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Autor Thema: "Heilschlaf-Hypnose"  (Gelesen 14850 mal)

Offline Lutz

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"Heilschlaf-Hypnose"
« am: 29. Dez 2008, 01:52 Uhr »
Hallo ihr,

ich möchte euch heute mal ein neues/altes hypnotherapeutisches Verfahren vor- und zur Diskussion stellen, das Barbara und ich "Heilschlaf-Hypnose" getauft haben (wir beschäftigen uns seit über 1 Jahr damit).
Bei der Entstehung kamen zwei Dinge zusammen:

In Abhandlungen zur Hypnose wird regelmäßig davon gesprochen, dass deren Wurzeln etwa 2.000 - 10.000 Jahre (je nach Quelle und Sichtweise) zurückreichten. Aber wie wurde denn seinerzeit "hypnotisiert"? Ich für meinen Teil habe schon Schwierigkeiten, Mesmer mit Hypnose in Verbindung zu bringen, umso mehr begann mich zu interessieren, was man denn früher unter Hypnose verstanden haben soll. Also durchsuchte ich das WWW, kaufte mir Bücher usw.

Das Ergebnis will ich hier nur grob wiedergeben, denn natürlich war heilkundliche psychotherapeutische Tätigkeit über Jahrtausende und in unterschiedlichen Kulturen einem Wandel unterworfen, aber im Kern bestand sie tatsächlich oft darin, dass man den Kranken seine individuelle Lösung "erträumen" ließ, teils in einem "ganz gewöhnlichen Schlaf", teils in einem Zustand, den man wohl als hypnotisch induzierte Trance bezeichnen kann.

Charakteristisch war dabei, dass man in den überwiegenden der berichteten Vorgehensweisen keinen Einfluss auf die Trauminhalte nahm und höchstens bei deren Deutung Hilfestellung leistete. Im "Idealfall" begegnete man im Traum einem Gott, der einem sagte, wo es zukünftig lang zu gehen hatte, oder unmittelbar nach dem Traum war man eben geheilt. Trat dies nicht ein - neue Schlafrunde!
Der/die Helfer schufen also lediglich ein "Ambiente" (z.B. im Tempel), innerhalb dessen ein Patient allein und selbstverantwortlich aktiv wurde.


Parallel dazu machte ich mit manchen meiner "Klienten" (die Anführungszeichen erkläre ich gleich) eine seltsame Erfahrung. Es kamen vereinzelt Leute zu mir, die sich erstmal über Hypnose (und sicherlich auch über mich) informieren wollten, um dann zu entscheiden, ob sie eine "richtige" Sitzung angehen wollten. Also erklärte ich, dass und warum mit Hypnose Änderungen möglich seien, referierte über das Unbewusste, dessen Fähigkeit, "dazuzulernen" und sich neu zu organisieren usw. Und um zu demonstrieren, in welche Richtung das mit der Trance gehen könnte, induzierte ich "kleine" inkaltslose Trancen, Handlevitationen usw.

Und dann kamen die Leute doch nicht wieder, obwohl sie sich sehr interessiert gezeigt hatten. "O.k., dann eben nicht", dachte ich bei mir, "war ich wohl nicht so überzeugend." Erst später erfuhr ich dann in über die Jahre mehreren Fällen, dass sich das Problem schon aufgelöst hatte!

Insbesondere ein Fall ist mir in guter Erinnerung: eine Frau, die ich schon über Jahre kannte, hatte ständig Beziehungsprobleme, sie suchte einen festen Partner, kam aber über "one night stands" kaum hinaus; und wenn es mal etwas fester wurde, war sie nur die Nebenfrau eines gebundenen Mannes. Ich war mal mit ihr auf einem Empfang gewesen, wo ich mich primär für das Büffet interessierte, sie hingegen für die anwesenden Männer. Sie suchte ständig und überall, fand aber nicht.
Sie wollte nun ganz bestimmt wiederkommen - kam aber nicht. Später traf ich die "Aufpasserin", die sie zum Info-Gespräch mitgebracht hatte, die nur meinte, ich solle mir nichts dabei denken, die hätte generell wenig Zeit, hat 'nen neuen Freund - als "Hauptfrau".

