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Autor Thema: Therapeutische Werkzeuge  (Gelesen 6007 mal)

Miraculus

  • Gast
Therapeutische Werkzeuge
« am: 06. Nov 2006, 15:53 Uhr »
Hallo zusammen,

wie manche von Euch vielleicht wissen beschäftige ich mich zwar schon seit einer gewissen Zeit mit der Hypnose, doch in  die Praxis der "therapeutischen" Hypnose bin ich erst kürzlich eingestiegen.

Darum will ich Euch mal fragen, was so Eure bevorzugten "Werkzeuge" bei hypnotherapeutischen Interventionen sind und ob Ihr da jeweils vielleicht ein paar Tips dazugeben könnt.

Unter anderem interessiert mich wie diejenigen von Euch, die analytisch arbeiten, mit Problemen umgehen, die identifiziert wurden. Wie helft Ihr Euren Klienten diese auszuräumen?

Ganz allgemein gilt mein Interesse aber jeder "therapeutischen" Herangehensweise sowie der Frage, wo und wann Ihr welche Methoden einsetzt.

Vielleicht können so auch andere therapeutische Frischlinge etwas lernen, und vielleicht können auch Erfahrenere durch einen Austausch etwas profiteiren.  :)

Gewisse Vorgehensweisen wurden, darauf sei hier hingewisen, auch an anderen Stellen des Forums schon vorgestellt, insbesondere auch unter "Fallbeispielen" und im Intervisionsforum für therapeutisch tätige Hypnotisiere.


LG Miraculus

Offline Lutz

  • Admin
  • Beiträge: 3.019
  • Geschlecht: Männlich
Re: Therapeutische Werkzeuge
« Antwort #1 am: 06. Nov 2006, 20:05 Uhr »
Hallo Miraculus,

da wird wohl jeder seine ureigenen Auffassungen haben und ich kann daher nur was zu meiner persönlichen Herangehensweise schreiben.

Ich hatte mir früher vor anstehenden Sitzungen schon einen Kopf gemacht, wie man das in Rede stehende Problem angehen könnte - um dann regelmäßig in der Sitzung diesen "Plan" wieder zu verwerfen. Inzwischen bereite ich mich "extra" nicht mehr vor.

Beispiel: nehmen wir an, A käme zu mir wegen einer "Angst" vor einer anstehenden Prüfung. Dann könnte ich mir vorher ein denkbares Standardrepertoire zurechtlegen: ich könnte aus meiner nicht vorhandenen Metaphernsammlung eine für Prüfungsangst raussuchen, könnte an eine Zeitprogression bis zur Prüfung und an den Zeitpunkt danach, wenn die "Bestanden-Urkunde" ausgehändigt wird, denken oder ich könnte auch einen Anker für die Prüfung planen usw.

Dann kommt A und erwähnt beiläufig, dass er sich wünschte, mit Prüfungen immer so gelassen umgehen zu können wie sein Bruder B, der deswegen schon immer bei seinen Eltern beliebter gewesen sei. Autsch. Das Thema ist also gar nicht "Prüfungsangst", sondern ein ganz anderes dahinter... (Übrigens: das Thema ist meistens ein ganz anderes dahinter!  ;))

Nun würde ich umschwenken und erstmal das "andere Thema" angehen - was man nicht machen muss, auch bei der genannten "Meta-Problematik" können die anderen, allein auf die Prüfung bezogenen, Techniken hilfreich sein.
Ich richte mein Vorgehen also immer nach der Situation und versuche, flexibel zu sein.
Und ich versuche, mich um "individuelle Menschen" zu kümmern und nicht um Symptomatiken. Prüfungsangst bei A kann etwas ganz anderes sein als Prüfungsangst bei X.

Dabei gibt es lediglich ein "Werkzeug", dessen ich mich immer bediene: ich achte sehr genau auf das, was der Klient mir auf allen meinen Sinneskanälen anbietet - Worte, Gestiken, Körperbewegungen, Blicke (Augenstellungen aus dem NLP) usw.
Dabei habe ich übrigens keine besonderen Fähigkeiten wie z.B. Erickson, der ja an der Farbe der Ohrläppchen den Namen der Grundschullehrerin ablesen konnte ( ;D).

