Heilschlafhypnose wirkt nicht? gibts das?

[Katharina]

Hallo ihr lieben,

nach einer gefühlten Ewigkeit schreib ich hier auch mal wieder etwas... Ich war in letzter Zeit so beschäftigt mit meiner eigenen Versenkung in neue Möglichkeiten.

Na wie dem auch sei, ich habe hier ja mal etwas geschrieben zu einem Klienten, der zu mir kam mit Spannungskopfschmerzen. Auch schrieb ich, dass er es dann hier während der Sitzungen bei mir gut schaffte, seinen Kopfschmerz in die Handzu nehmen und ihn langsam aus dem Körper herauszuführen. Nur war immer der Haken, bei sich Zuhause schaffte er es nicht. Das bedeutete für mich, es war nur dann möglich für ihn, über seinen Schmerz Herr zu werden, wenn er bei mir war. Wir haben es auch auf seinen Wunsch hin mit Aufnahmen von Hypnosesitzungen auf seinem Handy versucht, die er dann mit nach Hause nehmen und dann bei sich damit üben könne. Das Ergebnis war ähnlich, was Zuhause nur schwer ging, war bei mir anscheinend ganz leicht. Das wollte ich auf Dauer so überhaupt nicht.
Als ich ihm dann vorschlug, mal seinen Alltag Zuhause mehr zu beleuchten, anstatt immer nur so vor uns hin hypnotisieren, meinte er, das habe er alles schon hinter sich, das habe nicht geholfen und mehr wollte er auch nicht darüber reden. Im Laufe der wenigen Sitzungen dachte ich dann auch manchmal, er wolle vor irgend etwas flüchten.

Dann habe ich irgendwann gedacht, wenn er keine Fragen zu seinem Alltag oder seinem Zuhause hier besprechen will, probieren wir es mal mit der Heilschlafhypnose. Nun bin ich ja voll der Fan von der Heilschlafhypnose, weil man da voll bei sich selbst sein kann, so hab ich das empfunden. Ich habe auch selber schon für mich feststellen können, dass mir selbst das Verfahren weitergeholfen hat oder das, was ich da so in meiner eigenen Trance erlebt habe. Davon völlig begeistert dachte ich, am besten hilfst du anderen mit dem, was dir selbst am meisten bis jetzt gebracht hat. Außerdem dachte ich, wenn ich bei diesem Klienten ein Verfahren anwende, bei dem ich ihm gar nichts mehr suggeriere, sondern ihn selbst seine Lösung finden lasse, dann könnte er sich auch davon ablösen, dass Hypnose nur dann wirklich die gewünschte Wirkung habe, wenn er in meiner Nähe sei. Dann würde er sich langsam aus diesem merkwürdigen Abhängigkeitsverhältnis lösen können, hoffentlich.

Bei der nächsten Sitzung erzählte ich ihm dann von der Heilschlafhypnose und erklärte ihm, was das genau ist, woher es kommt. Ich hab ihm auch einen Stuhl für Veränderung suchen lassen. Das ging nicht so einfach, denn er wusste im ersten Moment überhaupt nichts damit anzufangen, warum er sich nun einen Platz suchen sollte, der für Veränderung stehen sollte. Dann begannen wir mit der Hypnose und am Ende fragte ich ihn, ob er in der Zukunft für sich eine Lösung gesehen hat oder ob er überhaupt irgend etwas hatte sehen oder wahrnehmen können, was vorher noch nicht da war, ob ihm irgendwas besonderes auffiel in der Trance. Er sah nichts, wie er mir dann erklärte.
Das ist der erste Mensch, mit dem es mir wirklich so geht.
Wir vereinbarten, er würde sich dann noch mal melden, wenn er noch mal wiederkommen möchte. Er meldete sich lange Zeit dann nicht mehr und gestern rief ich ihn einfach mal an, um zu fragen, wie es ihm jetzt geht. Er beschrieb mir, dass er nicht weiterkommen könne mit seinem Kopfschmerz. Die hypnotischen Interventionen würden ihm zwar helfen bei dem Einschlafen, aber ansonsten würde es ihm irgendwie nicht weiterhelfen. Ich hakte dann bei dem Einschlafen nach. Eben, weil er meinte, beim Einschlafen würde es ihm helfen. Er erzählte mir dann, dass er sich vor dem Einschlafen immer meine Aufnahme anhören würde und das würde ihm beim Einschlafen helfen.

