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Autor Thema: Nichtraucherstrategie  (Gelesen 10090 mal)

Offline Tom

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Nichtraucherstrategie
« am: 12. Dez 2006, 20:55 Uhr »
Hallo zusammen,

jetzt, da ich meinen Grundkurs gemacht habe, bin ich von 2 Kollegen angesprochen worden, ob ich mit diesen etwas zum Thema: Nichtraucher werden machen könnte. Im Internet bin ich auf eine Studie von Revensdorf aufmerksam geworden und habe mir daraus eine kleine Strategie entwickelt (mir ist dabei bewußt, daß ich dann eher intuitiv vorgehen werden, aber es kann ja nicht falsch sein, eine potentielle Strategie parat zu haben).

Hier nun eine kurze Zusammenfassunf, bzw. ein paar Überlegungen:

1.             Erste Tranceerfahrung, evtl anhand ideomotorischer Signale (wie ichs bei Renartz gelernt habe  ;D )
2.   Ressourcen aktivieren: „Der Weise“, „Der Berater“, „Der Beschützer“  (Möglichkeiten)
4.   den Raucheranteil zur Mitarbeit bewegen: Positive Absicht herausfinden
5.   Spezielle Rauchsituationen herausfinden; wann wird besonders stark geraucht - wann wird aus Langeweile
                geraucht
6.   Alle Teile zur Mitarbeit bewegen
7.   Notfallstrategien entwickeln (für spezielle Rauchsituationen)
8.   Reframing: "Schmacht bedeutet" – Hinweis/Signal, dass jetzt in dieser Situation etwas bestimmtes zu tun ist
                (Entspannung/Selbsthypnose)
9.   Abschiedstrance: ritueller Abschied vom "Raucherdasein" und einen motivierten Start in die neue Identität als
                Nicht(mehr)raucher


Nochmal: das man selten ein Konzept so "durchziehen" kann ist mir bewußt; aber als mögliche Richtlinie (und wenn es nur das Blatt Papier ist, an dem ich mich festhalten kann  :D )

Feddback, erwünscht. Vielleicht habt ihr noch Ideen, was auf jeden Fall rein muß, bzw. an was noch nicht gedacht wurde; oder was sinnlos ist...

Gruß,
Tom

Miraculus

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #1 am: 12. Dez 2006, 21:16 Uhr »
Hallo Tom,

leider kann ich Dir dazu nicht direkt antworten, da ich damit noch keine Erfahrungen habe...aber vielleicht kann ich Fragen an die Runde stellen, die nützlich sein könnten.

- Wie oft stecken nach Eurer Erfahrungen "tiefere" Bedürfnisse und Problemkomplexe hinter dem Rauchen, wie oft ist es einfeach nur die "Sucht" und /oder ein VErhalten, das sich durch operante Konditionierung* erklären läßt?

- An diejenigen von Euch, die sich mit ihrem UB unterhalten und rauchen: Wißt Ihr, warum Ihr raucht?
(Selbstverständlich geht es mir weder darum, mich bei jemandem nach ganz privaten Dingen zu erkundigen; noch möchte ich jemanden zum Nichtraucher bekehren. Auch will ich nicht unterstellen, daß eigentlich jeder das Rauchen aufgeben will. Wer das - aus welchen Gründen auch imer - nicht möchte, dem ist das natürlich zuzubilligen. Mir geht es nur um die, die eigentlich wirklich nicht rauchen wollen, es dennoch tun, sich schon mal mit ihrem UB darüber unterhalten haben, und dazu auch nocht etwas darüber schreiben möchten.  :) ).

LG Miraculus

* operante Konditionierung (Lernen an Erfolg/Mißerfolg) hieße in diesem Falle, daß jemand z.B. eine feste Assoziation zwischen Rauchen und Entspannung / Beruhigung in stressigen Situationen herstellt.

