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Autor Thema: Mehr über Prozessinstruktionen  (Gelesen 8176 mal)

Offline Matt_D

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Mehr über Prozessinstruktionen
« am: 26. Mär 2008, 18:18 Uhr »
Hi,

wie genau geht man mit Prozessinstruktionen um?

Was genau macht man damit, wendet sie an, bewirken sie?

Gibt es da was ausführliches, mit Beispielen?

Gruß
Matt

Offline Lutz

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Re: Mehr über Prozessinstruktionen
« Antwort #1 am: 28. Mär 2008, 17:53 Uhr »
Hallo Matt,

ich stehe sogenannten "Prozessinstruktionen" eher verhalten gegenüber.
Man versteht darunter ja "Anweisungen", dass zukünftig sachdienliche Prozesse (unbewusst) ablaufen sollen, z.B.:
"Und du wirst in der kommenden Nacht Interessantes und Hilfreiches träumen und dann Wege entwickeln, die dir dann weiter helfen!", oder so.

Ich halte es für sinnvoll, jemanden darauf hinzuweisen, dass sowas geschehen kann, einfach auch um zu signalisieren (und vielleicht auch zu motivieren), dass ein Prozess während einer Sitzung nur einen Anfang genommen hat und nun selbständig fortgeführt werden kann und soll; aber eine "Instruktion", also eine Anweisung, dass dies gefälligst zu geschehen habe, scheint mir an der psychologischen Realität vorbeizugehen. Ich denke, ein Klient wird ganz allein (auch unbewusst) entscheiden, ob eine Sitzung positive Folgen hat, ohne dass man ihm das "befehlen" könnte oder sollte.

Aus dieser meiner Sichtweise ergibt sich daher die Antwort auf deine Frage:
Ich würde die Möglichkeit ansprechen, dass nun Veränderungen eintreten können, und tue das auch regelmäßig. Ich würde dies aber nicht "instruieren" wollen.

"Ausführliches" kann ich dazu leider nicht nennen, zumal in der mir bekannten Literatur kaum jemand mit dem Begriff operiert.

Lieben Gruß
Lutz

Offline Tom

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Re: Mehr über Prozessinstruktionen
« Antwort #2 am: 28. Mär 2008, 21:01 Uhr »
Hallo,

bisher habe ich diesen Begriff selbst nur bei Bandler/Grinder "Therapie in Trance" gelesen.

Es gibt da ein ganzes Kapitel darüber, welches jedoch recht kurz ist, wenn ich mich nicht falsch erinnere.

So ein bisschen kann man Prozessinstruktionen aufassen, u.a. als "lückenfüller", wenn beim Klienten die eigentliche Arbeit mental abläuft.

Bei Lutzes Beispiel mit dem träumen, kann man dies formulierungsgemäß ja als direktive Instruktionen auffassen; ich halte "kann" Möglichkeiten auch für sinnvoller, um dem "sich gegen eine Instruktion widersetzen" zu umgehen.

Als Prozeßinstruktionen nimmt man sinnigerweise Prozeßbeschreibungen, von denen man ausgehen kann, daß sie höchstwahrscheinlich sowieso passieren, und kann diese natürlich verstärken. Es ist zum Beispiel gut davon auszugehen, dass man kommende Nacht träumen wird; und macht jemand in einer hypnotischen Erfahrung Prozesse, die ihn/sie tief beeindrucken, kann man sogar sehr gut davon ausgehen, daß die Träume damit zu tun haben werden. Und falls nicht, ist es auch nicht so schlimm, denn da man sich ja in der Regel nur an 1 oder 2 Träume einer letzten Nacht erinnert, aber durchschnittlich 4-6 Traumphasen durchläuft, weiß man ja gar nicht, ob dem so ist. Also kann man ruhig einfach mal so davon ausgehen. Träumt dann jemand nach so einer Erfahrung tatsächlich etwas für ihn/sie prägnantes, hat man noch eine interessante Verstärkung.

Aber typische Prozeßinstruktionen, die wahrscheinlich viele hier kennen und sogar häufig anwenden sind:

...und dein UB wird einen Weg finden, mit diesem Aspekt auf neue und interessante Weise um zu gehen...
... und während dein Bewußtsein sich fragt, ob es jemals aus dieser Krise heraus kommen kann, fängt dein UB schon an Lösungen zu finden...
... und während du diese Sätze ließt, hat dein UB selbige schon abgespeichert und wird dir helfen, diese in deinen nächsten Induktionen ganz wie von selbst in deine Worte einzubetten ....

Grüße,
Tom.

Offline Lutz

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Re: Mehr über Prozessinstruktionen
« Antwort #3 am: 29. Mär 2008, 04:04 Uhr »
Zitat
... und während du diese Sätze ließt, hat dein UB selbige schon abgespeichert und wird dir helfen, diese in deinen nächsten Induktionen ganz wie von selbst in deine Worte einzubetten ....

 :applaus:  ;D

Offline Miko

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Re: Mehr über Prozessinstruktionen
« Antwort #4 am: 29. Mär 2008, 11:01 Uhr »
Ich habe über Prozessinstruktionen gelernt, das es sich um Instruktionen handelt, die viel über den Prozess aber wenig oder nichts über den Inhalt aussagen.