Und ähnliche Erfahrungen machte ich eben häufiger. Ich informierte lediglich darüber, dass und wie Änderung eintreten könne, und ergänzte dies mit einer inhaltsleeren Trance. Keine Spur von wohlfeilen Metaphern, geschickt eingeleiteten Regressionen zur Ursachenforschung, genialer Teilearbeit oder perfektem future-pace und was der Werkzeugkasten sonst noch so hergibt. Nix. Und trotzdem Änderung. Eine Beleidigung für jeden versierten Hypnotiseur.  ;D

Konnte es also sein, dass Klienten in manchen Fällen eine konkrete "inhaltliche Begleitung" bei einer Veränderungsarbeit gar nicht brauchten?

Um es kurz zu machen: Barbara und ich sind inzwischen der Überzeugung: ja!
Ich will hier jetzt nicht zu weit ausholen, aber für diese Annahme gibt es auch zahlreiche Hinweise aus der Hypnoseliteratur und vor allem aus anderen Therapieformen. Hypnotiseure versuchen in allerbester Absicht, "suggestiven Einfluss" zu nehmen, und sei es nur über eine Metapher. Und wir wissen, dass es geht. Aber ist es auch (immer) der beste Weg, nur weil es geht? Oder stehen wir mit dem oben angesprochenen Werkzeugkasten selbstorganisatorischen Kräften und Fähigkeiten der Klienten eher im Wege, weil sie es ganz allein viel schneller und besser können - wenn das "Ambiente" stimmt?

Wir haben übrigens auch die Bezeichnung "Heilschlaf-Hypnose" (die für mich gesagt, ehrlicherweise ein bisschen 'eckig' klingt) getestet; sie wird von Klienten gut angenommen, es gab Reaktionen wie: "Also Hypnose wäre nichts für mich - aber sowas könnte ich mir schon vorstellen" (ohne erklärt zu haben, was "sowas" denn eigentlich ist, also nur aus der Namensgebung heraus).

Meine Frage daher an euch: habt ihr Erfahrungen mit Veränderungserfolgen, die sich scheinbar "einfach so" ohne dezidierte Begleitung eingestellt haben? Mit Wirkung, aber ohne dafür eine "übliche" Ursache gesetzt zu haben?

Lieben Gruß
Lutz

Offline mipooh

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #1 am: 29. Dez 2008, 07:00 Uhr »
Hallo Lutz,

eines meiner Lieblingsthemen...
Woran mich spontan diese Sicht erinnert, das ist die Initiation, wie sie mir aus dem Guruismus am ehesten bekannt ist.
Ohne näher zu analysieren, was denn da geschieht, ist dies eine Begegnung, die "Folgen" hat, die zwar erwünscht, nicht aber beabsichtigt sind.
Denn ausser einem Anstoß, der Lebensfreude, Vertrauen, Hoffnung, Zuversicht usw enthält, passiert da ja nun grundsätzlich nichts konkretisierbares.
Nicht einmal ist feststellbar, inwieweit da etwas vermittelt wurde (im Sinne von hinzufügen) oder einfach nur angestoßen (im Sinne von berührt).

Allerdings ist das, was sich nun entwickelt, ohne weitere Beeinflussungen ein Selbstläufer und so ist es sehr schwer zu sagen, inwieweit dies überhaupt eine nennenswerte Handlung darstellt. Auch fehlt jede Kontrolle über den Ablauf, so dass alle möglichen weiteren Einflüsse im Leben des Klienten ebensogut Ursache eines "Erfolges" sein können wie die Initiation (bzw die "harmlose Tranceinduktion").

Der Eindruck mag entstehen, dass Zusammenhänge existieren, aber er bleibt subjektiv.

Hypnose hat in meinem Denken einen anderen Stellenwert, ansonsten könnte man sich mE den Begriff sparen. Oder man akzeptiert, dass Hypnose lediglich ein im Wandel der Zeiten aktueller Begriff für Religion sei. (Religion hier als Rückbesinnung auf die immanente Heilsfähigkeit des Menschen, egal mit welchen Attributen in der äusseren Form man sie zusätzlich belegen mag.)