Offline MindCore

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #2 am: 12. Dez 2006, 22:23 Uhr »
Moinsen,
Zitat
leider kann ich Dir dazu nicht direkt antworten, da ich damit noch keine Erfahrungen habe
Geht mir auch so.  ;D

Was ist aber mit einer situativen Präventionsmaßnahme? Bei vielen Klienten kann es vorkommen, dass diese durch gewisse Situationen beeinflusst (z.B. Gruppendruck) wieder in ihr altes Muster zurückfallen- und das Rauchen wieder aufnehmen. Ein zusätzlicher und wichtiger Punkt sollte, meiner Meinung nach, die gezielte Arbeit mit Selbsthypnose sein.

Gruß Eddie

Offline Lutz

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #3 am: 13. Dez 2006, 01:33 Uhr »
Hallo zusammen,

@ Tom:

Zitat
Feddback, erwünscht.

Was folgt, ist natürlich nur persönliche Meinung:)

Zitat
5.   Spezielle Rauchsituationen herausfinden; wann wird besonders stark geraucht - wann wird aus Langeweile geraucht

Der tiefere Sinn dahinter will sich mir nicht so recht erschließen. Ich sehe hier eine Gefahr, dass dadurch künstlich zwischen "schlechtem Rauchen" (nur aus Langeweile) und "gutem(!) Rauchen" (in Gesellschaft in der Kneipe beim Rotwein oder welche Situation auch immer) unterschieden wird.

Zitat
...und einen motivierten Start in die neue Identität...

Da wäre ich sehr, sehr vorsichtig! Für viele Klienten/Patienten ist es vertrauter und damit besser, eine gewohnte Krankheit/ein gewohntes Symptom beizubehalten (da weiß man wenigstens, was man hat!), als sie/es einer ungewissen, neuen "Identität" als "Gesunder" zu opfern! Eine weitgehend unbekannte neue Identität kann sowas von abschreckend sein...

Außerdem dient das Rauchen meiner Annahme nach für viele (auch) zur Identitätsfindung/-wahrung, so dass ich eher das Gegenteil anstreben würde: die gewonnene Identität auf jeden Fall wahren - nur eben, ohne zu rauchen.  :)


@ Miraculus:

Zitat
- Wie oft stecken nach Eurer Erfahrungen "tiefere" Bedürfnisse und Problemkomplexe hinter dem Rauchen,

Nicht Erfahrung, aber Vermutung: immer.

Zitat
- An diejenigen von Euch, die sich mit ihrem UB unterhalten und rauchen: Wißt Ihr, warum Ihr raucht?

Ich hab lediglich eine in Kindheitserfahrungen zurückreichende (aber nicht spruchreife) Vermutung. Aber ich bin eh nicht befugt zu antworten, denn ich will (im Moment) nicht aufhören.  :)

Lieben Gruß
Lutz

Offline mipooh

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #4 am: 13. Dez 2006, 03:42 Uhr »
Zur Frage des "Warum Rauchen" denke ich, dass die eigentliche Ursache bei den meisten wohl die ist, dass man es eben ganz naiv mal getan hat. Einfach weil andere es auch taten. Die sich daraus entwickelnde Sucht und ihre Folgen (die direkten unerwünschten Nebenwirkungen) werden so spät erkannt, dass es bereits schwierig wäre, es wieder zu lassen.

Diesen tieferen Sinn (einer Ursache für das Anfangen) kann ich da eigentlich nicht direkt erkennen. So Kleinigkeiten wie Nachahmung, Ausprobieren sind zu allgemein um daraus eine Ursache zu konstruieren. Ich gehe davon aus, dass sich der Zusammenhang zu etwas anderem erst später entwickelt, da der Nikotinrausch und die Sucht benutzt werden können, vielleicht fast immer, da sie sich eben dazu anbieten, um später im Lebensverlauf anderes zu verdecken.

Ist meiner Ansicht nach nicht sinnvoll diese Dinge zur Ursache zu machen. Man würde damit die Lösung des Suchtproblems an Bedingungen knüpfen, mit denen es eigentlich nicht ursächlich verbunden ist und somit eine Lösung von der Sucht erschweren.

Sinnvoller erscheint mir, lediglich zu beachten, dass die verdeckten Lebensinhalte halt nicht mehr verdeckt werden können, zumindest nicht mit der Sucht und den Nebenwirkungen, wenn sie wegfällt.

Kann durchaus bedeuten, ein Faß aufzumachen, aber dafür ist es ja da...

