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Autor Thema: Alkohol- und alles ist anders?!  (Gelesen 9088 mal)

Offline MindCore

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Alkohol- und alles ist anders?!
« am: 02. Nov 2006, 13:27 Uhr »
Moinsen,
Ausgangslage:
In einem Gespräch mit einem guten Freund haben wir uns über die Leistungen des Gehirns unterhalten, halt auch über die Tatsache das das Gehirn blitzschnell die Umwelt abtastet, und prüft, was für uns in der jeweiligen Situation wichtig und was unwichtig ist. Das menschliche Gehirn vergleicht Eindrücke mit bekannten oder schon erlebten Handlungen. Interagieren die zwei Gehirnhälften Hyppocampus (das ist der Teil der zum Abspeichern und Abrufen  von Erinnerungen zuständig ist) und Parahippocampus (der Teil der ein Vertrautheitsgefühl auslöst ) nicht miteinander so entsteht ein Déj? -vu Erlebnis. Uns so weiter......

Diskussion:
Und so kamen wir auf ein sehr interessantes Thema zu sprechen. Vor ein paar Tagen hat er ein Glas zu viel zu sich genommen, und am nächsten morgen einen derben Kater gehabt. Ich zum Glück nicht, da ich fahren musste. :wink2: Am besagten Gesprächsabend teilte er mir mit, dass sein Empfinden z.B. bekannte Gesichter oder bekannte Handlungen völlig fremd vorkämen. Er sieht mich zwar an, nimmt mich auch wahr, aber anscheinend kann ein Teil in seinem Gehirn dieses Gesicht/Handlung nicht als bekanntes einordnen, und so erscheint ihm vieles als fremd. Ein komischer und unheimlicher Zustand wie er diesen beschreibt. ----> Um Missverständnisse aus dem Weg zu räumen: Ja ich kenne diese Person und er mich auch- und das auch seit Jahren.  ;D

  • Kann mir jemand sagen ob der Alkohol (evtl. welche Wirkung) zu diesem Erlebnis beigetragen hat?
  • Was könnte durch den Alk. in seinem Gehirn dazu beigetragen haben? Schließlich kam dieses Empfinden erst nach dem Alk-konsum, was er sonst nie hatte.
  • War ein Teil seines Körper eher mit der Abbauung des Alkohols beschäftigt, sodass  andere Funktionen erstmal warten mussten?

Gruß Eddie

Offline Michael

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Re: Alkohol- und alles ist anders?!
« Antwort #1 am: 02. Nov 2006, 13:50 Uhr »
Alkohol ist ein Zellgift und beeinflusst die Übertrag von Ionen in den Nervenbahnen des Gehirns.
Also würde ich dieses Phänomen eher im Rauschzustand erwarten(höhere Alk. konzentration im Körper)
Soweit ich deinen Beitrag verstanden habe hatte er diese Phänomene erst nach dem Rausch, daher würde ich eher darauf tippen, dass er eher mit dem Alkoholabbau beschäftigt war.

btw: Den Kater verursacht Methanol in Spuren, das ist das Zeug das blind macht ;)

Miraculus

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Re: Alkohol- und alles ist anders?!
« Antwort #2 am: 02. Nov 2006, 15:13 Uhr »
Hallo MindCorc,

so genau kenne ich mich da zwar nicht aus - aber klar kann Betrunkenheit bedeutende Veränderungen der Psyche mit sich bringen und dabei alle möglichen Fähigkeiten beeinträchtigen.
Man spricht ja bei einem starken Rausch nicht umsonst von einer akuten organischen Psychose.

LG Miraculus

Offline Lutz

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Re: Alkohol- und alles ist anders?!
« Antwort #3 am: 02. Nov 2006, 20:59 Uhr »
Hallo ihr,

Zitat
Was könnte durch den Alk. in seinem Gehirn dazu beigetragen haben?

im menschlichen Gehirn laufen ständig komplexe Wahrnehmungs- und Bewertungsvorgänge automatisch und unbewusst ab. Um dabei die schier unendliche Flut eingehender Reize bewältigen zu können, wendet das Gehirn einen Trick an: ihm genügen im normalen Zustand ganz minimale Eckdaten, um eine Sache sicher zu identifizieren. Es benimmt sich dabei ein bisschen so wie ein chipkartengesteuertes Türschloss an einer Tür zum Hochsicherheitstrakt:

Jemand steckt eine Chipkarte hinein, der darauf befindliche Code wird ausgelesen und wenn der "stimmt", meint das Schloss, dass an der Chipkarte auch der rechtmäßige Besitzer dranhängt und schon öffnet es seine Tür.