Tiefgreifender als jede suggestive Form finde ich diese Einwirkung schon, nur erfüllt sie eben keine konkrete Erwartung. Es sei denn, der Klient stellt diesen Zusammenhang selbst her (auch hier wieder eine Parallele aus dem Guruismus, wo dann die "karmische Verbindung" zwischen Schüler und Guru mE hauptsächlich aus Projektionen des Schülers besteht). Besonders schwierig dürfte sein, sich sowas bezahlen zu lassen... (kleiner abschliessender Scherz)
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Offline Lutz

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #2 am: 29. Dez 2008, 12:08 Uhr »
Hallo mipooh,

danke für deine Gedanken!  :)
So wie du es schilderst, sehe ich da auch durchaus Parallelen.

Zitat
Tiefgreifender als jede suggestive Form finde ich diese Einwirkung schon, nur erfüllt sie eben keine konkrete Erwartung. Es sei denn, der Klient stellt diesen Zusammenhang selbst her

Hab ich vielleicht nicht hinreichend deutlich gemacht, aber das Ganze soll ja nicht "aus Spaß an der Freud'" geschehen, sondern ist natürlich in einen sehr starken Erwartungskontext eingebunden, dass nämlich ein Klient einen ganz konkreten Wunsch zur Änderung oder auch Heil-Werdung hat. Und so kommt auch dem Vorgespräch, das ich hier fast lieber als "Einstimmung" bezeichnen möchte, bei so einem Vorgehen auch eine besondere Bedeutung zu. Mit ihm kann und soll besagte Erwartung "kanalisiert" werden.

Zitat
Besonders schwierig dürfte sein, sich sowas bezahlen zu lassen... (kleiner abschliessender Scherz)

Da seh ich allerdings gar kein Problem, schon in der Antike wurde dieser Service nur gegen deutliche Opfergaben gewährt.  ;D

Lieben Gruß
Lutz

Offline mipooh

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #3 am: 30. Dez 2008, 05:17 Uhr »
Zitat von: Lutz
dass nämlich ein Klient einen ganz konkreten Wunsch zur Änderung oder auch Heil-Werdung hat.
Nun, den dürfte mehr oder weniger deutlich jeder haben, der sich "nicht ganz" fühlt... und da ist es natürlich schön, jemandem zu begegnen, der das dann doch tut...

Zitat von: Lutz
schon in der Antike wurde dieser Service nur gegen deutliche Opfergaben gewährt.
... vielleicht sollte man über die Zuordnung des "ältesten Gewerbes" zu einem Beruf noch einmal neu nachdenken....  ;)
vieleicht findet sich sogar eine Gemeinsamkeit....  :o
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Offline Mompfel

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #4 am: 03. Feb 2009, 11:05 Uhr »
Hi, Lutz und Mipooh!

Auch diese Diskussion löst expansiven Wiederhall in mir aus....

Was mir dazu einfällt:

* Zum einen hatte ich ja jetzt dieses ziemlich starke Erlebnis einfach dadurch, dass ich mein UB zum ersten Mal in meinem Leben direkt und freundlich angesprochen hatte.

* Vor (extrem) vielen Jahren habe ich an der Uni mal einen Kurs AT (autogenes Training) belegt, für das ich wohl sehr geeignet bin (die Kritik am AT und seinen Suggestionen habe ich inzwischen aus der rezipierten Literatur entnommen und jetzt verstanden, warum so viele Menschen sagen, dass AT bei ihnen gar nicht wirke). Wie auch immer: Es war ein Anfängerkurs. Da ging es dann eigentlich nur um die Entspannungstechniken, das Verfahren als solches. Gezielte, individuelle Suggestionen wurden da noch nicht angewandt. Da ich aber so dermaßen tief in die Entspannung kam, stellte sich bei mir von ganz allein ein Wunsch, ein Bild ein. Mit dem habe ich dann "gearbeitet" bzw. einfach Energie reingeschickt. Daraufhin hat sich dann mein Leben in ganz wunderbarer Weise für 4,5 Jahre verändert - eine der schönsten Zeiten meines Lebens!