Für die Praxis ist dieser Unterschied in der Betrachtung vielleicht nicht übermäßig relevant. Trotzdem ergeben sich bei der Beachtung dessen, dass das Rauchen nicht ursprünglich zur Verdeckung anderer Problematiken begonnen wurde, auch andere Lösungsansätze.

Man könnte sich zB erlauben, die verdeckten Problematiken anders zu verdecken, wenn man dies denn muss. Dazu bräuchte es nichtmal Suchtverlagerung, es gibt ja noch die altbekannten Verdrängungsmechanismen. Für den Fall, dass man eben noch nicht bereit ist, ein Faß aufzumachen, aber das Rauchen mit seinen unerwünschten Nebenwirkungen und den gesundheitlichen Folgen schonmal loswerden möchte.

Gerade mit Hypnose sollte es doch ein Leichtes sein, sich Alternativen zu erlauben, die harmloser sind als Rauchen.
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Tom

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #5 am: 13. Dez 2006, 07:22 Uhr »
Hallo zusammen,
danke schon mal für das Feedback.

Zur Erläuterung meiner Vorschläge:

Die Studie von Revensdorf bezieht wohl bestimmte statistische Daten mit ein; so z.B., daß Menschen, die das Rauchen erfolgreich aufgegeben haben, ihr soziales Umfeld davon vorher informiert haben. Ich kennen dies von mir selbst. Bei meinem letzten Versuch habe ich keinem bescheid gesagt. Ganz ehrlich: war einfach weniger verbindlich und beim Scheitern mußte ich mich nicht mit vielen Menschen auseinandersetzen, da diese gar nichts von meinem Versuch wußten. Informiert man Andere, kann man sich selbst einen Druck aufbauen, denn man will ja nicht als Gescheitert vor anderen dastehen.

@ Lutz: das mit der Langeweile war nicht von mir so gemeint, daß ich da qualitative/bewertende Aussagen machen wollte; meine Vorstellung ist, die typischen Rauchmuster herauszubekommen, um ggfls, für jede dieser Sitationen Alternativen zu entwickeln (bzw. entwickeln zu lassen). Ich könnte mit vorstellen, daß ich andere Ersätze eruieren muss, je nach dem ob ich zur Beruhigung in einer stressigen Sit. rauche, oder ob ich aus Lengeweile rauche.

Ich glaube, daß unabhängig davon, ob das Rauchen eine tiefere Ursache hat, odr ob ich erst später meinem Rauchen eine tiefere Ursache "untergeschoben" habe, viele Raucher, um aufzuhören, solche "Alternativen Erklärungen" brauchen um begründet aufzuhören. Ein Beispiel von Erickson: dieser hat teilweise bei seinen Klienten eine Neurose geschaffen, dann die vorhandene Neurose in dieser künstlichen integriert, und dann mit "Beseitigung" der Künstlichen auch die vorher vorhandene Behandelt. Ich gebe Mipoh Recht, wenn er sagt, es sei eigentlich egal, ob es "Ursachen" gibt oder nicht: Menschen "brauchen" manchmal diesen Sinn.....  :D

Revensdorf beschreibt den "Identitätswechsel" von Raucher zu Nicht-Raucher als rituellen als zusätzliche Motivationshilfe und als Abschlußritus, da Viele, die das Rauchen erfolgreich aufgegeben haben, wohl bei sich so vorgegangen sind.

Hier mal die Studie von Ihm: http://dgh-hypnose.de/con/home&Nr=406

Gruß, Tom.

Offline Susanne

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #6 am: 13. Dez 2006, 08:56 Uhr »
Hallo Tom

Hier ein paar Anmerkungen und Strategien, die ich in der Therapie zum Thema "Rauchfrei" habe/anwende.
Das ist allerdings kein "Programm", das immer so abläuft, sondern Ideen, Strategien. Ich passe meine Arbeit an den jeweiligen Klienten an. Und wann ich was mache oder nicht mache, das entscheide ich situativ.