Aufs reale Leben übertragen, bedeutet dies: wir erkennen an wenigen Details, dass wir es mit einem bestimmten (ggf. vertrauten, bekannten) Menschen zu tun haben. Das ist auch das Prinzip, das hinter den "Prominentenbilderschnipselratespielen" im Fernsehen steht: man sieht eine Nase und ein Stück vom Auge und schon sagt unser Gehirn: Beckenbauer!

Aus einem kleinen Detail wird automatisch zuverlässig aufs Ganze geschlossen. Und damit begnügt sich das Gehirn auch und sieht normaler Weise keinen Grund, dies weiter zu hinterfragen. Stattdessen kann es sich nun, nachdem die Indentifizierung zufriedenstellend abgeschlossen ist, anderen Reizen zuwenden.

Und genau diese automatische "Ich habe zufriedenstellend erkannt und widme mich nun anderen Dingen-Funktion" kann durch äußere Einflüsse (ggf. Alkohol, andere Drogen, Magnetfelder pp.) beeinträchtigt werden.

Wenn also unser Sicherheitstürschloss mit Kumpels eine feucht-fröhliche Nacht durchgemacht hat und am nächsten Morgen mit verquollenem Einsteckschlitz die erste Chipkarte liest, kann es sein, dass der Code als korrekt erkannt wird, aber der innere, sonst automatische Mechanismus, sich allein darauf verlassen zu können, "hakt". Dann fängt das Schloss an zu überlegen: der Code stimmt zwar, aber wie riecht die Karte eigentlich? Hatte die schon immer so ein ätzendes "Blau"? Und war da schon immer ein fettiger Fingerabdruck drauf? Und es beginnt zu zweifeln...

Und genau das war offenbar deinem Kumpel passiert. Er hatte zwar "erkannt", aber das "sich auf wenige Eckdaten verlassen Können" war beeinträchtigt, so dass er in ungewohnter Weise weiter beobachten und hinterfragen musste.

So eine Beeinträchtigung nach einem Alkoholrausch kennen wahrscheinlich die meisten von uns - wenn nämlich am nächsten Morgen alle Geräusche so fürchterlich laut sind. Natürlich sind sie nicht lauter als sonst, aber wir nehmen sie subjektiv lauter war. Warum? Die Intensität einer Reizwahrnehmung hängt immer mit der ihm (unbewusst) zugemessenen Bedeutung zusammen. Und während ein gesunder Organismus Straßenlärm eben nur als Straßenlärm abtut, ist ein alkoholbedingt angeschlagener Organismus in der Beurteilung von Reizen längst nicht so souverän, sondern präsentiert uns den Straßenlärm "zur Sicherheit" lauter als sonst, um uns zu zwingen, da lieber nochmal drüber nachzudenken.

(Anregung für die nächste Party in der Mietwohnung:
Bitte keinen Zettel ins Treppenhaus hängen: "Morgen machen wir eine Party. Wir bitten um Verständnis!", sondern schreiben: "Morgen feiere ich meinen XX. Geburtstag. Dazu kommen Freunde aus dem Ausland, die ich seit 10 Jahren nicht gesehen habe."
Wenn man den Grund für bestimmte Reize (hier: Partylärm) kennt, wird das Geschehen unwichtiger und Lärm wird subjektiv leiser empfunden - das haben empirische Forschungen belegt.  :))


Zurück zum alkoholgepeinigten Kumpel: ich vermute also, dass die "Störung" nicht darin bestand, dass er Personen oder Handlungen unterm Strich nicht erkannt hätte, sondern darin, dass er für diesen Erkenntnisprozess ungewohnt viele Daten und Überlegungen anstellen musste, was einem schon be-fremd-lich vorkommen kann. Das Fremde daran waren aber wohl nicht die Personen, sondern eher sein eigener behinderter, ungewohnt träger und bewusst ablaufender Wahrnehmungsprozess.

Lieben Gruß
Lutz

Offline MindCore

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Re: Alkohol- und alles ist anders?!
« Antwort #4 am: 02. Nov 2006, 22:50 Uhr »
Danke für eure Postings. :)

Gruß Eddie


Offline MindCore

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Re: Alkohol- und alles ist anders?!
« Antwort #5 am: 08. Mär 2007, 18:07 Uhr »
Moinsen,
nun grabe ich mal einen alten Threat wieder auf. Und zwar beziehe ich mich auf folgende Teile:

Zitat
Im besagten Gesprächsabend teilte er mir mit, dass sein Empfinden z.B. bekannte Gesichter oder bekannte Handlungen völlig fremd vorkämen. Er sieht mich zwar an, nimmt mich auch wahr, aber anscheinend kann ein Teil in seinem Gehirn dieses Gesicht/Handlung nicht als bekanntes einordnen, und so erscheint ihm vieles als fremd.

