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Autor Thema: frage zur Formulierung  (Gelesen 33842 mal)

Offline Lutz

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #15 am: 01. Okt 2011, 13:52 Uhr »
@ mipooh:

Zitat
Setzt man eine gewisse Intelligenz beim Leser voraus, dann muss es Ironie gewesen sein...

Nun bin ich regelrecht irritiert, denn Du, Lutz, gehst damit um, als sei es tatsächlich so gemeint wie es sich liest...

Was lernt uns das? Die gewisse Intelligenz fehlt mir eben.  ;D

Ich glaube nicht, dass Ralfs Vorschlag ironisch gemeint war. Und eigentlich ist das auch egal, denn so eine Vorgehensweise mit Ekelsuggestionen beim Rauchen wird von manchen tatsächlich angewendet, gelehrt, in Anleitungen verkauft usw. Daher mein Beitrag und meine Anrede "... du oder sonst jemand...".  ;)

@ Gaby:

Zitat
Warum soll Ekel nicht hilfreich sein, wenn er es sowie so empfindet??

Ich denke, dass Ekel ein wunderbarer Motivationsgeber und Motor für eine gewünschte Veränderung sein kann, den man auf alle Fälle nutzen sollte - wenn jemand ihn sowieso empfindet.
Bei Ekelsuggestionen hingegen soll ein Ekel ja erst künstlich installiert werden - auch und gerade bei dem, der vielleicht "eigentlich" ganz gerne raucht (und dennoch aufhören möchte). Das halte ich nicht für besonders hilfreich, erst recht nicht als Standardanwendung zur Raucherentwöhnung.

Lieben Gruß
Lutz

Offline Hypnotikum

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #16 am: 01. Okt 2011, 16:15 Uhr »
Hallo Mipooh, und alle anderen...

Nein, Ironie war das auch nicht... Ich dachte immer, dass meine Ironischen Kommentare SO ironisch sind, dass mann das leicht erkennen kann.

Diser "Schhwachsinn" ist tatsächlich nicht auf meinem Mist gewachsen, wird aber genaus praktiziert.
Ein Bekannter von mir wurde so rauch-entwöhnt, und ratet mal wer noch so vorgeht...
http://www.youtube.com/watch?v=obndyGEAVj0 Siehe dazu auch anderen Thead im TV + Medien.
Und der HAT wohl durchaus Erfolg damit. (Bei meinem Bekannten, 1/12 Päckchen am Tag, hat das übrigens bis heute gehalten.)
Der Text ist aus dem Gedächtnis wiedergegeben, wobei ich versuchte, die Grundregel 'so genau wie möglich fürs UB' einzuhalten.
Das mit dem Gesicht ist mir wohl durch die Lappen gegangen.

Ich selbst habe noch keine Raucherentwöhnung suggeriert.

Lieben Gruß Ralf

« Letzte Änderung: 01. Okt 2011, 17:39 Uhr von Hypnotikum »
Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente. (Mark Twain)

Offline mipooh

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #17 am: 01. Okt 2011, 18:09 Uhr »
Ich hätte nichts einzuwenden gegen das Bewusstmachen eines Ekelgefühls, wenn dieses sowieso vorhanden ist und lediglich bei jeder Zigarette mal eben schnell weggebügelt wird. Kann man ja erforschen...

Dies allerdings auch nur im Zusammenhang mit einer Entscheidung wie "Ekel? Nö, will ich ja gar nicht."

Einfach mal so eben jemandem ein Ekelpotential zu eröffnen, nur damit der nicht raucht, finde ich zumindest lieblos und unaufmerksam. Da wird der Klient zum Opfer gemacht, was er doch bereits war...