Beim ersten Termin lasse ich - nach einem ausführlchen Gespräche über allerlei Erfahrungen, Wünsche, Ziele des Klienten - eine erste Tranceerfahrung erleben und verabschiede den Klienten mit viel Lob für seine Trancefähigkeit und einem - in der Trance gesetzten - Auftrag an das UB des Klienten, sich mit dem inneren Therapeuten und den gesunden kraftvollen Anteilen in Verbindung zu setzen, die ihm ein gesundes freies Leben wollen.
Je nachdem welche Persönlichkeit da bei mir in der Praxis zu Gast ist, gestalte ich die Hypnoseerfahrung - für manche Menschen bieten sich klassische Strategien an - die wollen erfahren, fühlen, wie ihr UB die "Kontrolle" über das bewußte Denken übernimmt um sich selbst eingestehen zu dürfen, dass sie auf dieser Ebene des Fühlens und Unbewußten/Halbbewußten ihre Ziele erreichen können. So eine Armlevitation ist dann schon sehr überzeugend und bahnt auch ideomotorische Arbeit an.

In der folgenden Sitzung frage ich in Trance ab (ideomotorisch oder per Sprache) ob es denn "erlaubt sei, an dem Thema Rauchen zu arbeiten".

Wenn ja, dann frage ich, ob das UB schon weiß wann der Klient denn die Zigaretten loslassen und verabschieden dürfe. Und was es denn noch brauche an Unterstützung.

Wenn nein, dann frage ich, ob es sich um eine widerstrebende Tendenz/Widerstand/Saboteur handelt, der das "Nein" motiviert, oder ob es ein wichtigeres Thema gibt, das erst bearbeitet werden muß, bevor das Rauchen angegangen werden darf.

Entsprechend arbeite ich dann weiter.



Ich arbeite auch gerne mit einer Kombination aus Regression und Progression.
Gerne mit dem Bild einer Straße auf der der KLient sich fortbewegt. Um ihn herum lauter Raucher so wie er/sie selbst (und die bekommen dann allerlei Attribute, wie Blässe, graue gesichtshaut usw. usf.)

Dann soll er einen Teil von sich in die Höhe bewegen, damit dieser auf einer höheren Ebene Überblick (Etablieren einer Metaebene)  über diese Straße bekommt, die eingebunden ist in ein Netzwerk von Straßen die hinter ihm liegen (Vergangenheit) und vor ihm liegen (Zukunft) und rechts und links neben seiner Straße verlaufen (Handlungsalternativen, Entscheidungsmöglichkeiten).
Dann kann dieser Teil zurückschweben bis hin zu einer Kreuzung - der Weg der aus der Vergangenheit auf diese Kreuzung zugeht, auf diesem geht dann ein jüngeres Selbst auf diese Kreuzung zu und der Klient "erlebt" wie dieses jüngere Selbst aus vielfältigen Motiven heraus (die kann man erleben lassen) sich für die Abzweigung "Raucherstraße" entscheidet.
Dann Progression in den gegenwärtigen Standort auf der Raucherstraße
Dann Ausblick - Progression ein Stückchen indie Zukunkt - Etablieren von Seitenstraßen und Abzweigungen auf der "Raucherstraße", die hinfürhen zu der parallelen "Rauchfreien" Straße.
Hinweis auf die Möglichkeit, solch eine Abzweigung mal probehalber zu nehmen und auf der Straße "Rauchfrei" ein Stück in die Zukunft zu gehen.
Wie fühlt sich das an, wie erlebt sich der KLient dort.

Hinweis darauf dass der KLient die Freiheit hat, sich zu entscheiden, ob und welche Abzweigung/Kreuzung er in der näheren Zukunft nehmen  möchte zur Parallelstraße.

Einfließen des ausgegliederten Teils in die Person, die da in der Gegenwart "wartet" - Integration des neuen Erfahrungsraumes.



Das sind so ein paar Strategien, die ich verwende.
"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen."
(Goethe)

Offline Lutz

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #7 am: 13. Dez 2006, 13:49 Uhr »
@ Tom:

Zitat
@ Lutz: das mit der Langeweile war nicht von mir so gemeint, daß ich da qualitative/bewertende Aussagen machen wollte...