* Wie schon an anderer Stelle erwähnt, lese ich zur Zeit ja ganz viel über Hypnose - leider überwiegend alte Literatur (was halt in so einer Stadtbücherei verfügbar ist...). Dabei fällt mir auf, wie man rund um das Thema Hypnose sich immer weiter von einer sehr "invasiven", autoritären etc. Schiene entfernt, die "Manipulationen" immer "sanfter", zurückhaltender, optionaler werden.

Könnte es nicht einfach sein, dass man über das Verfahren als solches, also über die Trance etc., wie eine Art Fass aufmacht, aus der dann der Geist steigt und sich entfaltet, der für die entsprechende Biographie segensreich ist/wird?

Um es ganz banal zu formulieren: man spricht das UB nur einfach an, gibt ihm Aufmerksamkeit und vielleicht noch die Bitte mit, alles zum Guten zu richten, und durch diese einmalige ansprechende Energie kann es sich dann entfalten und wirken?

In den verschiedenen Threads habe ich in diversen Postings insbesondere von den Altohrhasen hier immer wieder herausgelesen, dass die Skepsis gegenüber massiven Manipulationen und Interventionen groß ist - vermutlich weil die Therapeuten-Empirie eher in die von Lutz skizzierte Richtung geht?

Im Übrigen würde dieser Mechanismus einem alten esoterischen Grundsatz huldigen, der da heißt, dass die wesentlichen Dinge im Grunde ganz ganz einfach sind.

Des Weiteren könnte dieser Ansatz z. B. auch die "Erfolge" von sogenannten Geistheilern erklären, die ja auch keine gezielten Suggestionen etc. implantieren. Hier entsteht der hypnotische Effekt ja vermutlich über das gesamte Ambiente und die wenn auch nicht ausgesprochene Selbstsuggestion der Patienten, dass es ihnen nach dieser Behandlung besser gehen kann/soll/muss oder so.

Wenn ich Lutz' Ansatz etwas überspitze und das Ganze banalisiert formuliere, ließe sich die These bilden, dass man dem UB nur einfach mal Raum und Ansprache geben muss, mit einer etwas in Richtung Demut gehenden Grundattitüde, dass wir unser Sein per Ratio eben doch nicht wirklich im Griff haben, und dann sagt das UB: okay, wenn du das schon einsiehst, dann mache ich mal?

LG Mompfel

Offline mipooh

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #5 am: 03. Feb 2009, 14:15 Uhr »
Zitat
Könnte es nicht einfach sein, dass man über das Verfahren als solches, also über die Trance etc., wie eine Art Fass aufmacht, aus der dann der Geist steigt und sich entfaltet, der für die entsprechende Biographie segensreich ist/wird?

Um es ganz banal zu formulieren: man spricht das UB nur einfach an, gibt ihm Aufmerksamkeit und vielleicht noch die Bitte mit, alles zum Guten zu richten, und durch diese einmalige ansprechende Energie kann es sich dann entfalten und wirken?

Im Übrigen würde dieser Mechanismus einem alten esoterischen Grundsatz huldigen, der da heißt, dass die wesentlichen Dinge im Grunde ganz ganz einfach sind.

Des Weiteren könnte dieser Ansatz z. B. auch die "Erfolge" von sogenannten Geistheilern erklären, die ja auch keine gezielten Suggestionen etc. implantieren. Hier entsteht der hypnotische Effekt ja vermutlich über das gesamte Ambiente und die wenn auch nicht ausgesprochene Selbstsuggestion der Patienten, dass es ihnen nach dieser Behandlung besser gehen kann/soll/muss oder so.