Beispiel:

Während Du nun bewusst diese Worte liest, werden diese Worte auch von Deinem Unterbewusstsein registriert.
Und während Dein Bewusstsein damit beschäftigt ist, sich den Sinn dieser Worte zu erschliessen, kann Dein Unbewusstes die Gelegenheit nutzen, um sich einer ganz bestimmten Sache zuzuwenden und wir wissen beide nicht, ob es sich dabei um einen ungelösten seelischen Konflikt aus Deiner Kindheit handelt oder andere wichtige Dinge, die schon lange darauf warten gelöst zu werden.

Und es ist völlig gleichgültig, darüber nachzudenken, ob Du es weisst oder nicht, denn Dein Unbewusstes hat bereits angefangen zu reagieren, auf eine Art und Weise wie es schon immer reagiert hat, um etwas wichtiges für Dein persönliches Wohlbefinden zu erledigen.
Du kannst Dich nun ganz bewusst dem Gefühl der Freude hingeben, in der Gewissheit, dass gerade eben etwas geschieht.

Und das Interessante an solchen Prozessinstruktionen ist, - dass sie, - haben sie erst einmal das Unbewusste aktiviert, unabhängig von der Skepsis des bewussten Verstandes ihre Wirkung zeigen.

Bei Prozessinstruktionen benutzt man vorwiegend viele Nominalisierungen, Worte wie Überraschung, Freude, Neugier, Möglichkeit, Wachstum, Entwicklung, Zufriedenheit usw...

Immer wenn man derartige Worte hört oder liest, wenn etwas sprachlich unspezifisch dargeboten wird, ist man gefordert, das dargebotene Material zu spezifizieren, um das Gesprochene zu verstehen.
D. h., Man ergänzt die fehlenden Informationen mit Informationen aus seinem persönlichen Modell der Welt. Wenn von einem ganz bestimmten Problem die Rede ist, löst dies einen unbewussten Suchprozess aus und das Unterbewusstsein wendet sich einer bestimmten Sache zu, einer Sache die für einen gegenwärtig relevant ist.

Das Schema einer Prozessinstruktion kann z.B. so aussehen:
1.   Aktivierung des Unbewussten bzw. Aktivierung bestimmter Teile des Unbewussten.
2.   Thema des erwünschten Prozesses benennen z.B. Aufarbeitung einer Erfahrung; etwas neues lernen; körperliche Heilung usw...
3.   Würdigung des Unbewussten.(„Sie können Ihrem Unbewussten vollkommen vertrauen“).
4.   Der Auftrag, dass über die Sitzung hinaus an dem Thema, auf unbewusster Ebene, weitergearbeitet wird.
5.   Der Hinweis darauf, dass das Unbewusste bereits mit der Arbeit begonnen hat.
6.   Die Aufforderung zur Freude, Neugierde etc. auf das zu erwartende Ergebnis.


Ich habe es so kennen gelernt, dass man Prozessinstruktionen vor allem dann einsetzt, wenn man eine Sitzung z.B. aus zeitlichen Gründen abbrechen muss, oder wenn etwas, aus was weiß ich für Gründen derartig ins Stocken gerät, dass man im Moment nicht weiter weiß.
LG
Miko

Offline Tom

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Re: Mehr über Prozessinstruktionen
« Antwort #5 am: 29. Mär 2008, 11:45 Uhr »
Hallo Miko,

schön zusammen gefasst.

@all:

die Art wie Miko die Prozeßinstruktionen zusammen gefasst hat, darin ist für mich schon ein sehr großer Teil Ericksonscher Prinzipien vorhanden. Letztendlich läßt man dem Klienten, oder besser dem UB des Klienten eine sehr große Freiheit in der Art, wie es Probleme lösen soll. Es werden keine starren Denkwege vorgegeben, die vielleicht nur "zufällig" den natürlichen Mechanismen des Klienten entsprechen, wie ich dies eher bei den direktiven und suggestiven Ansätze empfinde.

Tom.

Offline Matt_D

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Re: Mehr über Prozessinstruktionen
« Antwort #6 am: 29. Mär 2008, 15:15 Uhr »
@Lutz
verstehe Deine Bedenken.

Ich verstehe eine Prozessintruktion eher als gutes Hilfmittel.
Nicht direkt als Befehl eher als Motivation,

Mit "ausführliches" meine ich Sinnvolle Beispiele.


@detrance
Ah, ja das Buch habe ich, aber finde es nicht so doll. Habe es auch deswegen nicht ganz durchgelesen.
Hmmm, muss ich dann doch nochmal nachschauen. Ich finde das "Gehabe" in diesem Buch nicht ganz korrekt.
Naja, halt NLPler. ;-) (Ist nicht böse gemeint.)

Ich sehe den Einsatz dieses Hilfsmittels eher als unterstützung, wenn der Klient frustriert/demotiviert ist,
weil es schon so lange dauert. Eventuell auch als Ablenkung, um die Aufmerksamkeit auf was positives zu richten.

@Miko
Super Erklärung. Danke.
Ja, auch diese Beweggründe kann ich mir gut vorstellen.

Echt spannend, welche Möglichkeiten sich dadurch nochmal bilden.

Gruß
Matt

 

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