Du willst das vielleicht nicht, aber der Klient könnte es bei der Gelegenheit für sich so ausdifferenzieren.  :)

Da du erneut die Studie von Revenstorf ansprichst, meine persönliche Meinung zu dieser:
Ich denke, dass kein Raucher dieser Welt auf bewusster Ebene wirklich weiß, warum er raucht. Dem widerspricht auch nicht, dass sich manche eine bewusste Rationalisierung 'zurechtlegen': "Ich rauche, weil ich mich beruhigen will", oder so. So einer Behauptung würde ich keinen Wert beimessen.

Revenstorf baut nun seinen Ansatz u.a. darauf auf, was 12.000 Ex-Raucher darüber sagen, was ihnen denn angeblich geholfen hat, nun nicht mehr zu rauchen. Ob dabei nun eine an die wirklichen Gründe heranreichende Erklärung rauskommen kann, soll jeder für sich entscheiden.

"Statistisch wissenschaftlich" ist seine Studie ein Erfolg und ein Plädoyer für die spezifisch angewandte Hypnotherapie (hätte irgend jemand erwartet, dass bei einer Revenstorf-Studie zu diesem Thema was anderes rauskommt?). "Menschlich" registriere ich, dass bei seinem Vorgehen mehr als die Hälfte seiner Probanden nach 1 Jahr wieder rauchen.

Wie auch von ihm selbst unter Punkt 9.2 eingeräumt, gibt es einen "kleinen" methodischen Mangel bei seiner Studie: er vergleicht Leute, die sich von vornherein für eine Hypnosebehandlung gemeldet haben, mit solchen, die eine andere Behandlung wollten, und kommt dann zum Ergebnis, dass eine Hypnosebehandlung erfolgreicher ist. So ein Vergleich macht nur dann Sinn, wenn man beiden Gruppen eine identische Motivationslage und hinreichende Übereinstimmung in anderen Parametern unterstellen kann. Kann man das?

Ich denke: Nein! Ohne dies hier näher ausführen zu wollen, glaube ich, dass jemand, der sich für eine "mystische, esoterische, magische" Methode interessiert (so ungefähr wird Hypnose wohl tendenziell von der Laienöffentlichkeit klassifiziert), eine ganz andere Ausgangsmotivation mitbringt als jemand, der "nur" konventionelle Verhaltenstherapie und Nikotinpflaster möchte. Nach meiner bescheidenen Meinung kann man die Studie damit in die Tonne treten.


@ Susanne:

An deiner geschilderten Vorgehensweise gefällt mir, dass sie der Individualität des Klienten großen Raum gibt und sich nicht allein auf das schnöde Rauchen beschränkt, sondern durch die Vermittlung einer Meta-Position auch die Einbeziehung weiterer (z.B. systemischer) Komponenten ermöglicht, ohne diese verbalisieren zu müssen.

Lieben Gruß
Lutz

Miraculus

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #8 am: 14. Dez 2006, 18:40 Uhr »
Hallo zusammen,

@ Susanne:

Zitat
Wenn nein, dann frage ich, ob es sich um eine widerstrebende Tendenz/Widerstand/Saboteur handelt, der das "Nein" motiviert, oder ob es ein wichtigeres Thema gibt, das erst bearbeitet werden muß, bevor das Rauchen angegangen werden darf.

Kannst Du das mit dem Saboteur etwas näher erläuternß
Meinst Du, daß es im UB "gesundheitsblockierende" Kräfte gibt, die ohne Sinn ihr "Njet" sagen?


Zitat Lutz:
Zitat
Ich hab lediglich eine in Kindheitserfahrungen zurückreichende (aber nicht spruchreife) Vermutung. Aber ich bin eh nicht befugt zu antworten, denn ich will (im Moment) nicht aufhören.   :)

Dann streichen wir die letzte Bedingung.  :) Jeder willige Raucher mag , wenn er Lust hat, mehr dazu sagen.

LG Miraculus

Offline Susanne

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #9 am: 15. Dez 2006, 08:26 Uhr »
Zitat
Kannst Du das mit dem Saboteur etwas näher erläuternß
Meinst Du, daß es im UB "gesundheitsblockierende" Kräfte gibt, die ohne Sinn ihr "Njet" sagen?



