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Autor Thema: ADHS und Hypnose  (Gelesen 6332 mal)

Offline JD

  • Beiträge: 13
ADHS und Hypnose
« am: 26. Sep 2016, 08:32 Uhr »
Hallo,
da ich selbst früherer ADHS Patient war und ich letztens durch einen Bekannten, seine Tochter hat ADHS und eine leichte Form von Autismus, habe ich über das Thema nachgedacht.

Für die ,welche ADHS gar nicht kennen:
http://lexikon.stangl.eu/989/aufmerksamkeitsdefizit-hyperaktivitaetssyndrom-adhs/
Wobei es natürlich sehr viele verschiedene Meinungen gibt.

Hab eigentlich zwei Punkte die ich hier erörtern will:

Für ersteren muss ich kurz ausholen...
Bei mir wurde in der 5 Klasse ADHS diagnostiziert. Ich habe daraufhin Ritalin verschrieben bekommen und meine Notenbild hat keine großen Schwankungen, im Vergleich zu der Zeit vor Ritalin, gezeigt (Naturwissenschaften positiv, Sprachen waren eher negativ. Genauso wie früher).

Bei dem Eintritt in 10. Klasse entschied ich mich in weiterem Umfang mit dem Krankheitsbild ADHS zu befassen. Daraufhin stößte ich auf verschiedene Lehrmeinungen, welche mir das Gefühl gaben, dass die Krankheit ADHS nicht existiert bzw. nicht als Krankheit zu betrachten ist (da die Symptome auch bei vielen Größen der Geschichte festgestellt werden konnten).

Daraufhin entschied ich mich das Ritalin abzusetzen und dachte dem entsprechend Positiver. Das Notenbild hat sich drastisch nach oben verbessert. Dabei nahmen die Naturwissenschaftlichen Leistungen ein sehr kleines Bisschen ab aber die Sprachen verbesserten sich gewaltig. Ausserdem erhöhte sich die mündliche Note in nahezu allen Fächern.

Ich habe dafür verschiedene Erklärungen, die ich aber natürlich auf Grund von einer zu kleinen Fallmenge, dennoch fand ich es interessant.

Meine Erklärungen:
1. Man hat sich davor selbst suggeriert, dass man in etwas "schlecht" ist deswegen war man es.
Das würde aber nicht erklären, warum das Notenbild vorher genauso schlecht war.

2. Die Einnahme von Ritalin ist Nachteilhaft.
Das würde aber nicht erklären, warum das Notenbild vorher genauso schlecht war.

3. Allein das positive Denken hat ausgereicht, dass die Informationen besser aufgenommen wurden.

4. Das darüber nachdenken, ob es ADHS wirklich gibt, hat schon gezeigt, dass sich etwas in meinem Gedankenkonstrukt geändert hat und daher der Notenunterschied.

Mein 2ter Punkt:
Mich würde es interessieren, welche Erfahrungen ihr gemacht habt mit der Anwendung der Hypnosetherapie bei ADHS-Patienten.

mfg Natan

Offline Lutz

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Re: ADHS und Hypnose
« Antwort #1 am: 27. Sep 2016, 00:27 Uhr »
Hallo Natan,

ein befreundeter Lehrer sagte mir mal: "Früher bekamen die Kinder ein Pausenbrot. Heute bekommen sie Ritalin."
Damit wollte er darauf anspielen, wie verbreitet die Diagnose AD(H)S und eine Ritalinverabreichung heutzutage im Schulalltag seien.

Ich bin kein Arzt oder Neurobiologe oder so und kann daher kein fundiertes medizinisches Urteil zu dieser - angeblichen - Erkrankung / Diagnose abgeben, aber ich denke, dass das zur Beantwortung deiner Fragen auch gar nicht notwendig ist. Denn unabhängig davon, was denn AD(H)S nun wirklich ist, ob es stets "richtig" diagnostiziert wird und ob es diese Störung in der derzeit gewöhnlich gemeinten Form überhaupt (so) gibt, lässt sich wohl sagen:

Zu 1: Wenn man für sich die Überzeugung gewinnt, in etwas "schlecht" zu sein, wird man höchstwahrscheinlich auch "Schlechtes" produzieren. Dagegen spricht nicht, dass man bis dahin (vielleicht aus einem anderen Grund) bereits "schlecht" war.