Zitat
Unter anderem interessiert mich wie diejenigen von Euch, die analytisch arbeiten, mit Problemen umgehen, die identifiziert wurden.

Bei einem analytischen Herangehen spiele ich zuvor "mit offenen Karten", das heißt, ich spreche erst mit dem Klienten über Zusammenhänge, die sich aus vergangenen Erlebnissen für die Gegenwart und Zukunft ergeben können. Gelingt es dann später, die Ursache für ein bestimmtes unerwünschtes Verhalten zu identifizieren, reicht oftmals für den Klienten bereits diese intellektuelle Einsicht, wie die Wirkzusammenhänge bei ihm sind. Er kann sich dann oft frei entscheiden, ob er sich auch weiterhin von der Vergangenheit "beuteln" lassen will.

Genügt diese Einsicht nicht, geht es an die Bearbeitung des Vergangenen z.B. unter Zuhilfenahme inzwischen gewonnener Ressourcen pp. Das näher auszuführen, wäre hier aber überzogen.

Lieben Gruß
Lutz

Offline MindCore

  • HypnoSequenz
  • Beiträge: 1.131
  • Geschlecht: Männlich
Re: Therapeutische Werkzeuge
« Antwort #2 am: 06. Nov 2006, 20:41 Uhr »
Interessant vorgehenweise! :)

Gruß Eddie


Offline Tom

  • NLP-Master
  • HypnoSequenz
  • Beiträge: 478
  • Geschlecht: Männlich
Re: Therapeutische Werkzeuge
« Antwort #3 am: 06. Nov 2006, 22:10 Uhr »
Hallo zusammen,
ich kann dem Lutz nur zustimmen. Ich habe mir auch immer vorher einen riesen Kopp gemacht - und dann kam es immer anders.

Den einzigen Standart den ich häufig benutze sind die Wahrnehmungspositionen aus dem NLP. Die lasse ich meine "Kunden" meist durchgehen und damit unter Umständen Ressourcen finden - vor allem ist mir wichtig, daß der Klient Möglichkeiten dabei findet. Aber ich mache ja auch selten "offizielle" Hypnose  :D

Wahrnehmungpositionen:

Ich lasse den Klienten seine Probleme aus einer Metaperspektive betrachten; oder aus den Augen von anderen Beteiligten Personen;
ich erweitere diese Positionen oft dadurch, daß der die Klientin ihr Symptom personalisiert, oder entsprechend die passende Ressource dazu - ähnlich wie in der Gestalttherapie.

Wenn ich wenig Infos erhalte benutze ich gerne eine "Energiemetapher" - wo setzt man Energie, mit welchem Erfolg ein; wo wird Energie verschwendet - da können sehr viele was mit anfangen oder in diesen Kategorien ihr Problem beschreiben.

Gruß,
Tom.

Miraculus

  • Gast
Re: Therapeutische Werkzeuge
« Antwort #4 am: 07. Nov 2006, 17:55 Uhr »
Hallo zusammen,

danke erst einmal für die bisherigen Beiträge.  :)
Kurz will ich anmerken, daß es mir weniger darum geht, einen Masterplan für jede Hypnose auszuarbeiten als darum, mein Gesamt-Reperotoire zu erweitern - welches ich dann spontan und flexibel anwenden kann, wobei man einzelne Herangehensweisen so variieren und kombinieren kann, wie es jeweil hilft.
Bisher konnte ich mir einfach eigentlich noch keinen großen Kopp um die vorgehensweise machen, einfach weil sich die meisten formellen Interventioen ungeplant aus der Situation heraus ergeben haben.   :)

LG Miraculus

Offline Susanne

  • Dipl.-Psych.
  • HypnoSequenz
  • Beiträge: 596
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Re: Therapeutische Werkzeuge
« Antwort #5 am: 08. Nov 2006, 12:58 Uhr »
Oh, Miraculus, du Meister der großen Fragen  >:D

Mein bevorzugtes Instrument sind meine Stimme und Kreativität (meine und die der Klienten) und eine andauernde Weiterentwicklung von Flexibilität.
Viel Humor, Lockerheit und Gelächter gehören auch dazu

Aber auch Instrumentarien wie die Zauberwiese (die ich allerdings mittlerweile völlig modifizeirt habe), weil dann der Klient ein gutes Instrument zur Selbsthypnose an der Hand hat.