Ob jemand mit einer Hypnoseanwendung vordergründig "erfolgreich" ist, das bedeutet mir erstmal noch gar nichts. Ich habe selbst früher mit Suggestionen gearbeitet und dabei etwas einseitig Ziele betont. So wurde ich reich und verlor Gesundheit und Familie... Seitdem bin ich bemüht umsichtiger an sowas ranzugehen. Die zwei Aspekte hatte ich nämlich nicht unterstützt und so entstand ein Ungleichgewicht in meiner Entwicklung.

Ob jemand nun raucht oder nicht... finde ich allein betrachtet nicht sonderlich wichtig.
Das ist meine Einstellung, andere mögen das völlig anders bewerten.

Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Hypnotikum

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #18 am: 01. Okt 2011, 18:10 Uhr »
P.S.
Auf Grund von Lutz's Ausführungen habe ich mal bei meinem Bekannten angerufen, und ihn gefragt, ob er vorher bereits Zigaretten rauchen als 'eklich' empfunden habe... Er sagte, dass er sich zwar (nach ca. 2 Jahren) nicht mehr so wirklich daran erinnern kann, ob der Ekel vorher da gewesen seih, aber jetzt seih er da. Und das währe auch OK so. Er können sich heute nicht mehr vorstellen, wie er das früher über sich gebracht habe, zu rauchen...

LG Ralf
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Offline Hypnotikum

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #19 am: 01. Okt 2011, 18:20 Uhr »
Hallo Mipooh,

ich will deine Meinung und ganz gewiss nicht dein Wissen im psycologischen Bereich in Frage stellen, da kann ich als Leihe so wie so nicht mit. Aber mir ist durchaus nicht entgangen, dass du viele Dinge im Bereich Hypnose anders siehst und vertrittst, als das vielleicht andere tun. Ist ja auch gut so und du hast sicher deine guten Gründe dafür die ich auch respektiere. Aber ein anderes Vorgehen gleich so radikal einzureißen hat mich dann doch etwas überrascht. 

LG Ralf
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Offline mipooh

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #20 am: 01. Okt 2011, 20:28 Uhr »
Ach weisst Du, ich bin halt oft recht direkt und so ein Begriff wie "Schwachsinn" kommt mir recht leicht aus der Tastatur.
Ich gehe dabei aber grundsätzlich davon aus, dass es lediglich etwas salopp gesagt ist.
Wirkt auf manchen schonmal schlimmer als es gedacht ist.

Gruß
mipooh
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Offline Lutz

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #21 am: 02. Okt 2011, 01:05 Uhr »
@ Ralf:

Ich hatte es eigentlich nicht schreiben wollen, aber da du das Video jetzt verlinkt hast: es ist nach meiner Wahrnehmung tatsächlich so, dass solche Ekelsuggestionen insbesondere in den Kreisen zu finden sind, die der Showhypnose nahe stehen (oder standen). Und da ist so ein Gedankengang ja vielleicht auch nachvollziehbar; wenn es doch auf der Showbühne so einfach ist, Menschen mal eben zu befehlen, ungenießbare Dinge für genießbar zu halten (Zitronen pp.) und genießbare Dinge zu ungenießbaren zu machen, dann lässt man eben auch für das reale Leben Zigaretten ungenießbar werden und der Lolli ist damit gelutscht - so einfach kann es gehen.

Der Haken dabei ist aber, dass Showhypnotiseure ausschließlich mit den Leuten arbeiten können, die bei einer anstehenden Hypnose "HIER!" schreien und die Bühne stürmen; und auch unter diesen wird noch gesiebt, bis diejenigen übrig bleiben, mit denen man mutmaßlich "alles" machen kann.

Solche Klienten gibt es auch im Praxisalltag. Sie bringen ein dermaßen großes Vertrauen in die "Macht der Hypnose" mit, dass man ihnen nahezu alles erzählen könnte - im Himmel sei Jahrmarkt und sie würden zukünftig nicht mehr rauchen, weil Zigaretten plötzlich eklig seien. Und wenn sie dann artig gehorchen und alle zufrieden sind, ist es ja auch gut. (Damit will ich diese Leute übrigens in keiner Weise irgendwie abqualifizieren.)