Ich zitiere einfach mal meine Aufzeichnungen aus dem Seminar:

Innerer Saboteur

Def. :    In der Regel versteht das UB darunter autoaggressive Komplexe.
   Manchmal frei vagabundierend, meist mit bestimmten Lebensthemen verknüpft.
   UB unterscheidet sie genau von den üblichen neurotischen Widerständen.

Innere Saboteure können in der Regel nicht die Selbstindividuationstendenz einer Person verhindern, jedoch das Leben und die Therapie schwer machen.

Psychodynamisch gesehen entstehen sie, wenn ein Menschenrecht einer Person angegriffen oder beeinträchtigt wird. Die narzisstische Wut wird autoaggressiv an sich selbst ausgelebt, statt am Täter.

Das UB unterscheidet:
 

Heilige Wut:
Diese ist im Kern gesund und muß deshalb vom Therapeuten grundsätzlich unterstützt werden
 

Unheilige Wut
Diese ist pathologisch. Ihr liegt ein Verrat des ICH am SELBST zugrunde und eine psychische Spaltung.
P hat sich mit dem Täter und seiner Macht identifiziert und behandelt sich symbolisch wie der Täter ihn behandelte oder behandelt.Er gewinnt sadistische Freude und pathologische Machtgefühle aus dieser Identifizierung und der eigenen Qual. Häufig überträgt er auch sein Verhalten auf andere Menschen, die er quält und sich ihnen gemeinhin „böse“ gegenüber verhält.
Konfrontative Therapie und Auflösung der Spaltung bevor die Autoaggression positiv utilisiert werden kann.
 
 
Ablaufschritte für den Inneren Saboteur

1.   Altersbestimmung der Saboteur Entstehung über ideomotorische Hypnose
2.   Kognitive und/oder hypnostische Focussuche der „Saboteurentstehungsgeschichte“
3.   Identifizierung des Auslöseproblems mit Ideomotorik und Erkenntnishypnose
4.   Identifizierung des Täters und eventuell seiner Motive
5.   Wenn möglich, die Hinterfragung der Motive des Täters mittels des UB
                (Delegationen, Morde in der Familie, Verbrechen, usw.)
6.   Die Analyse der Motive des Patienten für die Spaltung und den Verrat an der eigenen Person
                (Delegation, Identifizierung mit Problemen in der Familie und der Ahnenreihe?)

7.   Die Lösung des Problems mittels Hypnotherapeutischer Intervention, häufig "Heilen des Inneren Kindes"
"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen."
(Goethe)

Offline Lutz

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #10 am: 15. Dez 2006, 17:01 Uhr »
Hallo Miraculus,

Zitat
Meinst Du, daß es im UB "gesundheitsblockierende" Kräfte gibt, die ohne Sinn ihr "Njet" sagen?

Meiner Überzeung nach geschiehts im UB nichts "ohne Sinn" (was auch für die Betrachtung des Rauchens interessant sein kann) - aber der Sinn wird allein vom UB verliehen und unterscheidet sich mitunter von der Art eines "geprüften, logischen, konstruktiven" Sinns, wie wir ihn im Bewussten kennen.

Z.B. eignen sich manche die Krankheiten/Symptome nahestehender Familienmitglieder an und "teilen" Sie mit diesen oder "bestrafen" sich für deren Symptome usw. (das klingt auch in Susannes Ablaufschritten, Punkt 6, an); sowas scheint auf bewusster Ebene "ohne Sinn" zu sein, man sollte aber im Hinterkopf haben, dass dies durchaus vorkommt und auf unbewusster Ebene schon einen Sinn haben kann.

Lieben Gruß
Lutz

Miraculus

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #11 am: 16. Dez 2006, 09:39 Uhr »
Hallo zusammen,

danke für den kopierten Text Susanne, ist sehr interessant!  :)

Wenn ich es richtig sehe, dann liegen die Abwehrmechanismen der Identifikation und der Introjetion zugrunde.
Ich vermute (wie Lutz, wenn ich ihn richtig verstehe), daß auch die "unheilige Wut" ihren psychologischen Sinn hat.

"Diese ist pathologisch. Ihr liegt ein Verrat des ICH am SELBST zugrunde und eine psychische Spaltung."
Deshalb halte ich diesen Satz zumindest für mißverständlich.