Widerstandsanalyse ist ein ganz wichtiges Instrument, wenn scheinbar nix mehr geht.



"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen."
(Goethe)

Miraculus

  • Gast
Re: Therapeutische Werkzeuge
« Antwort #6 am: 14. Nov 2006, 17:57 Uhr »
Hallo zusammen,

eines sollte man nicht veressen: Wer viel Erfahrung und ein großes Hintergrundswissen hat, der wird auch mit seiner Intuition mehr zustandebekommen. Denn da ist mehr Material, mit dessen Hilfe sein UB kreativ etwas Neues formen kann.

Wen nich drei :) Metaphern selbst erfunden und zwei gelsen habe und nicht gerade ein Naturtalent bin, dann wird es mir schwerer fallen, aus dem Stegreif eine Neue aus dem Hut zu zaubern, als wenn ich schon 50 gelesen und 100 selbst erzählt habe. Dann kann ich naturgemäß besser iprovisieren.


Zitat Lutz:
Zitat
Dabei gibt es lediglich ein "Werkzeug", dessen ich mich immer bediene: ich achte sehr genau auf das, was der Klient mir auf allen meinen Sinneskanälen anbietet - Worte, Gestiken, Körperbewegungen, Blicke (Augenstellungen aus dem NLP) usw.

Wir haben ja schon einen thread zu dem Thema, den ich mal wieder suchen werde, und vielleicht kannst Du (oder sonst jemand, der dazu etwas sagen kann,) das noch etwas konkreter und detaillierter beschreiben.... :)

LG Miraculus

Offline rüdiger

  • Arzt
  • HypnoSequenz
  • Beiträge: 109
  • Geschlecht: Männlich
Re: Therapeutische Werkzeuge
« Antwort #7 am: 19. Nov 2006, 11:07 Uhr »
Hallo an alle,

Therapeutische Werkzeuge...ich habe ja den Vorteil, den Patienten meist schon zu kennen. So versuche ich erst mal, systemisch - nicht analytisch ;)- zu denken, also sein familiäres, schulisches und soziales Umfeld zu beleuchten. Für mich ist es wichtiger zu erfahren, was der Patient ändern will, was sein Umfeld an ihm ändern will, und was nach einer Änderung denn eigentlich besser oder anders sein wird.

Für die eigentliche hypnotherapeutische Arbeit ist erst mal eines wichtig: RAPPORT - RAPPORT - RAPPORT.
Eine Tranceinduktion gelingt meistens leicht mit der Stimme, mit dem Yes-Set, garniert mit etwas Konfusion. Wichtig während der ersten Sitzung das äußere Ambiente. Möglicher Widerstand des Patienten bedeutet nur, das Prozedere zu ändern.

"Stelle Dir einmal vor, jemand möchte Dich ein wenig hypnotisieren...genau... Du fühlst Dich einfach wohler...So ists recht...
Weil Du ruhiger atmest...tiefer und tiefer...kannst Du jetzt zurückdenken...an ein Ereignis, wo Du was ganz Tolles erlebt hast...etc."

Meine Kinder und Jugendlichen lasse ich sehen - hören - fühlen - riechen...in Trance, lasse sie im Ballon schweben oder im warmen Meer tauchen, sie dürfen im Indianer-Tipi übernachten, einem Krafttier begegnen, mit dem kleinen Wolf spielen oder...ich schaue mir die Reaktionen an und nutze diese - so wie im Hypnoseseminar gelernt und von den Ericksonianern vielfach beschrieben.

Das sind meine eigentlich ganz einfachen Werkzeuge - und es macht viel Freude :team:

Freundliche Grüße
Rüdiger


 

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