Aber der typische Klient ist nicht der, der bei einer Showhypnose die Bühne stürmen würde. Es ist nicht mal der, der dezent im Publikum bleibt. Es ist der, der so eine Veranstaltung gar nicht besuchen würde und lieber ganz draußen bleibt. Da gibt es Leute, die sagen: "Ich hab mich schlau gemacht und weiß, dass Hypnose helfen kann. Aber ich halte sie ehrlich gesagt trotzdem für Unsinn." Und dann sitzt man da als Hypnotiseur mit seinem angenähten Hals, hofft, dass das "sie" im vorangegangenen Satz wenigstens gedanklich klein geschrieben wurde, muss damit klar kommen und kann simple Befehle schon mal vergessen (falls man die überhaupt in Erwägung gezogen hatte).  :)

Ich wurde vor ein paar Tagen per Email nach einem Text für die Raucherentwöhnung gefragt. Hier ein Ausschnitt meiner Antwort:

"Menschen sind alle verschieden, habe verschiedene Erfahrungen, Werte, Ansichten, Fähigkeiten...
Und Raucher rauchen oft auch aus ganz verschiedenen Gründen.
Und wenn sie damit aufhören wollen, tun sie das wieder aus oft ganz verschiedenen Gründen.
Diese alle mit EINEM Standardtext bedienen zu wollen, hielte ich für nicht gut."


Wenn also im begründeten Einzelfall Ekel mal passen sollte, habe ich auch keinen Ekel vor Ekel. Aber - ich wiederhole mich - als Standardanwendung... für mich(!) NO!

Zum Schluss noch eine kurze Anmerkung zu einer anderen Suggestion aus dem verlinkten Video - über die Ekel-Geschichte kann man sich ja noch streiten, aber für die Suggestion, dass Rauchen Gift sei, gibt es von mir eine für mich unstrittige 6 mit Sternchen.

Lieben Gruß
Lutz

Offline Hypnotikum

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #22 am: 03. Okt 2011, 11:32 Uhr »
@Lutz

Die 6* mußt du mir aber jetzt erklären... Chemisch gesehen is Nikotin eins der stärksten Gifte, die wir kennen.
Also ist die Aussage ja zunächst mal korrekt und das UB wird sie aus dem evtl. vorhandenen Wissen schon vorher kennen.
Des weiteren dürfte nahezu JEDER (zumindest in Deutschland) wissen, dass Nikotin zumindest schädlich und krebserregent ist. Steht ja schließlich auf jeder Packung drauf. Warum glaubst du, dass gerade diese Suggestion die 6* verdient, denn ich sehe nicht, das hier dem UB was neues beigebracht wird. Und selbst, wenn es die Suggestion wörtlich nimmt, wird das Nikotin dadurch nicht giftiger, als es ohnehin schon ist. Evtl. werden die körperlichen Abwehrreaktionen darauf zunehmen.

Lieben Gruß Ralf
« Letzte Änderung: 03. Okt 2011, 15:00 Uhr von Hypnotikum »
Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente. (Mark Twain)

Offline mipooh

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #23 am: 03. Okt 2011, 17:03 Uhr »
Wissen, das nichts weiter anstellt als Wissen zu sein, ist relativ harmlos.
Auch die Tatsache, irgendwann mal zu sterben, ist jedem Menschen bewusst.
Man kann die trotzdem immer mal ins Bewusstsein rufen; fragt sich halt wozu...

Unter günstigen Umständen kann das helfen, aktuelle Schwierigkeiten als nicht so dramatisch zu erleben, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, nicht zu sehr an Dingen zu kleben usw usw... wird und wurde in der "Volkspsychologie" (den Religionen) relativ viel verwendet.