Ich sagte ihm dann vorsichtig, dass ich denke, es ist nicht Sinn und Zweck der Sache, wenn er immer meine Aufnahme braucht, um irgend etwas erreichen zu können. Und während dem Telefonat dachte ich irgendwie an einen kleinen Jungen, der irgendwas noch nicht richtig alleine kann oder der sich nicht richtig beachtet gefühlt hat irgendwann und es war niemand für ihn da, der ihm da geholfen hat. Und ich dachte auch noch, vielleicht war ich so begeistert von der Heilschlafhypnose, dass ich da mit vollem Elan ran bin, so nach dem Motto, das muss ja helfen und habe dabei vergessen, dass es eben nicht unbedingt muss.

Mein Mann sagte mal zu mir, alle Menschen fänden Hypnose faszinierend und noch faszinierender finden sie dann einen Menschen, der das "Kann". Ich solle aufpassen, dass mein Klient nicht mich so faszinierend findet und dass es deswegen so seltsam ist. Darüber wollte ich bis jetzt nicht nachdenken. Manchmal erzähle ich meinem Mann davon, was ich so in der Arbeit mit Menschen erlebe, natürlich ohne Namen.

Jedenfalls meinte mein Klient am Ende des Telefonats, er würde sich noch mal melden, wenn er noch mal kommen würde. Er würde das jetzt erst mal mit seiner Frau besprechen. Komisch. Die nächste Frage die mir dann kam, wieso muss er das mit seiner Frau besprechen? Von wem ging denn da wirklich die Motivation aus?

Am Anfang, als er das erste Mal zu mir kam, wollte er eine Hypnose oder einen Hypnosetrick und der Kopfschmerz sei damit weg. So ähnlich erklärte er mir das. Er dachte sich, Hypnose und der Kopfschmerz ist weg.

Vielleicht hat irgend jemand noch eine andere zündende Idee.

Gibt es auch echt Menschen, bei denen die Heilschlafhypnose wirklich nicht hilft? Finde ich irgendwie seltsam. aber, hm, andererseits, warum nicht.

So, jetzt hab ich voll viel geschrieben.

Liebe Grüße Katharina

[Lutz]

Hallo Katharina,

um erstmal allgemein auf die Frage deiner Überschrift dieses Threads einzugehen: Ja, das gibt's, dass auch die Heilschlafhypnose nicht wirkt. Wie du ja weißt, setze auch ich die Heilschlaf-Hypnose oft und gerne und auch mit gutem Erfolg ein, aber auch sie ist kein Verfahren, das nun garantiert immer und bei jedem Anlass helfen würde. Wenn sie allerdings nicht hilft, liegt das möglicherweise gar nicht an der Heilschlaf-Hypnose...

Und damit zu dem von dir geschilderten Fall.

Ich hab ihm auch einen Stuhl für Veränderung suchen lassen.

Für Mitlesende, die diese Technik mit dem Stuhl nicht kennen, kurz zur Erklärung in Kurzform: Man lässt den Klienten im Vorgespräch bei 2 Stühlen bestimmen, welcher Stuhl symbolisch für die gewollte Veränderung steht und welcher für "alles bleibt so, wie es ist" steht und bittet den Klienten dann, sich nacheinander auf die beiden Stühle zu setzen und dabei auf seine Empfindungen zu achten. Dies dient dazu, dessen unbewusste und emotionale Motivation zu testen. Ist jemand gut für eine Veränderung motiviert, wird er sich auf dem "Veränderungsstuhl" wohler fühlen und diesen Stuhl dem "alles bleibt so-Stuhl" vorziehen. Nimmt jemand gar keinen Unterschied wahr, kann dies bedeuten, dass er nicht hinreichend motiviert ist und/oder eine Veränderung gar nicht will.

Und ich befürchte, dass genau dies bei deinem Klienten, Katharina, der Fall ist. Nicht nur, weil er mit den Stühlen offenbar nichts anfangen konnte, sondern weil er nach deiner Schilderung eine strikte Trennung vornimmt zwischen dem, was bei dir passiert, und dem was "zuhause ist". Letzteres will er ja offenbar nicht nur nicht ansprechen, sondern wohl auch bei dir für sich selbst ausklammern und unberücksichtigt lassen. Wenn er es dir gegenüber nur nicht ansprechen wollte, aber an einer Behandlung des Themas durchaus interessiert wäre, dann könnte auch dabei die Heilschlaf-Hypnose gut helfen. Aber wenn er die Einstellung hat, die Dinge seien eben so, wie sie sind, und daran wolle er nicht rumschrauben - ja dann wird genau das passieren, was du berichtest: Bei dir geht es ihm besser, zuhause bleibt alles unverändert.

