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Autor Thema: Trancen oder nicht...  (Gelesen 6804 mal)

Offline mipooh

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Trancen oder nicht...
« am: 12. Jan 2007, 13:45 Uhr »
Ist bestimmt schon in verschiedenen Zusammenhängen etliche Male durchgekaut worden.

Was sind eigentlich Trancen und woran bemerkt man sie? Woran an sich selbst, woran an anderen?

Ehrlich gesagt, ist das gar nicht meine eigene Frage.
Ich frage mich eher langsam, wann denn wohl irgendein Mensch mal nicht in Trance ist...

Aber es begegnen  mir immer wieder diese Menschen, die mit dem Begriff Trance eigentlich gar nichts anfangen können. Und da hab ich dann immer das Problem einer Simultanübersetzung in meinem Kopf, wenn ich diese nicht vor selbigen stoßen möchte. Denn die bringen es fertig und packen Trancen in eine Minderwertig-Schublade, irgendwo in die Nähe von Besoffensein oder mysteriösen Zuständen mit verdrehten Augen und Schaum vorm Mund.
Nicht dass ich abstreiten möchte, dass auch dies durchaus Trancen sein können, nur eben all die anderen -für mich ohne Frage Trancen- für andere irgendwas - aber bloß keine Trance.

Und wenn es dann um Heiligtümer geht, Religionen, Meditation oder so, dann wird es ganz krass (manchmal).

Noch ein Versuch, die eigentliche Frage wirklich an die Oberfläche dringen zu lassen....

Welche anderen Möglichkeiten gibt es ausser "Maul halten" noch  bei Leuten, die den Begriff Trance absolut nicht zulassen wollen?
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Lutz

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Re: Trancen oder nicht...
« Antwort #1 am: 14. Jan 2007, 00:56 Uhr »
Hallo mipooh,

Zitat
Was sind eigentlich Trancen und woran bemerkt man sie?

unter allen unterschiedlichen Definitionen und Erklärungsversuchen sind mir immernoch diejenigen am sympathischsten, die von der besonderen Einengung des Bewusstseins, von der Fokussierung auf nur ganz wenige Dinge oder auch nur auf ein einziges, sprechen.

Und dennoch sind solche Ansätze nicht wirklich umfassend, denn es gibt ja neben einer "Standardtrance" (jemand sitzt/liegt mit geschlossenen Augen regungslos da) noch viele weitere Erscheinungsformen. Und wenn man sich darüber hinaus vergegenwärtigt, dass man z.B. mit entsprechenden Suggestionen auch ganz andere Zustände und Befindlichkeiten suggerieren könnte, z.B. genau das Gegenteil einer eingeschränkten Wahrnehmung, dann gibt es derzeit die für mich zutreffende Definition von Trance, die man auch noch guten Gewissens und für einen Laien nachvollziehbar weitergeben könnte, gar nicht.

Das Beste wäre vielleicht, einen am Thema Interessierten einfach mal zu hypnotisieren, dann kann er sich selbst überlegen, was das nun war.  :) Aber das geht natürlich nicht immer.

Zitat
Welche anderen Möglichkeiten gibt es ausser "Maul halten" noch  bei Leuten, die den Begriff Trance absolut nicht zulassen wollen?

Ich halte in solchen Fällen auch nur mein Maul, aber ich tue das ganz gezielt und nicht etwa aus Resignation. Denn bei mir hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass es bei diesen Leuten (wenn wir denn von denselben sprechen) beim Thema Trance gar nicht nur um diese selbige, eigentlich ganz unspektakuläre geht, sondern dass 'automatisch' dort ganz andere Dinge berührt werden.

Diese Leute sehen offenbar dabei ihr Selbstbild, ihre höchste und heiligste "Identität" betroffen.