Man kann damit aber viel mehr erreichen, nämlich eine völlige Verunsicherung darüber, ob man den nächsten Atemzug noch erleben wird, bis hin zu Voodoo-Spielchen mit Püppchen und Stecknadeln und auch bis dahin, einen Menschen dazu zu bewegen, der Natur vorzugreifen und das mal eben selber zu erledigen... wenn es denn sowieso mal sein muss...

Die Bandbreite ist enorm, die Motivation, solche "Wahrheiten" dirigierend einzusetzen, hat eine ebensobreite Basis.
Vom teuflischen Magier bis zur heiligen Erlöserin... alles ist möglich und alles arbeitet "ganz harmlos" mit Informationen, die ja sowieso nicht unbekannt sind, oder zumindest jederzeit irgendwo gelesen werden können.

Der Unterschied besteht lediglich in der Art und Weise, wie diese Informationen verwendet werden, ob als Waffe oder als Sprungbrett in eine Freiheit.

Eine negative Information einzusetzen, sie schön breitzutreten um damit unangenehme Gefühle zu erzeugen, wird immer auch irgendeine unangenehme Wirkung haben. Im Idealfalle bewirkt die dann (im Beispiel des Rauchens und des Ekels und der Giftangst), dass derjenige sich einfach gar nicht mehr traut zu rauchen, um diesen Ängsten nicht ausgesetzt zu sein.
Was aber, wenn der das nicht schafft? Dann hat er diese Ängste am Hals, zusätzlich zu dem Problem, dass er sowieso bereits raucht. Die bleiben natürlich nicht ohne Wirkung. Vielleicht verstärkt sich ein wenig seine Disposition zum Herzinfarkt, vielleicht entwickelt er eine Depression, aber irgendwas passiert halt mit den "Geistern, die man rief"...

Darum ist ja Hypnotisieren etwas, das verantwortlich von hinreichend geschulten Menschen ausgeübt werden sollte.
Alle anderen basteln mehr oder weniger sinnlos und gedankenlos ein bischen in fremder Psyche herum und finden sich ganz toll, wenn sie jemandem so viel Angst vorm Rauchen gemacht haben, dass er es aufgibt... und beim Rest zucken die dann die Schultern und sagen "selber schuld"... oder "Pech gehabt"...

Man muss das alles nicht bewerten. Man kann da pilatusartig die Hände in Unschuld waschen und vorgeben, dass doch diese Informationen sowieso vorhanden waren... Bei genauerem Hinsehen wird man jedoch feststellen können, dass der Hypnotiseur verantwortlich beteiligt war.

Die Aufdrucke auf den Zigarettenschachteln haben wir übrigens damals (hier oder in dem Forum, wo wir uns früher herumgetrieben haben) ausgiebig unter dem Aspekt der Suggestionen diskutiert und haben die als unverantwortlich und dumm angesehen (weitestgehend übereinstimmend).

Mit Angst Verhalten zu verändern ist so ziemlich das dümmste und unmenschlichste was man tun kann.