Zitat
  • Kann mir jemand sagen ob der Alkohol (evtl. welche Wirkung) zu diesem Erlebnis beigetragen hat?
  • Was könnte durch den Alk. in seinem Gehirn dazu beigetragen haben? Schließlich kam dieses Empfinden erst nach dem Alk-konsum, was er sonst nie hatte.

Vielleicht noch eine andere Variante, zu den bereits erwähnten Möglichkeiten, die ich durch Zufall in einer Doku gesehen haben. Und zwar gibt es neben einem Déjà-vu-auch das Jamais-vu-Erlebnis. In diesem Zustand wird einer Person, ein Gegenstand, Ort, Person, halt etwas vertrautes obwohl eigentlich bekannt – als völlig fremd oder neu empfunden.

Wikipedia schriebt weiter:

"Das Erlebnis findet unter ähnlichen Umständen wie das Déjà-vu-Erlebnis statt und ist von der gleichen emotionalen Irritation begleitet. Beim gesunden Menschen tritt es plötzlich oder während einer Erschöpfung auf." http://de.wikipedia.org/wiki/Jamais-vu-Erlebnis

Wäre ja im Bezug auf meine Fragestellung sehr wahrscheinlich, denn nach einem Alkoholrausch, kann der Folgetag auch als Erschöpfungzustand bezeichnet werden! ;D In diesem Zusammenhang würde dies auch die andere Sicht meines Freundes belegen. Zumindest für mich.  :)

Gruß Eddie

Offline MindCore

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Re: Alkohol- und alles ist anders?!
« Antwort #6 am: 14. Jun 2008, 13:33 Uhr »
Moinsen,
diesbezüglich bin ich eben zufällig auf folgende Seite gelangt.  :) http://www.wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2004/0210/003_alkohol.jsp

Zitat
Transmittersysteme

An den synaptischen Enden der Nervenzellen werden Substanzen gebildet, die dafür verantwortlich sind, die Übertragung eines Reizes zu steuern. Diese Substanzen nennt man Neurotransmitter. Alle Neurotransmitter, die für die Weiterleitung eines bestimmten Reizes zuständig sind, bilden zusammen ein Transmittersystem. Die Wirkung vieler Gifte und Drogen, wie auch von Alkohol, beruht darauf diese Transmittersysteme zu stören.

Auswirkungen auf das Verhalten

- Einschränkung des Sehfeldes und Probleme bei der Entfernungseinschätzung, Gesichtsfeld ist eingeengt
- Abnehmende Merkfähigkeit, bei besonders viel Alkohol Blackout
 

Das ist also des Rätsels lösung.  :)


Gruß
Eddie

Offline Lutz

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Re: Alkohol- und alles ist anders?!
« Antwort #7 am: 14. Jun 2008, 15:17 Uhr »
Hallo Eddie,

Zitat
Das ist also des Rätsels lösung.   :)

ist es das? "Einschränkung des Sehfeldes" meint ja nur, dass Dinge an der Seite (Peripherie) nicht mehr wahrgenommen werden, und "abnehmende Merkfähigkeit" meint eine Erinnerungslücke in Bezug auf das, was während des Rausches passiert ist.
Oder war dein Kumpel immer stockunnüchtern, wenn er dich mal getroffen hat?  :D

Lieben Gruß
Lutz

Offline MindCore

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Re: Alkohol- und alles ist anders?!
« Antwort #8 am: 14. Jun 2008, 16:17 Uhr »
Moinsen,
Zitat
ist es das? "Einschränkung des Sehfeldes" meint ja nur, dass Dinge an der Seite (Peripherie) nicht mehr wahrgenommen werden, und "abnehmende Merkfähigkeit" meint eine Erinnerungslücke in Bezug auf das, was während des Rausches passiert ist.
wohl war.  :-\ Aber das sind ja auch nur Stichpunkte die erwähnt werden, Internetrecherchen die ich währendessen durchgeführt habe beschrieben dieses "Phänomen" detaillierter. Und aus diesem Grund habe ich
Zitat
Das ist also des Rätsels lösung.
geschrieben. Aber DAS hätte ich besser für euch mit erwähnen müssen.  :)

Gruß
Eddie

 

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