschiene laufen lassen?
Dann muss er ja auchnoch Medikamente nehmen, die ihm die Spannungskopfschmerzen nehmen sollen wie Amitryptelin. Ich hoffe, ich habe das jetzt richtig geschrieben.
Im Lehrbuch steht ja immer so hübsch, die Medikamente sollten abgesetzt werden. Aber meine Intuition sagte mir plötzlich, ich sollte in seine Medikation besser nicht eingreifen, sondern, er soll merken können, dass seine Kopfschmerzen auch so mit Entspannungsübungen besser werden, sodass er vielleicht von alleine darauf kommt, dass er die Medikamente irgendwann nicht mehr braucht.

Seltsam, erst machst du so eine Ausbildung, dann machst du Prüfungen und dann fängst du an mit arbeiten und dann kommen die Fragen, die in der Lehrzeit gar nicht kommen konnten und der Lehrer von der Schule ist jetzt natürlich auch nicht mehr einfach so in deiner Nähe, den du fragen könntest. Ich fühle mich gerade so, als würde ich erst jetzt anfangen mit dem Lernen. :-)

Lieben Gruß Katharina

[Lutz]

Hallo Katharina,

Sollte ich das dann erst mal so auf der Entspannungsschiene laufen lassen?

so aus der Ferne lässt sich das für mich nicht sagen. Aber entscheidend ist für Betroffene ja oft die Erkenntnis/Erfahrung, dass sie nicht handlungsunfähiges Opfer ihrer Schmerzen sind, sonden die Schmerzen tatsächlich beeinflussen können, z.B. durch Entspannungsübungen. Dazu kann man mit den Schmerzen auch ein bisschen rumspielen und mal probieren, wie man die Schmerzen stärker (!) werden lassen kann - warum stärker? Weil das "harmloser" ist. Man möchte die Schmerzen im Ergebnis natürlich schwächer werden lassen oder ganz wegkriegen, aber manchmal kann es sinnvoll sein, sie erstmal stärker werden zu lassen, da hat man weniger Erfolgsdruck. Falls es nicht klappt, ist das nicht schlimm, aber wenn es klappt, zeigt sich dadurch, dass die Schmerzen beeinflussbar sind. Und wenn sie schon mal beeinflussbar sind, kann man sie natürlich auch schwächer werden lassen.

Vielleicht hilft auch eine Metapher aus der Vorstellungswelt des Patienten. Man könnte z.B. von einem Dompteur sprechen... natürlich ist so ein Löwe stärker, aber irgendwie kriegt so ein Dompteur es hin, dass sich der Löwe handzahm gibt. Und Löwen können viel bedrohlicher sein als Schmerzen.

...und dann kommen die Fragen, die in der Lehrzeit gar nicht kommen konnten... [...] Ich fühle mich gerade so, als würde ich erst jetzt anfangen mit dem Lernen.

Ich denke, jede noch so gute Ausbildung kann höchstens vorbereiten; aber wirklich lernen kann man nur in der Praxis im Umgang mit den Menschen. Und wenn jemand bei jedem neuen Klienten neu mit dem Lernen beginnt, ist derjenige mir viel sympathischer als der, der schon meint, alles zu wissen und den Klienten in seine (des Beraters/Therapeuten) enge Schubladen presst.

Lieben Gruß
Lutz

[Katharina]

Hallo Lutz,

Danke für deine Antwort. Schmerzen stärker werden lassen, in dem der Klient mal rumprobiert, hm, könnte ich mal ausprobieren, hast Recht. Hab ich mich zu vor so noch nie getraut. Aber im Grunde ist es ja genau so, erinnert mich irgendwie gerade an jemanden der das Schwimmen lernt und eigentlich Angst vor dem Wasser hat.
Ja, ich habe auch Schwierigkeiten mit Beratern oder Therapeuten, die meinen, sie wissen alles, weil sie da und dort gelernt haben. Ich denke mir dann immer, wissen kann man nie alles und jedes, weil immer was neues kommt. Ich habs auch manchmal gerne, wenn jemand sagen kann, das er nicht weiß.

Die Ideen kann ich mal ausprobieren, wenn es denn dran kommt. Habe mich auch schon durch andere Forumbeiträge durchgelesen, da kommen auch tolle Ideen, die ich probieren kann, umzusetzen. Aber erst mal wieder sehen wie es dem Klienten beim nächsten Termin geht.

Lieben Gruß Katharina