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Autor Thema: Wenn die Hypnose nichts bringt ...  (Gelesen 8337 mal)

Offline Daylight

  • HypnoSequenz
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Wenn die Hypnose nichts bringt ...
« am: 30. Jun 2011, 09:07 Uhr »
Würde gerne mal erfahren, wie erfahrene Hypnotiseure mit Klienten umgehen, denen die Behandlung nichts gebracht hat.

Beispiel: Klientin (108 kg) kommt zur Gewichtsreduktion.
Erste und zweite Sitzung im Abstand von 1 Woche sind gelaufen, bei der dritten Sitzung (nach ca. 3 Wochen) berichtet die Klientin im Vorgespräch, dass das ja gar nichts bringt, sie habe nichts abgenommen.

Angeblich hat sie kein Verlangen mehr nach Süßem etc. und sie rührt auch nichts mehr an. Allerdings .. auf einer Feier .. da "mußte" sie ja mal Kuchen mitessen. Usw. Usw. Ich kann also nicht wirklich einschätzen, ob die Ernährungsgewohnheiten sich umgestellt haben, ob sie sich mehr bewegt.

Wie reagiert Ihr darauf? Sagt Ihr, dass das dauern wird, dass es seine Zeit braucht? Sprecht Ihr eher mit "erhobenem Zeigefinger", damit sie auch wirklich mitarbeitet? Man kann ja auch schlecht erklären, dass es bei anderen eben gut klappt, und es wohl auch an ihr selbst liegt.

Wie geht Ihr mit unzufriedenen Klienten um, die dann (im kleineren Ort) darüber berichten, dass das ja überhaupt nichts gebracht hat. Ist ja nicht gerade die beste Werbung .

Danke - Daylight

Offline mipooh

  • HypnoSequenz
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Re: Wenn die Hypnose nichts bringt ...
« Antwort #1 am: 30. Jun 2011, 13:39 Uhr »
Mal nur inhaltlich, weil Werbung oder nicht mich persönlich nicht interessiert...
Als ich vor einigen Jahren ein Abnehmtraining durchführte, Sport und Kalorienreduktion, habe ich erstaunlicherweise zunächst ca 2,5 Monate lang überhaupt nichts abgenommen, kurz danach dann mehr als 6 Kilo/Monat, bis es sich dann nach einiger Zeit auf 1 Kg/Woche einpendelte.

Bei manchen Menschen kommt es sofort zu einer Reduktion von eingelagertem Wasser, die verlieren dann in wenigen Tagen mehrere Kilo, haben aber tatsächlich kein Fett reduziert. Man kann es sogar fertigbringen, statt Fett Muskulatur abzubauen und dann hat man gar nichts davon ausser einer Zahl auf der Waage.

Andererseits, eine tatsächliche Reduktion von nur 300 kcal/Tag bringt eine relative Gewichtsreduktion von 15 Kag pro Jahr. Für viele Menschen würde das den Verzicht von 600ml Cola am Tag bedeuten, also gerade mal zwei Drinks..., alternativ eine gute halbe Tafel Schokolade.

Rein theoretisch muss man ungefähr 7000 kcal einsparen um ein Kilo Fett zu verlieren (der Rest ist Wasser).

Wenn jemand zunächst nicht abnimmt, gibt es etliche Gründe, die dafür herangezogen werden können. Einer davon ist, dass man tatsächlich keine Kcal eingespart hat. Wer glaubt er könne bedenkenlos weiterfuttern nur weil er doch hypnotisiert wurde, der kann sich da ganz schön irren...

Der Weg über zusätzlichen Verbrauch ist übrigens recht anstrengend, denn um 300 kcal mehr zu verbrauchen muss man schon ganz nett ackern, zumal, wenn man das nicht gewöhnt ist. Mehr als 300 kcal pro Stunde Sport verlangt schon einiges, und selbst die sind für den Ungeübten nicht ganz leicht.

Muskulatur verbraucht bereits ohne Anstrengungen ca 50 kcal/Tag/Kilo Muskelmasse. Deshalb ist Krafttraining wirksamer zum Abnehmen als Ausdauertraining. Die oben errechneten 15 Kilo/Jahr würde man schon bei "nur" 6 Kilo mehr Muskelmasse ohne Schweiss verbrauchen. 6 Kilo Muskelmasse zu entwickeln schafft aber kaum jemand selbst bei regelmäßigem Bodybuilding in einem Jahr.

Hat sie nichts abgenommen hat sie was falsch gemacht und kann nur dann meckern wenn sie zu Hypnose eine falsche Einstellung hat.

Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Lutz

  • Admin
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  • Geschlecht: Männlich
Re: Wenn die Hypnose nichts bringt ...
« Antwort #2 am: 01. Jul 2011, 02:17 Uhr »
Hallo ihr,

vor jeder Sitzung bei mir steht ein unverbindliches (und kostenloses) Vorgespräch, in dem ich den potenziellen Klienten eines ganz klar verdeutliche: Wenn die Hilfestellung mit Hypnose funktioniert, sollen die Klienten bitte nicht denken oder sagen, dass "die Hypnose" oder - schlimmer noch - "ich" den Erfolg bewirkt hätten, sondern dass ganz allein sie es sind, die die gewünschte Änderung geschafft haben. Wenn es allerdings nicht funktionieren sollte, sollen sie im Umkehrschluss aber bitte auch nicht der Hypnose oder mir die Schuld dafür geben.
Das tue ich nicht aus taktischen oder gar einem Misserfolg vorbeugenden Gründen, sondern weil es so einfach meiner Überzeugung entspricht. Und natürlich sage ich auch, dass es keine Erfolgsgarantie gibt. Die Chancen für einen Erfolg stehen meiner Meinung nach gut (sonst würde ich in dem Einzelfall meine Hilfe gar nicht anbieten), aber ob es dann tatsächlich klappt, liegt außerhalb meines Einwirkungsbereiches. Und dann überlasse ich es den Klienten, ob wir es angehen oder nicht.

Man kann ja auch schlecht erklären, dass [...] es wohl auch an ihr selbst liegt.

Hat sie nichts abgenommen hat sie was falsch gemacht und kann nur dann meckern wenn sie zu Hypnose eine falsche Einstellung hat.

Ungeachtet einer "letztendlichen Verantwortung des Klienten" würde ich im Fall eines Misserfolgs einen Grund dafür (auch) immer bei mir suchen. Es gibt ja nicht nur beim Thema Abnehmen ganz unterschiedliche hypnotische Herangehensweisen und vielleicht habe ich ja für diesen speziellen Klienten die falsche ausgewählt. Und ggf. kann bei diesem einen Klienten eine Hypnose ja auch gar nicht helfen, weil die Gründe für das Übergewicht in einem Bereich liegen, der einer Hypnose gar nicht zugänglich ist, angefangen bei organischen Gründen bis hin zur (verschwiegenen) Einnahme dickmachender Medikamente oder oder...

All dies mündet bei mir nun nicht etwa in (übertriebene) Selbstzweifel, schließt allerdings eine selbstkritische Haltung auch nicht aus. Ich kann eben nur so hilfreich sein, wie ich kann, und nicht mehr. Ich bin nur ein Helfer, kein Zauberer. Nach meinem Eindruck kommt dies auch so bei meinen Klienten an mit der Folge, dass man mir auch im Falle eines Misserfolgs nicht "böse" ist. Soweit ich es anhand des Feedbacks ermessen kann, habe ich z.B. die bisher mit Abstand meisten Weiterempfehlungen und damit Klienten durch eine Kundin erhalten, bei der die Abnehm-Hypnose bisher nicht geklappt hat!

Aber ich bin inzwischen lange genug dabei, um mir keine falschen Illusionen zu machen - es gibt sicherlich Leute, die eher negativ über mich berichten werden, auch wenn mich dabei gar keine Verantwortung treffen sollte. Und nicht zu vergessen - es wird auch immer Leute geben, die ihre gewünschte Veränderung tatsächlich erfahren haben, sie aber gar nicht in Verbindung mit der Hypnose bringen und daher behaupten, die Hypnose habe ja nichts gebracht; auch das habe ich schon öfter erlebt. Das alles ist untrennbarer Teil des Business.  :)

(Es geht aber auch "andersrum". Heute war ein Pärchen bei mir, das schon mal da war. Beim ersten gemeinsamen Besuch hatte ich auf "seine" Bitte hin (er hatte sich zuvor hilfesuchend an mich gewandt und hatte schon eine Hypnose in Anspruch genommen wegen eines Problems, das auch auf deren Partnerschaft ausstrahlte) beide eingeladen, um nun auch ihr zu erklären, wie Hypnose helfen könne. Und heute erzählte sie mir, dass sie nach meinen Erläuterungen zu deren Wirksamkeit mit dem Rauchen aufgehört habe. Interessanter Weise war ihr die Verbindung tatsächlich klar...)

Daher:

Zitat
Ist ja nicht gerade die beste Werbung.