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Offline Hypnotikum

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #24 am: 03. Okt 2011, 20:51 Uhr »
@Mipooh
Zitat
Mit Angst Verhalten zu verändern ist so ziemlich das dümmste und unmenschlichste was man tun kann.
Hier möchte ich zu bedenken geben, das genau dieses Verfahren in fast allen Kulturen seit Ewigkeiten (und leider auch sehr erfolgreich) verwendet wird.
Und wenn du nicht brav bist, kommst du in die Hölle...
Da wird dann gesagt, der Zweck heiligt die Mittel, wobei das dann einige auch noch wörtlich meinen.
Aber ich gebe dir recht, mit dem Wort Gift und Tot kann mann ganz sicher mit der richtigen Suggestion Depressionen und andere Nettigkeiten ohne größeren Aufwand 'generieren'.
Aber die Suggestion, um die es hier geht ist "Rauchen ist Gift!" Er geht ja nicht soweit, dass er weite rmacht mit, ...was dich ganz bestimmt sehr bald umbringt. Der Tod ist dir sowiso gewiss...
Und genau deshalb habe ich nachgehakt.
Zitat
Die Aufdrucke auf den Zigarettenschachteln haben wir übrigens damals (hier oder in dem Forum, wo wir uns früher herumgetrieben haben) ausgiebig unter dem Aspekt der Suggestionen diskutiert und haben die als unverantwortlich und dumm angesehen (weitestgehend übereinstimmend).
war vor meiner Zeit im Hypnosebereich und nach meiner Zeit als Raucher. Aber auch wir durften damals als Schüler 'Nette Filme' über abgesägte Raucherbeine und verkrebste Teerlungen ansehen...(komisch, wo war da eigentlich noch mal die FSK)
Auch dass war Verhalten ändern mittels Angst.
Diese Verfahren wird so breit gefächert verwendet, dass mann schon fast den Blick dafür verliert, weil es allgegenwärtig ist.
Es wird und wurde (und wird wohl auch in Zukunft) von jedem Machthaber (politisch wie religiös) gerne und vielverwendet.
Deshalb sah und sehe ich hier nicht das BESONDERE, was eine 6* verdient hätte.

Lieben Gruß Ralf
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Offline Lutz

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #25 am: 03. Okt 2011, 23:21 Uhr »
@ Ralf:

Zitat
Die 6* mußt du mir aber jetzt erklären...

Will ich versuchen. mipooh hat dabei schon einiges vorweggenommen.

Zitat
Chemisch gesehen is Nikotin eins der stärksten Gifte, die wir kennen.

Die "chemische Stärke" eines Giftes ist aber nicht das Alleinentscheidende. Viel "lebensrelevanter" ist ja die Frage, ob und in welchem Maße eine Schädigung eintritt. Und dabei spielt eben auch der Mensch eine große Rolle, der dem ausgesetzt ist. In einem überfüllten Linienbus zur besten Grippe-Hochsaisonzeit wird sich vielleicht der eine anstecken, der andere nicht - obwohl er praktisch dem gleichen Virenaufkommen ausgesetzt ist.

Ein nur physikalisch denkender Mensch wird vielleicht sagen, dass ein Mensch, der seine Hand 5 Min. lang in Eiswasser mit einer Temperatur von ca. 0° hält, deutliche Schmerzen empfinden wird, denn 0° sind nun mal 0° und damit viel zu kalt für den Menschen. Mit Hypnose wird der gleiche Proband ggf. überhaupt keine Beeinträchtigung spüren.
Gleiches gilt für eine Operation ohne Narkose in Trance. Wenn man mit einem Skalpell die Haut aufschneidet, kann das wehtun, denn ein Skalpell ist eines der schärfsten Messer, die wir kennen. Oder es tut auch nicht weh. Für eine Wirkung genügt es also nicht, allein die einwirkende Größe zu betrachten, man muss immer auch den Menschen einbeziehen.

Und damit zur Placebo-Forschung: man gibt z.B. ein wirkstofffreies Präparat in einem suggestiven Rahmen und das wirkt dennoch. Interessanter noch als dies ist aber in unserem Fall der verwandte Nocebo-Effekt: ein wirkstofffreies Präparat kann auch unerwünschte Nebenwirkungen wie z.B. Übelkeit und Schmerzen erzeugen. Mit anderen Worten: Suggestionen können auch "schaden" und "krank machen".
Und dabei spielt zunächst mal Hypnose noch gar keine Rolle, aber man kann sich ausmalen, um wieviel übler sich Suggestionen auswirken können, wenn a) zusätzlich hypnotische Trance mit im Spiel ist und b) der betreffende Stoff tatsächlich auch von seinem Inhalt her ein Gefährdungspotenzial hat. Falls bisher noch nichts oder nur wenig Schädigendes passiert ist - nach so einer "Behandlung" kann es da aber richtig losgehen!