Ich vermute, daß hier eine sehr elementare Form von Introjektion vorliegt.
Interessant ist übrigens noch, daß laut Bendetti bei der Entstehung schizophrener Psychosen ebenfalls solch eine Introjektion besteht, und man sagt ja, daß Schizophrenen Abwehrformen fehlten, die Neurotiker besitzen sollen.

Vielleicht wäre dann eine solche "Spaltung" mit Autoaggression eine Art Notbremse, wenn alle Stricke reisen...

LG Miraculus

Offline Susanne

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #12 am: 16. Dez 2006, 10:44 Uhr »
Alles hat in irgendeiner Form Sinn im Unbewußten Teil des Systems "Mensch". Sorry den Teil der Frage hatte ich schlicht überlesen.

So wie ich das verstanden habe ist der Unterschied zwischen der "heiligen" und der "unheiligen" Wut ausschließlich in der Abspaltung zu sehen


So könnte der Sinn der unheiligen Wut als Grundlage des Saboteurs also darin liegen, dass durch das auslösende Ereignis eine Energie entsteht. Nämlich Wut.
Da - wie oben schon gesagt - das Ereignis meist in der Phase der Kindheit liegt, kann es sein, dass sich diese Energie nicht entladen darf, weil der sog. "Tater" zu machtvoll ist und das Kind Strafe zu befürchten hat.

Die Energie der Wut nach innen zu richten ist dann eine Entscheidung im Unbewußten - oder eine Entscheidung, die ins Unbewußte absinkt.
Interessant die Frage, was passiert in dem Moment in dem sich "heilige" und "unheilige" Wut als Richtung entwickelt.
Was motiviert den einen Menschen sich mit dem Täter zu identifizieren - was schützt den anderen Menschen davor diesen Schritt nicht zu gehen und die Abspaltung zu vermeiden.

"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen."
(Goethe)

Miraculus

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Re: Nichtraucherstrategie
« Antwort #13 am: 18. Dez 2006, 14:32 Uhr »
Hallo Susanne,

das sind interessante Fragen.  :)
Ich glaube, daß es mit dem Gefühl für die eigene Würde zu tun hat.
Ein Angriff im weitesten Sinne ist m.E. eine massive Suggestion, die in etwa besagt: "Du bist schlecht, Du bist wertlos [und wohle gerade bei Kindern:] Du bist böse".
Ich vermute, daß es die Kraft ist, sich solchen Suggestionen zu entziehen, die hier wichtig ist.
Und diese hängt wohl von verschiedenen Faktoren ab, die sich im einzelnen schlecht bestimmen lassen werden, insbesondere aber von Konstitution und Erfahrungen, sowie von der Beziehung zum Täter, insbesondere, wieviel Autorität seinen expliziten und impliziten "Aussagen" zuerkannt wird.

Ich meine ich begreife den von Dir anvisierten Unterschied.
Ich vermute, daß es sich vilelleicht auch so sagen läßt: Die eine Form von Wut, die "heilige", ist eine direkte Reaktion auf einen Angriff, und sie dient dem Schutz vor diesem. (Ähnliches gilt für den sozial noch weniger gerne gesehenen Haß.)

Bei der "unheiligen" Wut scheint es so zu sein, daß sie den Bezug zu der Person und der Situation verliert, die eigenrtlch auslösend ist. Wie Du schreibst richtet sie sich , wie ich auch denke, nicht (oder zumindest nicht vollumfänglich) gegen den Aggressor, und wird daher teilweise verdrängt.
Es scheint so, als würde sie sich dabei generalisieren und immer wieder jemanden suchen, an dem sie sich "abreagieren" kann, ohne daß sie dabei aber wirklich zum "Abschluß" kommen, aufgelöst werden könnte. Es scheint nur eine temporäre Entlastung einzutreten.

Bei manchen Menschen richtet sich der Haß dann wohl primär gegen die eigene Person, bei anderen gegen andere Menschen.
Trotzdem scheint es mir so, daß jeder "unmotivierte", "unheilige" Fremdhaß engstens mit Selbsthaß verbunden ist. Anders kann ich es mir intuitiv nicht vorstellen.


LG Miraculus

 

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