Aber auch nicht unbedingt die schlechteste.  ;)

Beispiel:
Vor 3 Monaten hatte ich ein ca. 40jähriges Pärchen bei mir in der Praxis, beide wollten abnehmen. Er - ca. 1,80m, 90 kg - hat seitdem 13 kg abgenommen, sie gar nicht (und kommt nächste Woche deshalb ein zweites Mal). Aber sie(!) hat mich inzwischen einem weiteren Klienten empfohlen. :)

Mein Fazit zur Fragestellung also: wenn man offen, ehrlich und authentisch ist, so scheint mir dies unterm Strich die beste Werbung zu sein, sogar auch unabhängig davon, ob man/es erfolgreich war oder nicht.

Lieben Gruß
Lutz

Offline Daylight

  • HypnoSequenz
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Re: Wenn die Hypnose nichts bringt ...
« Antwort #3 am: 01. Jul 2011, 23:27 Uhr »
Danke. Wirklich sehr ausführlich beantwortet. Und sehr hilfreich für mich.

"Selbstkritsche Haltung" ... ja, ja ... ich glaub, dass ist mein Problem momentan. Ich zweifel zu schnell an meinem Können. Natürlich lass ich das den Klienten nicht spüren ... während des Gespräches bin ich sehr souverän (bin manchmal selbst erstaunt über mich :-) ).

Aber sicher ist es auch eine Frage der Erfahrung. Nicht JEDER Klient wird begeistert sein. Und nicht JEDER Klient erreicht das gewünschte Ziel.

Und man muss lernen, damit umzugehen, und auch dann souverän zu erklären, dass es eben nicht immer klappt.

Ist für mich als Anfänger halt etwas schwierig. Man hat die Lehrgänge besucht ... man hat das Grundwissen, evtl. auch mehr ... man kann sich ganz gut verkaufen im Gespräch ... aber in der Arbeit am Klienten steht man dann plötzlich allein da. Da muss man improvisieren ... das Gespräch bzw. die Sitzung leiten, auch wenn man im Moment innerlich verunsichert ist.

Ich denke, das ist eine Frage der Zeit. Aus jeder Sitzung lernt man neu. Und man nimmt Dinge mit, die einem bei weiteren Klienten wieder hilfreich sein können. Erfahrung eben ... Praxis ... nicht nur die blanke Theorie wie in den Lehrgängen.

Liebe Grüße - Daylight

Offline Katharina

  • HypnoSequenz
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Re: Wenn die Hypnose nichts bringt ...
« Antwort #4 am: 25. Jul 2011, 06:48 Uhr »
Hallo Daylight,
ja, das mit den Anfängen, das ist so eine Sache. Ein Klient war mal bei mir, weil er unbedingt schmerzfrei durch die Zahnarztbehandlngen gehen wollte. So wie ohne Schmerzempfinden über Glasscherben laufen. Sein unch konnte ich ihm nicht erfüllen, habe ihm aber auch gleich zu Anfang gesagt, dass ich ihm die Schmerzen nicht abnehmen kann, wie er jetzt vielleicht denken könnte. Aber dafür istsein Magenleiden, was er nur so nebenbei erwähnte, zurückgegangen. Allerdings schiebe ich das nicht auf die Hypnose alleine. Ich denk mal, die Hypnose war bei ihm eine Hilfestellung, mehr auf sich zu achten.

Offline yellow

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Re: Wenn die Hypnose nichts bringt ...
« Antwort #5 am: 07. Okt 2011, 12:19 Uhr »
Hallo Daylight
ist zwar schon eine Weile her, aber ich hätte da auch noch eine Anmerkung zu deinem Thema zu machen.
Da ich genau in der gleichen Situation deiner Klientin war- sogar 108.8Kg gewogen habe kann ich von Ihrer Sicht her noch was beitragen, und zwar glaube ich dass gerade das Thema abnehmen sehr vielschichtig ist, mir ist der Satz "und dann MUSSTE sie ein Stück Kuchen mitessen" aufgefallen, das war auch bei mir der springende Punkt,-nach den ersten Situngen, als mir Bewusstsein im Bezug auf mein Essverhalten, Sattwerden usw suggeriert wurde , war ganz dringend notwendig dass ich mein Selbstbewusstsein stärkte, mich lernte abzugrenzen, NEIN sagen lernte wenn eben besagte Situationen auftauchten in denen ich Kuchen mitessen MUSSTE weil jemand das von mir erwartete.Und dann ging es ganz von alleine- inzwischen sind 20Kilo weg- dank der Suggestion dass ich mich abgrenzen darf,ja- sogar muss um Konturen zu zeigen (und zu bekommen) .
Darf ich fragen wie das mit deiner Klientin weiterging?

Gruss von Yellow

die das mit den Selbstzweifeln natürlich trotzdem sehr gut nachvollziehen kann;-)

 

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