Doppelt tragisch ist dabei, dass dies natürlich auch geschehen kann, wenn derjenige nun (aus Angst?) tatsächlich mit dem Rauchen aufhört, denn je größer die rauchbremsende Angst ist, desto größer wird damit eventuell auch die Überzeugung, dass er sich vielleicht schon in den letzten 20 Jahren soviel Gift angetan hat, dass er nun deshalb zwangsläufig leiden oder gar sterben müsse und werde. An der Stelle sei daran erinnert, dass es sich hierbei um unbewusste Prozesse handelt, die einem "intelligenten Denken" und einer "vernünftigen Kontrolle" kaum bis gar nicht zugänglich sind.
Dabei ist das mit dem Sterben keineswegs überzogen, in der Literatur zum Themenkomplex Placebo/Nocebo/ Spontanremissionen oder "Wunderheilungen" gibt es seriöse Berichte über Menschen, die allein aufgrund ihrer inneren Überzeugung (UB) Leid und Tod für sich produziert haben. Und natürlich kann man auch die von mipooh genannten Voodoo-Folgen hier einordnen.

Das generelle Problem bei Suggestionen, die in irgend einer Form Angst, Ekel, Gift usw. nutzen, ist, dass niemand abschätzen kann, welche "Folgen" der Klient für sich daraus ableitet, was er also im Detail daraus macht. Und noch "gefährlicher" kann all dies natürlich werden, wenn die Raucherentwöhnung misslingt oder derjenige später wieder mit dem Rauchen anfängt. Wie ich schon an anderer Stelle schrieb: wenn jemand dennoch weiterraucht, heißt das nicht zwangsläufig, dass alle Suggestionen wirkungslos wären.

Zitat
...denn ich sehe nicht, das hier dem UB was neues beigebracht wird.

Das sehe ich auch nicht. ABER:
Ausflug in die Selbsthypnose. Jemand denkt sich (unter maßgeblicher Beteiligung seines Unbewussten) einen Selbsthypnose-Text aus, weil er für sich was ändern möchte. Dann nimmt er den (unter maßgeblicher Beteiligung seines Unbewussten) auf einen Tonträger auf. Dann haut er sich aufs Bett und drückt auf PLAY. Hört hier das UB irgendwas neues, was es vorher nicht schon gewusst hätte? Nö. Also erklären wir Selbsthypnose hiermit für völligen Nonsens, oder?  :)

Vor einer Antwort noch ein Ausflug, diesmal in die Fremdhypnose. Warum macht man sich bei einer Hilfestellung überhaupt die Mühe mit dem Firlefanz von "Machen Sie es sich bequem, schließen sie die Augen, entspannen Sie sich usw."? Ich kann dem Unbewussten des Schüchternen doch auch in einem normalen Gespräch sagen, dass er fortan selbstsicher auftreten kann. Der Informationsgehalt fürs Unbewusste ist schließlich gleich, nicht wahr?  ;)

Natürlich machen Selbsthypnose und Fremdhypnose nicht nur Sinn, sondern eben auch einen großen Unterschied zu einem "Wachzustand". Es geht eben nicht um den reinen "Informationsgehalt" einer Suggestion, der Unterschied ergibt sich aus der begleitenden Trance. In Trance arbeitet das Gehirn "anders", Themen werden "anders" beleuchtet, (unbewusste) Lern- und Neustrukturierungsprozesse werden angestoßen, die fortan zu einem aus dem Unbewussten gesteuerten neuen Verhalten und zu neuen Überzeugungen führen können und sollen. Entscheidend ist dabei aber, dass dies in beide Richtungen gehen kann, in eine positive wie auch in eine negative!

In der Psychotherapie gibt es den Begriff der "Problemtrance". Wenn jemand in bestimmten Situationen derbe Probleme für sich produziert, dann geht dies oft mit einer Trance und mit typischen Trancephänomenen einher. Eine Trance ist nicht zwangsläufig "gut", Trance kann auch gut Probleme erzeugen!