Zu 2: Die Einnahme von Ritalin ist höchstwahrscheinlich nachteilhaft - vielleicht gar nicht wegen der chemischen Substanz und damit einhergehender Veränderungen, sondern allein schon wegen des "Stempels", den man dadurch für sich und andere erhält: "Du hast ein Defizit, mit dir stimmt was nicht, du bist anders als gewünscht." Man hat mal Lehrern gesagt, sie würden nun eine Schulklasse mit unterdurchschnittlich begabten Kindern übernehmen (was aber gar nicht stimmte), und siehe da, am Ende des Schuljahres hatten die Schüler auch unterdurchschnittliche Zensuren ("self fulfilling prohecy" auf Seiten der Lehrer).

Zu 3 und 4: Wenn man selbst eine neue innere Einstellung gewinnt, kann die natürlich zu einem veränderten Verhalten führen, bei sich selbst, aber auch bei anderen, die ihrerseits eine Einstellungsänderung bemerken und dann verändert darauf reagieren.

Und zum 2. Komplex:
Eine Therapie bei ADHS-Patienten darf ich ja nicht anbieten und tue sowas auch nicht, von daher habe ich da auch keine Erfahrungen. Ich hatte allerdings schon mehrfach mit Kindern zu tun, die eine ADHS-Diagnose hatten, aber aus anderen Gründen zu mir gebracht worden waren. Und in dem Zusammenhang sind bei mir doch Zweifel aufgekommen, ob die mit ADHS verknüpften neurobiologischen Erklärungsansätze wirklich so stimmen mögen... Wenn es denn angeblich den Patienten aufgrund funktioneller Störungen angeblich nicht möglich sei, sich längere Zeit auf eine bestimmte Sache zu konzentrieren - warum können sie plötzlich stundenlang an ihrem Handy rummachen und "whatsappen" oder auch stundenlang am PC ihr Lieblingsspiel spielen? Das konnten - nach Angaben der verzweifelten Mütter - alle! :)
Auf diese Unstimmigkeit wird ja auch schon indem von dir verlinkten Artikel hingewiesen.

Lieben Gruß
Lutz

Offline JD

  • Beiträge: 13
Re: ADHS und Hypnose
« Antwort #2 am: 27. Sep 2016, 15:26 Uhr »
Danke für die Antwort.

Deine Meinung scheint sich stark mit meiner zu überschneiden, daher Stimme ich dir jetzt mal nicht einzeln mit Zitat sondern einfach gesamt zu.

Mir war gar nicht bekannt, dass Hypnotherapeuten dies nicht behandeln dürfen. Liegt das daran, dass es eine "Krankheit" ist ?
Würde mich mal nebenbei interessieren...

Was mir persönlich halt auch noch durch den Kopf geschossen ist:
Viele ADHS Patienten fangen während den Phasen wo sie sich konzentrieren sollen an zu "träumen", so zumindest nicht fachlich ausgedrückt. Wenn man jetzt überlegt, wie es sich mit der "alltäglichen" Trance verhält, mit dieser ziemlich identisch erscheint. Zumindest für mich.
Ob dieser Gedanke irgendeinen nutzen oder zu einer anderen Sichtweise führt, oder führen sollte, kann ich natürlich nicht universell beantworten.

Offline Lutz

  • Admin
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Re: ADHS und Hypnose
« Antwort #3 am: 28. Sep 2016, 17:09 Uhr »
Hallo Natan,

Zitat
Mir war gar nicht bekannt, dass Hypnotherapeuten dies nicht behandeln dürfen. Liegt das daran, dass es eine "Krankheit" ist ?

einerseits ist es eine psychische Störung (also vereinfachend: Krankheit), andererseits dürfen sich Hypnotiseure ohne Heilberechtigung auch nicht "Hypnotherapeut" nennen (gilt für Deutschland), siehe auch hier, insbesondere Punkt 9:

http://www.hypnose-service.de/forum/index.php?page=Hypnose_Recht

Zitat
Wenn man jetzt überlegt, wie es sich mit der "alltäglichen" Trance verhält, mit dieser ziemlich identisch erscheint. Zumindest für mich.

Jetzt sind wir bei der Frage, ob es sich beim "Träumen" eines AD(H)S-Patienten um ein "trancebedingtes" Träumen handelt, oder um tatsächlich Folge einer Hirnveränderung - ich weiß es nicht.

Lieben Gruß
Lutz

 

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