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Autor Thema: Gedanken zum Rauchen  (Gelesen 15794 mal)

Offline Lutz

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Gedanken zum Rauchen
« am: 04. Jun 2006, 22:01 Uhr »
Hallo zusammen,

manchmal stellen wir fest, dass ein Raucher "entgegen aller Vernunft" selbst dann nicht mit dem Rauchen aufhört, wenn zusätzliche Randumstände (Krankheit, Schwangerschaft, ...) dies besonders geboten erscheinen lassen. Woran kann dies liegen? Vor diesem Hintergrund mal ein paar Gedanken (eines Rauchers  :) ) dazu, was Rauchen für den Einzelnen auch bedeuten kann und was erklärlich machen würde, dass "normale" Suggestionen (frische Luft, mehr Geld usw.) im Zuge einer Raucherentwöhnung hier ggf. wenig Erfolg haben werden.


Rauchen setzt deutliche Rauch-Zeichen des eigenen Seins.
Wann immer ich insbesondere auch in Gegenwart anderer rauche, mache ich durch den entstehenden Rauch auf mich aufmerksam. Der blaue Dunst um mich herum breitet sich im Raum aus und hüllt andere sichtbar ein. Egal, ob diese den Rauch mögen oder nicht - die Wirkung meines Tuns ist offensichtlich und kann von niemandem geleugnet werden. Und ich kann sogar sehen, wie anderen nichts anderes übrig bleibt, als sogar das einzuatmen, was ich als deutliches Zeichen meiner Existenz an die Luft und Umwelt abgegeben habe.

Mit dem Rauchen dokumentiere ich Selbstbestimmtheit und Eigenständigkeit.
"Raucher sind süchtig und Opfer ihres Lasters", mag man aus einer bestimmten Sichtweise heraus zutreffend anmerken. Ein Raucher kann dies aber selbst ganz anders sehen, indem er (Umwelt-) Einflüsse, die auf ihn wirken, in zwei Qualitäten einteilt:

- alles, was um ihn herum passiert, geschieht im Wesentlichen "dort draußen". Gesprochene Worte wie etwa die Maßregelungen durch den Chef, der Streit mit diesem oder jenem, versiebte Prüfungen und andere widrige Umstände spielen sich zunächst mal immer draußen ab.

- daneben gibt es aber noch etwas, das einen scheinbar viel mehr betrifft, was unmittelbar mit einem selbst zu tun hat - nämlich das, was ich tatsächlich meinem Körper zuführe. Angesichts aller denkbaren frustrierenden Lebensumstände dort draußen entscheide ich und ich ganz alleine, wann und wie ich rauche. Mit jeder neuen Zigarette dokumentiere ich z.B. für mich (und ggf. meine Umwelt), dass allein ich bei den wirklich wichtigen Dingen entscheide. Ob ich eine Zigarette etwa jetzt oder erst in 2 MIn. anstecke, richtet sich ausschließlich nach meinem Willen. Und alle anderen dürfen/müssen dieses sichtbare Zeichen meiner Autonomie respektieren.

Rauchen ist sicht- und riechbarers Zeichen meiner Individualität.
Für Uneingeweihte sieht Person A in einer Uniform genau so aus wie Person B in so einer Uniform. Dies ist ja auch Sinn der Sache, denn schon der Begriff "Uniform" soll ja genau diese Gleichheit des Äußeren ausdrücken. Wer sich aber ein bisschen mit Uniformträgern auskennt, weiß, dass bei Insidern genau das Gegenteil der Fall ist. Eine Uniform gibt dabei nur einen ganz engen Rahmen vor, innerhalb dessen schon kleinste Abweichungen deutliche Interpretationen zulassen. Unterscheidet sich die Sockenfarbe nicht ein bisschen von den eigentlich vorgeschriebenen? Ist das nicht ein ungewöhnlicher Knoten in den Schuhbändern oder in der Krawatte?

Sowas gilt auch für Raucher. Das Rauchen ist eine Spielwiese für kleinste, aber bedeutsame Mitteilungen über die eigene Persönlichkeit. Welche Marke? Gekauft oder selbst gedreht? Mit oder ohne Filter? Zigarette oder Zigarre? Und erst (nicht zu unterschätzen): welches Feuerzeug?
Hinzu kommt: wie werden Zigaretten ausgedrückt? Alle nach gleichem Muster, sorgsam im Aschenbecher geordnet oder chaotisch? Wie weit raucht man eine Zigarette, bis direkt zum Filter oder eher nur zu zwei Dritteln? Das Rauchen bietet eine hervorragende Möglichkeit, einer an sich stereotyp anmutenden Sache einen sehr individuellen Stempel aufzudrücken und sich eines (unbewussten) Codes zur Mitteilung seiner Persönlichkeit zu bedienen.