Wenn man einem Raucher "einfach so" sagt, dass Zigaretten Gift seien, dann wird er das vielleicht und wahrscheinlich irgendwie abprallen lassen können. Wenn man das aber in einer Trance "eingetrichtert bekommt", dann kann es sein, dass dieser Gedanke im ganzen Hirn wie ein Ping-Pong-Ball hin- und herwandert, dabei fallen einem plötzlich wirklich noch die von dir benannten Bilder aus der Schulzeit ein, dann noch der Fernsehbericht neulich, dann noch der frühe Tod von Tante Erna und und und... - und schon haben wir vielleicht den Salat. Zigaretten-Voodoo und Nocebo sind nichts gegen das, was dann vielleicht seinen Anfang nimmt.

Zitat
Und selbst, wenn es die Suggestion wörtlich nimmt, wird das Nikotin dadurch nicht giftiger, als es ohnehin schon ist.

Die "Wirkung" würde dann "giftiger". Und die wäre entscheidend. ;)

Ich will nun beileibe nicht behaupten, dass jeder, der solche Suggestionen hörte, nun schon quasi tot sei. Vielen Menschen scheint all das nicht zu schaden und das ist ja auch gut so. Dennoch sind die hier beschriebenen möglichen Effekte keine Phantasieprodukte meinerseits, sondern potenzielle Folgen wissenschaftlich bestätigter Vorgänge. Im ungünstigen Fall sind damit solche Suggestionen ggf. schädlicher als alle bisher gerauchten Zigaretten zusammen. Und dafür gibt's von mir also eine 6. Und das Sternchen gibt's dafür, dass besagter Hypnotiseur gerne auf seine "therapeutische Ausbildung" verweist. Mit einer solchen behaupteten sollte er es besser wissen und daher wird so ein Vorgehen von mir hier extra honoriert.  :)

Lieben Gruß
Lutz

Offline Susanne

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #26 am: 04. Okt 2011, 01:48 Uhr »
Zu alledem was Lutz und Mipooh schreiben kommt m.E. noch ein weiter Aspekt.

Egal wie schädlich das Rauchen objektiv sein kann, ist es ja dennoch nicht so, dass Menschen rauchen um sich zu schaden.
Das Problemverhalten dient auf irgendeiner anderen Ebene einer positiven Absicht des Individuums.

Wenn man nun mittels direkter Suggestionen oder indirekt über Ekelsuggestionen und Angstsuggestionen dem Individuum in seiner Gesamtheit das problem gleichsam wegnimmt, dann nimmt man irgendeinem Anteil dieser Gesamtheit etwas, das er auf irgendeiner Ebene benötigt, um eine bestimmte gute Absicht für sich umzusetzen.

Wenn man aber sozusagen mit diesem Anteil herausarbeitet, was denn nun diese gute Absicht, der höhere Zweck usw des Rauchens ist - und das kann ganz unbewußt geschehen - und die Ambivalenz des Gesamtsystems (und ambivalent ist der Raucher ja, der zur Raucherentwöhnung kommt, sonst wäre er ja nicht da) in diese Diskussion auf Tranceebene einbindet, indem man den Anteil mit an den Verhandlungstisch holt, der das Rauchen sein lassen will und dann - und dies eben auf Tranceebene (was nicht unbedingt bedeuten muß eine formelle Hypnose herzustellen) - verhandelt und zusammen eine Möglichkeit erarbeitet, wie die positive Absicht für die Gesamtpersönlichkeit auf eine andere, bessere, gesündere Art und Weise zu verwirklichen sein kann...

dann erweitert man das Erlebens- und Verhaltensspektrum für den Klienten in einer Art und Weise, die ihm zeigt, dass er selbst für sich kompetent sorgen kann, läßt die Verantwortung dort wo sie hingehört, nämlich bei der Person selbst.