Wenn ich Lutz' Ansatz etwas überspitze und das Ganze banalisiert formuliere, ließe sich die These bilden, dass man dem UB nur einfach mal Raum und Ansprache geben muss, mit einer etwas in Richtung Demut gehenden Grundattitüde, dass wir unser Sein per Ratio eben doch nicht wirklich im Griff haben, und dann sagt das UB: okay, wenn du das schon einsiehst, dann mache ich mal?

So in etwa erlebe ich es auch. Es ist so einfach, dass wir kaum einfach genug sein können es so geschehen zu lassen. Deshalb reicht meist einmal nicht aus.
Die angesprochenen Geistheiler tun nichts anderes als die Aufmerksamkeit der Klienten von deren üblichen Denkmustern abzulenken. Jesus sagte häufig, nicht ich sondern Dein Vertrauen hat das bewirkt (sinngemäß).
Die Verlagerung von der (überheblichen) Ratio zum (demütigen) fühlenden Erkennen ist zwar einfach, aber für die meisten wohl sehr schwierig zu bewerkstelligen. Zumindest längerfristig. Dies auch, da die Ratio nicht völlig überflüssig ist, zB um sich darüber reflektierend zu unterhalten, wir somit auch sinnvollerweise häufig denken und nachdenken. Ist ja nicht zufällig, dass um dieses Thema herum immer wieder Interessensgruppen entstanden sind, die sich ihr ganzes Leben lang damit beschäftigen. Mit mehr oder weniger guten Erfolgen.
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Lutz

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #6 am: 03. Feb 2009, 15:35 Uhr »
Hallo ihr,

ich stimme euch rundum zu.

Zitat
Dabei fällt mir auf, wie man rund um das Thema Hypnose sich immer weiter von einer sehr "invasiven", autoritären etc. Schiene entfernt, die "Manipulationen" immer "sanfter", zurückhaltender, optionaler werden.
...
... dass die Skepsis gegenüber massiven Manipulationen und Interventionen groß ist...

Das kommt allerdings drauf an, "wo" man guckt. Die hier im Forum oft geäußerte "zurückhaltende" Grundhaltung ist ja nun nicht unbedingt "hypnotischer Mainstream". Gerade im "lebensberatenden" hypnotischen Bereich geht die Entwicklung ja oft in eine andere Richtung:

Möglichst tiefe Trance, damit sich der Betreffende nicht wehren kann (klingt bescheuert, aber letztlich meint die vorgetragene Begründung "Ausschaltung des kritischen Bewusstseins" ja nichts anderes), und dann Ärmel hochkrempeln und mal eben das Unbewusste umprogrammieren.
Die Tranceeinleitung am besten noch per Blitzhypnose, denn man hat ja besseres zu tun, als die ewig langen 3 Minuten für eine konventionelle Induktion zu opfern. Und das Ganze manchmal ausgeführt von Leuten, die zwar hypnotisieren können (was man an einem Wochenende problemlos lernen kann), aber von menschlichen Bedürfnissen und der menschlichen Psyche allgemein so viel Ahnung haben wie eine Kuh vom Tango-Tanzen. Und schon gehört man zu den "besten Hypnotisieuren der Welt", wenn man den Multiplikatoren, die sowas verbreiten, Glauben schenken möchte. Wer's mag...

Daher ja auch unsere Bestrebungen mit der Heilschlaf-Hypnose - um dagegen einen Kontrapunkt zu setzen und zu zeigen, dass es auch anders geht. Ganz anders. Nämlich genau so:

Zitat
Da ich aber so dermaßen tief in die Entspannung kam, stellte sich bei mir von ganz allein ein Wunsch, ein Bild ein. Mit dem habe ich dann "gearbeitet" bzw. einfach Energie reingeschickt. Daraufhin hat sich dann mein Leben in ganz wunderbarer Weise für 4,5 Jahre verändert - eine der schönsten Zeiten meines Lebens!

Menschen brauchen für eine Veränderung keinen externen Programmierer, sie brauchen "Zeit, Raum, Gelegenheit" und etwas, das ich gerne als "Genehmigung für eine Veränderung" bezeichne (klingt so nach Amtsdeutsch, aber mir ist bisher kein besseres Wort eingefallen).