Es gibt sicher noch viele weitere Punkte, die man ansprechen könnte, und es ist wieder eine ganz andere Frage, ob einzelne Aspekte überhaupt auf einen bestimmten Raucher zutreffen. Es ist auch nicht meine Absicht, hier ein verbindliches "Rauchkompendium" zu schreiben. Was auch immer rauchen für den einzelnen bedeutet - es ist aber nach meiner Überzeugung für ihn sicher viel, viel mehr, als nur ungesunden Rauch einzuatmen, die Umwelt zu verpesten und Geld zum Fenster rauszuschmeißen...


Lieben Gruß
Lutz

Offline Heikje

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Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #1 am: 05. Jun 2006, 09:07 Uhr »
und dann gibts solche, die immer das Gefühl haben sich belohnen zu müssen...  ::)
irgendwie tuts kein anderer, also muß man es selber machen.
Das hat was von puuh, geschafft, gönn dir was. 

Und manchmal ist es wohl auch so ein Schnullerersatz - einfach was zum dran nuckeln...

Offline Lutz

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Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #2 am: 05. Jun 2006, 14:39 Uhr »
Zitat
Und manchmal ist es wohl auch so ein Schnullerersatz - einfach was zum dran nuckeln...

Jep! Es gibt die These, dass das "am Zigarettenfilter Saugen" alte Muster des "an der Brust Saugens" mit den damit verbundenen angenehmen Ur-Gefühlen berühre.  ;)

Offline ratbat

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Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #3 am: 05. Jun 2006, 17:47 Uhr »
Die drei Punkte von Lutz in kurz:

  • Hallo, hier bin ich!
  • Ich tue das was ich will, und wann und wo ich es will.
  • Schau wie ich bin, bin ich nicht cool?

Hab ich's so richtig zusammengefasst?

Das klingt ein bisschen nach "in der Jugend stecken geblieben".

Ich rauche um Dinge zu demonstrieren, die ich eigentlich im Alter von 16 - 18 Jahren schon abgehakt haben sollte. Je mehr man darüber nachdenkt umso mehr kommen in einem vielleicht Fragen auf, ob es in Ordnung ist daß in Tansania wegen dem Tabakanbau der Regenwald abgeholzt wird. Daß die Menschen dort verhungern müssen, denn die Großgrundbesitzer bauen dort nur noch Tabak an, weil dies mehr Profit verspricht als Getreide, Obst und Gemüse. Ist es das wert?

Zitat
"Für 1 Kilo Tabak müssen bis zu 150 Kilo Holz brennen ? das sind 2,4 Kilo für eine Zigarettenschachtel" veranschaulichte Laura Graen den Holzverbrauch von Tabak.

Quelle: rauchopfer.org

Ein komischer Gedanke, nicht wahr?  :-[




Offline Lutz

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Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #4 am: 05. Jun 2006, 22:57 Uhr »
@ Bernd:

Zitat
Das klingt ein bisschen nach "in der Jugend stecken geblieben".

Mag sein. Allerdings lehrt uns die Psychologie, angefangen von der Entwicklungspsychologie bis hin zur Psychoanalyse, dass die elementaren Grundbedürfnisse des Menschen (z.B. nach Akzeptanz der Individualität, Geliebtwerden und sozialer Integration) sich in frühesten Lebensjahren herausbilden und ein ganzes Leben lang bestehen bleiben. Da wird nichts mit 16 oder 18 "abgehakt".  ;)


@ all:

Ich bin gefragt worden, was das Thema hier im Bereich "Rund um das Thema 'Hypnose'" zu suchen habe. Ich hab's deswegen hier reingestellt, weil eine oft angewendete Spielart der Hypnose die "Raucherentwöhnung" ist. Und die funktioniert manchmal ganz gut und manchmal überhaupt nicht. Letzteres meiner Meinung nach vielleicht deswegen, weil die für ein Individuum evtl. tatsächlich maßgeblichen Hintergründe für das Rauchen nicht berücksichtigt werden. Deshalb meine Gedanken dazu hier unter 'Hypnose'.  :)

Lieben Gruß
Lutz

Offline ratbat

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Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #5 am: 06. Jun 2006, 10:13 Uhr »
@Lutz

Ja sicher - ich bin voll bei dir. Ich mich bei dem was du geschrieben hast selbst wieder erkannt.  ;)

Miraculus

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Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #6 am: 06. Jun 2006, 18:20 Uhr »
Vor einiger Zeit hatte ich mit einem Mann gesprochen, der das Rauchen von einem Tag auf den anderen aufgegben hatte.
Er hatte einmal einen wirklich üblen Hustenanfall und dachte sich dann, daß es so nicht weitergehen könne.

Man hat das Gefühl, daß der Mensch sehr konkrete Gründe braucht, um aufzuhören.
Es gibt scheinbar in ihm einen Teil der Psyche, der entscheidend ist - und der interessiert sich nur sehr bedingt für allgemeine Statistiken und abstrakte Warnungen.

Die von Lutz beschreibenen Gründe für das Rauchen sind konkret. DIe Gegenargumente oft abstrakt.