Vielleicht mag es dann noch Unterstützung brauchen, um das neue Verhalten und Selbsterleben zu stabilisieren, aber das ist dann mittels Ressoucenarbeit ein Klacks.

oder man macht das ganz anders - wichtig finde ich immer nur zu bedenken - wir tun alles was wir tun oder nicht tun oder glauben oder nicht glauben immer aus einem übergeordneten Sinn heraus, wie unsinnig dieser auch sein mag (und es ist schon echt blödsinnig, sich die Lunge mit diesem Dreck zuzupappen) - und erst wenn auf dieser Metaebene eine Veränderung der Wahrnehmung des Problems stattfindet - kann eine stabile Veränderung auf der Verhaltensebene stattfinden.

Beim Rauchen geht es auf Metaebene häufig um Autonomie, Freiheit, Abgrenzung und oder Zugehörigkeit
passt sich ja, wenn man anschaut, wann viele menschen mit dem Rauchen beginnen - in der Pubertät!

Und wenn ich das weiß, kann ich ja anfangen herauszufinden, wie ich Autonomie, Freiheit, Abgrenzung, Zugehörigkeit anders, besser umsetzen kann.
Oder mir bewußt werden, dass ich dieses alles ja schon längst erreicht habe und deshalb gar keine Kippen mehr dafür benötige.

So und nu geh ich wieder schlafen.

"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen."
(Goethe)

Offline Susanne

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #27 am: 04. Okt 2011, 01:53 Uhr »
Mein innerer Satz zum Thema ist:
Und liebe Susanne, was ändert sich denn, wenn du jetzt eine Zigarette rauchst?
Nichts, außer, dass du das Bedürfnis nach noch einer Kippe bekommst.

Dann geh ich rein in das Gefühl und spüre dem eigentlichen Bedürfnis nach.
"Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen."
(Goethe)

Offline mipooh

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #28 am: 04. Okt 2011, 07:02 Uhr »
Guten morgen.

Lutz und Susanne, das habt Ihr zwei super erläutert. Hat mich echt gefreut, so kompakt über Funktionsweise und Ethik von Hypnose zu lesen.

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Offline Hypnotikum

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Re: frage zur Formulierung
« Antwort #29 am: 04. Okt 2011, 20:09 Uhr »
@Lutz & Susanne

Danke für die erfolgreiche 'Erleuchtung'

@Mipooh
Danke auch für deine Sichtweise und Infos dazu.
Ich denke, nun ist der berühmte Groschen gefallen.
Problem beim Verstehen ist doch immer wieder mal, dass der derzeitige eigene Stantpunkt einem beim Verstehen im Weg steht. (Deswegen wohl auch Stantpunkt  ??? )

Ich nehme mal mit: Falls ich mich jemals dazu hinreißen lassen sollte jemanden das Rauchen wegzuhypnotisieren (bößes Wort, ich weiß) das ich dann nur dann eine Ekel-Suggestion verwende, wenn er sich eigentlich sowieso schon vor der Kippe / dem Geschmack ekelt und das Wort Gift und Tot (oder andere, die Angst verbreiten) nicht verwenden werde.
Ansonnsten lieber suchen, woher der Raucherdrang kommt und und ob er denn tatsächlich noch nötig, oder eigentlich schon längst hinfällig ist,  oder ob der Hypnotisant (:-) nicht Klient / Patient :-) eigentlich das Rauchen nur noch aus Gewohnheit tut. Dann dementsprechend in den Alternatieven zum Rauchen bestärkt und die Selbstverantwortung des Hypnotisanten für seinen Körper und seine Gesundheit hervorheben.

Ich hoffe, das war jetzt in Kurzform alles halbwegs auf einen Nenner gebracht.

Lieben Gruß Ralf

P.S.: Das Forum ließt sich immer wieder besser, als manches Buch...


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