Da kannst du dann nichts dafür, da kann auch die Heilschlaf-Hypnose nichts dafür, da stellt dann das "Mauern" deines Klienten ein unüberwindliches Hindernis dar. Man kann nur soviel helfen, wie ein Klient es zulässt...

Lieben Gruß
Lutz

[Katharina]

Hallo Lutz,

Vielen Dank für deine Antwort. Hm, ja, so etwas ähnliches dachte ich mir manchmal auch schon, dass mein Klient einfach nicht hinreichend motiviert ist und die Veränderung nicht so will, bzw. nicht gewillt ist, selbst mit zu wirken. Hm, traurig, aber wahr, da kann man dann wohl nix machen, da kann ich dann wohl nichts mehr tun.
Ich fragte ihn gestern, ob er dann überhaupt noch mal kommen wollte, weil es sich für mich genau so anhörte und daraufhin sagte er dann am Telefon wirklich, er wisse nicht. Er fragte mich dann, was ich denke, was wir jetzt mit seinem Kopfschmerz machen sollten. Ich erklärte ihm, was ich denke, was jetzt zu tun wäre, was ich ihm schon einmal erklärt habe, mit diesem traurigen Gefühl im Bauch, bei ihm werde ich wohl nicht weiterhelfen können. Dann sagte ich ihm aber auch, in wie weit er das noch weiterverfolgen wollte, ob er überhaupt noch mal kommen würde, das liegt ganz bei ihm, ich kann ihm nur den Weg erklären, den ich jetzt mit ihm gehen würde. Na ja, aber andererseits muss ich eben akzeptieren, dass Menschen auch so sein können und mich dann eben auf das konzentrieren, was gerade jetzt ansteht, würde ich jetzt sagen und mich nicht mehr weiter darum so kümmern. Tja, auch das gehört wohl dazu.

Liebe Grüße Katharina

[Lutz]

Hallo Katharina,

die Frage deines Klienten, was ihr mit seinem Kopfschmerz machen sollt, deutet auf so einen typischen "Wasch mich, aber mach micht nicht nass-Klienten" hin. Wenn im Auto eine Warnleuchte aufleuchtet, die anzeigt, dass da am Motor was nicht stimmt, bringt es nichts, sich nur um die Warnleuchte zu kümmern. Die ist ganz offensichtlich völlig in Ordnung.
Wenn derjenige dann aber partout nicht will, dass man mal die Haube öffnet und am Motor nachsieht, ist es schlecht mit einer Hilfestellung...

Bleibt zu hoffen, dass deine Bemühungen langfristig doch eine Wirkung entfalten. Vielleicht führen sie dazu, dass der Klient seine Einstellung irgendwann ändert...

Lieben Gruß
Lutz

[Katharina]

Hallo lLutz,

ja, so ähnlich oder auch ähnlich wie: Mir geht es nicht gut, gib mir ne Pille, die macht, dass es mir besser geht, dann muss keiner nachsehen...
So fühlte es sich manchmal an.

Na ja, was solls... Immerhin schläft er besser...
Ja, Hoffnung kann man  jetzt haben, dass er vielleicht irgendwann seine Einstellung ändern wird. Trotzdem muss ich jetzt einfach weitermachen, mit dem, was es sonst noch so  gibt. Sind ja nicht alle so Trockenduscher.

Liebe Grüße Katharina

[Susanne]

Ich habe ein schönes Bild in der Praxis hängen... da steht ein Satz dabei:

"Sie gefiel mir sehr gut, aber ich wollte noch nicht erlöst werden"

oder um es mit dem Psychologensprech zu sagen: Die Gewinn-Verlust Bilanz steht noch im Negativen,heißt er würde bei einer Lösung seiner Probleme subjektiv gefühlt mehr verlieren als gewinnen.

Oder es gibt einen Anteil seines Selbst, der das eigentliche Problem schützt. durch Nebenkriegsschauplätze, Nicht-Funktionieren von Interventionen, Widerstände usw.

Manchmal kann man dies thematisieren und mit dem Klienten dran arbeiten.
Manchmal muß man halt loslassen.

In diesem Sinne

Schönen Abend noch