Dies führe ich wiederum auf insbesondere zwei Faktoren zurück - zum einen auf die "Spätfolgen" des Zeitalters der Aufklärung. Dort hatten ja Kant und andere angemahnt, sich seines bewussten Verstandes zu bedienen und nach diesem zu handeln. Und was zu jener Zeit unter den damaligen Umständen vielleicht durchaus begrüßenswert war, wirkt aber nun in unserer Kultur falsch verstanden nach:

Wenn eine Gruppe Pubertierender gemeinsam, vielleicht noch im Suff, eine Telefonzelle zerlegt, werden sie auch heute noch gerne gefragt: Was habt ihr euch dabei gedacht? Nichts haben sie sich dabei gedacht und können diese Frage also auch nicht beantworten, denn der Handlungsantrieb für so ein Verhalten entspringt wohl in den seltensten Fällen dem bewussten Denken.

Aber die "allgemeine Meinung" ignoriert so etwas und tut auch heute noch so, als sei unser ganzes Sein und Tun nur vom bewussten Denken geprägt. Von daher kann sowas wie Trance, die ja vom rein bewussten Denken wegführt, nur aufs Heftigste abgelehnt werden.

Und als Zweites mache ich eine andere historische Fortwirkung verantwortlich, nämlich die Prägung durch Freud und sein "Unbewusstes". Ich vermute, dass die Volksmeinung in diesem Unbewussten gerne gleichsam etwas "Unheimliches" sieht, in dem abwegige Triebe bloß nicht geweckt werden sollen! Da lieber nicht dran tasten, sonst kommt raus, dass ich tatsächlich meinen Vater ermorden und meine Mutter schwängern will (Phasen solcher Vorstellungen hatte Freud ja behauptet).

Und so eine Trance könnte einen diesem bösen Unbewussten ja näher bringen.

Dass man in der Terminologie der Hypnose mit Unbewusstem oder Unterbewusstem etwas ganz anderes meint, vermag da offenbar manchmal nicht recht zu überzeugen.

Ich denke also, dass die mitunter anzutreffende Ablehnung der Trance auch mit (unbewussten) Ängsten zu erklären ist, die einer "Sachargumentation" eher wenig zugänglich sind. Daher schweig ich dann auch brav still.  :)

Lieben Gruß
Lutz

Offline mipooh

  • HypnoSequenz
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Re: Trancen oder nicht...
« Antwort #2 am: 14. Jan 2007, 18:52 Uhr »
Danke Lutz,

das gibt meiner Haltung eine Dimension, die ich wohl brauchte. Ich nehm das ja immer alles so selbstverständlich, all die Trancen und all die Höhen und Tiefen des Daseins, dass mir gar nicht mehr auffällt, bei was für "Kleinigkeiten" manch anderem schwindelig wird.

Und ich denk immer nur, ein bischen klares Denken über das was so in einem abläuft kann doch nicht schaden...

Wenn man aber gerade das nicht möchte sondern lieber einem Phantom nachjagt, dann kann es das eben doch... ein ganzes Weltbild zertrümmern womöglich... ich bin dann doch manchmal etwas zu wenig zimperlich...
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Lutz

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Re: Trancen oder nicht...
« Antwort #3 am: 18. Jan 2007, 02:35 Uhr »
Weil es so schön passt:
Aus dem "Nichtraucher-Tagebuch" einer Zeitungsredakteurin unter "Tag 10":

"Denke darüber nach, mich hypnotisieren zu lassen, um für alle Zeiten lasterfrei zu werden. Verwerfe den Gedanken aber wieder: Wer weiß, was bei so einer Sitzung noch ans Licht kommt."

Kompletter Artikel unter http://www.abendblatt.de/daten/2007/01/14/669110.html

Lieben Gruß
Lutz

Barbara

  • Gast
Re: Trancen oder nicht...
« Antwort #4 am: 18. Jan 2007, 07:23 Uhr »
"Denke darüber nach, mich hypnotisieren zu lassen, um für alle Zeiten lasterfrei zu werden. Verwerfe den Gedanken aber wieder: Wer weiß, was bei so einer Sitzung noch ans Licht kommt."

Genau das isses!

Oft besteht nämlich keine Angst Hypnose im Allgemeinen, sondern die Leute haben Angst, dass irgendwelche Leichen ausgegraben werden könnten.

Lieben Gruß
Barbara

 

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