Diese Genehmigung kann man sich selbst geben - wenn man kann. Wer sich selbst die Genehmigung gibt, mit dem Rauchen aufzuhören, wird dann auch nicht mehr rauchen.
Kann man sich die Genehmigung selbst nicht geben, z.B. weil man glaubt, es nicht zu können, braucht es "irgendjemand / irgendetwas", der/das die Genehmigung gibt. Die Betonung liegt dabei auf "irgend".

Man hat mal in einer Studie die Wirksamkeit verschiedener therapeutischer Verfahren verglichen. Und - gab es einen Sieger? Nein - das Ergebnis war mehr als erstaunlich: ob eine Intervention funktionierte, war völlig unabhängig vom Verfahren, sondern konnte mit ganz anderen Dingen in Verbindung gebracht werden, nämlich z.B. damit, wie sehr der Therapeut von seinem praktizierten Verfahren überzeugt schien und wie schlüssig, stimmig und engagiert der Therapeut auf den Klienten wirkte (<- meine Umschreibung der Parameter)!

Mit einer "Genehmigung" tun Menschen Dinge, die sie sonst nicht tun würden. Fordert uns ein Polizist auf, von der falschen Seite in eine Einbahnstraße zu fahren, werden wir das auch tun. "Der da hat aber gesagt, ich soll das!" Oder wir werden mit Genehmigung sogar zum Menschenquäler (>Milgram-Experiment<). Und mit einer Genehmigung können Menschen auch das eigene Leben positiv ändern. Auch kann ein Placebo eine Genehmigung darstellen. Oder die Heilschlaf-Hypnose mit dem Anwender dahinter.

Die liebsten Interessenten für letztere wären mir aber die, die sie nicht brauchen und schon erkannt haben, was ihr auch geschrieben habt.  :)

Zitat
Jesus sagte häufig, nicht ich sondern Dein Vertrauen hat das bewirkt (sinngemäß).

Genau. Siehe auch Hanna Wollf "Jesus als Psychotherapeut: Jesu Menschenbehandlung als Modell moderner Psychotherapie"

Lieben Gruß
Lutz

Offline Mompfel

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #7 am: 04. Feb 2009, 09:50 Uhr »
@ Mipooh!

Du hast m. E. den Schlüsselbegriff nochmal benannt:


Die Verlagerung von der (überheblichen) Ratio zum (demütigen) fühlenden Erkennen ist zwar einfach, aber für die meisten wohl sehr schwierig zu bewerkstelligen. Zumindest längerfristig.

Wer mich kennt, weiß dass kaum ein Individuum weiter von Demut entfernt scheint als meine Herrlichkeit  ;D! Aber in den vergangenen, entwicklungsintensiven Jahren habe ich an erster Stelle eines gemerkt: DEMUT ist ein zentraler Begriff, wenn man überhaupt irgendwas bewirken will.

Leider ist Demut aus dem kirchlichen Kontext so dermaßen negativ konnotiert, dass es jedem Zuhörer die Fußnägel aufrollt, wenn man mit diesem Begriff versucht, durch die Tür zu kommen. Vermutlich müsste man einen neuen Begriff schöpfen oder "Demut" in dem hier von uns anempfundenen Sinne neu definieren!

Also es wäre nach meinem Empfinden dann eher "Demut" als Gegengewicht zu einer allmächtigen Ratio.
In der Lebenberatung (auch meiner selbst....) benutze ich "Demut" oft als Konzept der positiven Wahrnehmung dessen, was einem im Elend oder im Mangel doch noch alles verblieben ist.
In der Kommunikation mit dem UB wäre "Demut" dann eine Grundhaltung, die anzeigt, dass man noch Mächte ober-, über- und außerhalb der in unserer Gesellschaft so ausschließlich zelebrierten Ratio etc. anerkennt.