Als Nicht-Raucher ertappe ich mich manchmal dabei, daß ich denke: Jetzt würde eine Ziagarette passen. Wäre irgendwie elegant. (Ist vielleicht infantil.)

Ich konnte mich aber mit dem Rauchen nie anfreunden. Inhalieren führt zum Husten, und wenn ich mal mit einem Freund eine mitrauche (paffe) habe ich den erlebsenen Teergeschmack noch Tage danach im Hals-Nasen-Rachenraum.
Wenn die Ziagarretten (für meinen Geschmack) nicht so scheuselig schmecken würden und gesünder wären, würde ich wahrscheinlich auch ab und an eine rauchen... ;D

LG Miraculus

Barbara

  • Gast
Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #7 am: 06. Jun 2006, 18:50 Uhr »
Als Nicht-Raucher ertappe ich mich manchmal dabei, daß ich denke: Jetzt würde eine Ziagarette passen. Wäre irgendwie elegant. (Ist vielleicht infantil.)

Nö gar nicht!  :)

Mir geht's ähnlich mit Rotwein oder Cognac. Ich mag beides nicht, aber eingeschenkt in einem schicken Glas sehen Rotwein und Cognac total klasse aus. Da denk ich manchmal mhmmmmmmmm lecker, aber sobald ich daran schnupper, wird mir übel! ;)

Lieben Gruß
Barbara

Sandy

  • Gast
Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #8 am: 07. Jun 2006, 18:51 Uhr »
... dann hat bei Rauchern die sog. orale Phase nie wirklich aufgehört ...

Miraculus

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Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #9 am: 08. Jun 2006, 13:28 Uhr »
@ Sandy: Ost ja eine tiefenpsychologische Vermutung. STörungen während der opralen Phase: Rauchen, Trinken, Eßstörungen.

@ Barbara: Ich kann mir irgendwie vorstellen, wie das RRauchen beruhigen würde, wnn man es täte. So trinke ich halt etwas mehr Kaffee. :)
Aber das in den Mund-Nehmen ist wohl beruhigend. Und wohl auch das Drehen zwischen den Fingern: So etwas soll sogar die Konzentration verbessern, habe ich mal irgendwo gelesen. 

Trotzdem bin ich froh, daß ich es nicht angefangen habe. Andererseits haben wir hier ja sogar einige Therapeuten, die rauchen.  ;)

LG Miraculus

Barbara

  • Gast
Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #10 am: 08. Jun 2006, 14:32 Uhr »
@ Barbara: Ich kann mir irgendwie vorstellen, wie das RRauchen beruhigen würde, wnn man es täte. So trinke ich halt etwas mehr Kaffee. :)
Aber das in den Mund-Nehmen ist wohl beruhigend. Und wohl auch das Drehen zwischen den Fingern: So etwas soll sogar die Konzentration verbessern, habe ich mal irgendwo gelesen.

Mir passiert es in letzter Zeit öfter, dass ich mir eine Zigarette aus der Schachtel nehme, sie auf den Tisch lege, das Feuerzeug daneben und dann vergesse ich, dass ich ja eigentlich eine rauchen wollte.

Mein UB will doch wohl nicht... *kreisch und  :o

Noch vor einigen Monaten hab ich ca. 10-15 Tassen Kaffee (Pötte) am Tag getrunken. Mittlerweile sind es nur noch ca. 4-6 und damit fühl ich mich sehr wohl.


Zitat
Andererseits haben wir hier ja sogar einige Therapeuten, die rauchen.  ;)

Na dat sind doch eh die Schlimmsten!  :rofl:

Lieben Gruß
Barbara


Miraculus

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Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #11 am: 08. Jun 2006, 14:56 Uhr »
Zitat
Noch vor einigen Monaten hab ich ca. 10-15 Tassen Kaffee (Pötte) am Tag getrunken. Mittlerweile sind es nur noch ca. 4-6 und damit fühl ich mich sehr wohl.

Das klingt ja gut!

Bei 10-15 Pötten hätte sich mein Magen allerdings wahrscheinlich schon längst aufgelöst.  ;)

Lieben Gruß
Miraculus

Sandy

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Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #12 am: 08. Jun 2006, 19:42 Uhr »
Barbara, Du hast SO viel Kaffee getrunken??? Oh man, da hätte ich Dauersodbrennen u. Herzflattern ohne Ende ... :-)) Zu jeder Zigarette einen Pott Kaffee, oder so?! *schüttel* :-)

Barbara

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Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #13 am: 08. Jun 2006, 19:50 Uhr »
Barbara, Du hast SO viel Kaffee getrunken??? Oh man, da hätte ich Dauersodbrennen u. Herzflattern ohne Ende ... :-)) Zu jeder Zigarette einen Pott Kaffee, oder so?! *schüttel* :-)

Jaja die Harten kommen in den Garten und die Weichen in den Teich!  ;D :D

Sandy

  • Gast
Re: Gedanken zum Rauchen
« Antwort #14 am: 08. Jun 2006, 23:24 Uhr »
 ;D :D hab mich gewundert, warum ich so nass war ....

 

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