LG Mompfel

P. S. Wow - hier gelingt mir zum 1. Mal das layout-technisch richtige Zitieren. Mann, wie ich mich weiterentwickele...  >:D


Barbara

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #8 am: 04. Feb 2009, 13:00 Uhr »
Hallo Mompfel,

P. S. Wow - hier gelingt mir zum 1. Mal das layout-technisch richtige Zitieren. Mann, wie ich mich weiterentwickele...  >:D

in Trance schafft man oft Dinge, die man bewusst manchmal für unmöglich hält.  ;D

Stimmt, der Begriff "Demut" hat einen seltsamen Beigeschmack.

Bei Wikipedia heißt es unter anderem: Der Demütige erkennt und akzeptiert aus freien Stücken, dass es etwas für ihn Unerreichbares, Höheres gibt.

Nur was gibt es Unerreichbares, Höheres?

Ich glaube an Gott. Ich denke aber nicht, dass er für mich unerreichbar oder etwas Höheres ist. Das hat die Kirche aus ihm gemacht, damit sie ihre Schäfchen klein halten können.

Für mich ist Gott allgegenwärtig und ein dufter Kumpel. Er hört mir zu und gibt sogar antworten. Vielleicht ist es aber gar nicht der Gott, sondern das göttliche in jedem von uns. Vielleicht ist es ein innerer Führer. Eine Instanz in jedem von uns, die immer gerne zuhört und die man auch hören kann.

Wenn man bereit ist, sich auf sich selbst einzulassen. Lernt, sich selbst zu fühlen und zu spüren. Sich selbst mit Achtung und Liebe begegnen kann. Und den Glauben an sich selbst und die eigene Kraft, die in jedem von uns ist, nicht verliert oder aber auch wiederfindet, neu entdeckt.

Es ist ein Weg, der nicht immer einfach ist, aber spannend und faszinierend. Ein Weg, der Freude bringt, weil man jeden noch so kleinen Erfolg sehr intensiv erleben kann.

Es ist ein heilsamer Weg. :)

Lieben Gruß
Barbara

PS. Ich bin weder erleuchtet noch überbelichtet, sondern ein recht bodenständiger Mensch.  ;)

Offline Susanne

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #9 am: 06. Feb 2009, 09:50 Uhr »
Es gibt diverse wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirksamkeit unterschiedlichster Psychotherapieverfahren.
Interessanterweise wird immer wieder erwähnt, dass der Kontakt zwischen Therapeut und Klient die wohl wichtigste therapeutisch wirksame Bedingung sei (schießt mich tot, aber ich weiß echt nicht mehr wo ich das gelesen habe, es hat mich nur sehr beeindruckt)

Kontakt meint allerdings nicht, dass der Therapeut sein Helfersyndrom auslebt und das Karpman Dreieck aufklappt, seine silberne Rüstung anzieht um auf seinem Schimmel zur Errettung des Klienten auszuziehen, sondern echtes Interesse am Klienten und seiner persönlichen Lösungsoptionen in Würdigung seiner Individualität.
Und eine Verbindung zwischen diesen beiden - die Chemie muß stimmen.

Diesen Menschen, der da kommt um ein Problem zu lösen, ein ZIel zu erreichen, den Zugang zu sich selbst zu eröffnen helfen ... das kann mit Sicherheit gerade auch durch dieses Konzept der Heilschlaf Hypnose gut funktionieren.

Spezifischer betrachtet. Ich bekomme immer wieder auch Feedback, dass eine einmalige Tranceerfahrung - die Übungszwecken diente, der ersten Erfahrung mit Hypnose, der Übung von Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit - einen Veränderungsprozess angeschoben hat, der umfassend und auch das Symptom heilend wirkte.

Ich arbeite auch immer wieder mit den Konzepten der Selbstorganisatorischen Hypnosetherapie nach Renartz. Und wenn man seinen Ansatz nicht als mechanistisches Abarbeiten von Strategien begreift, sondern immer den Gedanken der Selbstorganisation im  Mittelpunkt der eigenen Aufmerksamkeit hat ... finden erstaunliche Veränderungen und Lösungen statt.
"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen."
(Goethe)

Offline Lutz

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #10 am: 06. Feb 2009, 15:32 Uhr »
@ Susanne:

Zitat
(schießt mich tot, aber ich weiß echt nicht mehr wo ich das gelesen habe, es hat mich nur sehr beeindruckt)

Geht auch "erschlagen"?  ;D
Z.B. mit diesem Buch hier: Nadine Reiband "Klient, Therapeut und das unbekannte Dritte. Placeboeffekte in der Psychotherapie und was wirklich wirkt"

Nicht, dass man mit diesem Buch (nur 119 Seiten, ist eigentlich eine Studie) jemanden erschlagen könnte, aber der Preis von 16,95 könnte das übernehmen...
Ist lesenswert und aufschlussreich, aber angesichts des Preises tut es auch die Zusammenfassung bei >amazon<.

Ansonsten: Zustimmung!

Lieben Gruß
Lutz

Offline Susanne

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #11 am: 07. Feb 2009, 09:31 Uhr »
Merci ... das könnte es gewesen sein. Ich hatte mal irgendwo in einer Fachzeitschrift was gelesen.

Eiche(l)n kann man nicht erschlagen ... nicht mit solch dünnem Büchlein.  :)
"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen."
(Goethe)

Offline Mompfel

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #12 am: 07. Feb 2009, 10:30 Uhr »
Hi, Susanne!


Ich arbeite auch immer wieder mit den Konzepten der Selbstorganisatorischen Hypnosetherapie nach Renartz.

Kannst du (mir) dieses Konzept kurz umreißen? Was bedeutet dabei der Teil "selbstorganistorisch"? (Du brauchst dir kein längeres Referant abquälen; aber vielleicht 1-2 weitere erklärende Stichworte, damit ich Autor und Konzept auf meiner physischen Festplatte erfolgreicher ablegen kann.

Danke und Gruß

das Mompfel

Offline rüdiger

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #13 am: 22. Feb 2009, 11:43 Uhr »
Hallo Heilschläfer,

was auch immer ein jeder unter Heilschlaf verstehen will, die Ursprünge kann man im Tempelschlaf der Ägypter, Babylonier, Griechen usw. finden , ebenso in anderen schamanischen Ritualen weltweit.
Das Ritual scheint das entscheidende, eine Trance bedingendes  u n d   einleitendes "Setting" zu sein. Zweitens das Bedürfnis des Heilung Suchenden nach Trance. Die Tranceinhalte entstehen im Unbewussten des Einzelnen. Die Ergebnisse generieren sich aus dem Glauben und der Hoffnung.

Analog zur Transzendentalen Meditation biete ich manchem meiner Patienten an, mittels s e l b s t  kreiertem Mantra in Trance zu gelangen und irgendwann  irgendwohin zu "transzendieren".
Dabei treten dieselben hypnotischen Phänomene auf, die uns von "normal" induzierter Hypnose bekannt sind. Während der Meditation, wo ich meist mitmache  ;) , erfolgen meinerseits keine weiteren Suggestionen.  Üblicherweise dauern solche Sitzungen recht lange und führen zu einem "heilsamen" Wohlbefinden.....

Man muss natürlich die geeigneten Jugendlichen aussuchen und jeden  esoterischen und  sektiererischen Anschein vermeiden, damit keine Missverständnisse entstehen (Maharishi läßt grüßen) .

Freundliche Grüße
Rüdiger

Offline Lutz

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Re: "Heilschlaf-Hypnose"
« Antwort #14 am: 25. Feb 2009, 11:08 Uhr »
Hallo Rüdiger,

bin dir dankbar für deinen Beitrag. In einem Umfeld, das immer mehr auf isolierte Techniken und/oder gar Fähigkeiten des Therapeuten/Hypnotiseurs abstellt, kann man nicht oft genug ins Gedächtnis rufen bzw. darauf hinweisen, wer denn dort eigentlich seine eigene Veränderung bewirkt.

Bei manchen Darstellungen (Stichwort: umprogrammieren) könnte man ja den Eindruck bekommen, dass die Techniken so verdammt erfolgreich seien, dass man dazu nicht mal mehr den Klienten/Patienten benötige...  :)

Lieben Gruß
Lutz

 

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