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Autor Thema: Hypnose, Trance und EEG / Gehirnwellen  (Gelesen 10744 mal)

Offline Lutz

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Hypnose, Trance und EEG / Gehirnwellen
« am: 04. Mai 2008, 18:17 Uhr »
Hallo ihr,

ich habe mich in letzter Zeit mal verstärkt auf Hypnose-Homepages im Weg umgesehen. Manche dieser Seiten von Ärzten, Therapeuten und Hypnotiseuren pp. versuchen auch, Hypnose und Trance anhand der Gehirnwellen zu erklären. Die Ausführungen waren aber, ungeachtet der sonstigen Qualifikation der Verfasser, ohne Ausnahme allesamt falsch und ließen oftmals erkennen, dass die Autoren überhaupt kein zutreffendes Grundverständnis über die Funktion der Gehirnwellen haben.

Deshalb möchte ich hier in diesem Thread im Versuch einer Richtigstellung mal beleuchten, was es denn mit den ominösen Gehirnwellen auf sich hat. Manches ergibt sich auch schon aus anderen Beiträgen im Forum, ich möchte es hier aber nochmal bündeln - wer es schon kennt, braucht sich also hier nicht mehr durchquälen.  :)

Das EEG wurde in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelt und sah jahrzehntelang so aus, dass ein mechanischer Schreiber auf ein sich bewegendes Papier kritzelte. Hierdurch bedingt, waren Frequenzen über 40 Hz nicht mehr darstell- und auswertbar, so dass im wesentlichen nur die Frequenzen von etwa 0,5 bis an die 40 Hz untersucht wurden. Erst mit der Computertechnik wurde es später möglich, auch höhere Frequenzen zu erfassen und zu analysieren.

Man legte dabei folgende Bezeichnungen fest:

Wellen bis 4 Hz: Delta-Wellen
4 - 8 Hz: Theta
8 - 14 Hz: Alpha
14 - 35 Hz: Beta

Während die Bezeichnungen weltweit einheitlich sind, sind die Frequenzbereiche nirgends verbindlich festgeschrieben und weichen daher mehr oder weniger ab.
Nach diesen Bezeichnungen wurden dann verschiedene "Zustände" benannt, der bekannteste dürfte wohl der Alpha-Zustand sein. Nun könnte man meinen, in einem Alpha-Zustand würden die Hirnwellen eben eine Frequenz zwischen 8 und 14 Hz aufweisen - das ist genauso naheliegend wie falsch.

Schauen wir uns mal die Gehirnwellen eines männlichen Erwachsenen an, der entspannt, aber keineswegs in Trance, in einem Sessel sitzt. Auf der linken Seite sind von unten nach oben die Frequenzen von 0 bis 40 Hz aufgetragen, die Ausschläge nach rechts dokumentieren die in den Wellenbereichen gemessenen elektrischen Spannungen:


Ups - ein heilloses Durcheinander, oder? Aber genau das beschreibt, wie Gehirnwellen im schlaflosen Zustand tatsächlich auftreten: immer in einem "Mix aller Frequenzen", der sich auch noch innerhalb von Sekundenbruchteilen deutlich ändert. Um Tendenzen kenntlich zu machen, ist es möglich, die Darstellung zu mitteln, also Zustände zeitlich zusammenzufassen und als "Durchschnitt" darzustellen - das sieht dann z.B. so aus (rechts im Bild):


Der nächste Schritt wäre, die rechte Grafik 'einzufrieren' und nur noch ein Standbild zu zeigen, um die angebliche Gehirnaktivität zu belegen. Wer irgendwo so ein Bild sieht, möge sich also vergegenwärtigen, dass sich 'dahinter' ganz was anderes verbirgt!

Und nun zur 'Auswertung' der gezeigten Gehirnwellen. Würde man den Behauptungen auf unterschiedlichen Webseiten Glauben schenken, könnte man in die hier gezeigten Gehirnwellen alles hineininterpretieren:

  • Der Proband schläft, weil Delta-Wellen produziert werden.
  • Der Proband ist in tiefer meditativer Versenkung, weil Theta-Wellen produziert werden.
  • Der Proband ist in Trance, weil Alpha-Wellen produziert werden.
  • Der Proband ist hellwach und konzentriert, weil Beta-Wellen produziert werden.

Und - stimmt eine der o.g. Interpretationen? Nö, alles falsch, er saß einfach so da...

(Dass die höheren Beta-Wellen nicht so starke Ausschläge ergeben, ist übrigens ganz normal: je höher die Frequenz, desto schwächer die elektrischen Spannungen, das ist wie bei einer Mehrwege-Lautsprecherbox: die tiefen Frequenzen [Bässe] brauchen einen großen Lautsprecher und viel Spannung, um übertragen zu werden, während die hohen Frequenzen von so einem kleinen Dödel-Lautsprecherchen mit wenig Leistung erzeugt werden. Aus diesem Grunde sind die Darstellungen aus den Videos "leicht logarithmisiert", d.h., dass die Darstellung der hohen Frequenzen künstlich etwas angehoben wurde.)

Aber bei genauerer Betrachtung fällt doch auf, dass die Alpha-Wellen deutlich dominieren? Richtig, diese Wellen dominieren und deswegen war der Proband auch in dem tollen Alpha-Zustand!

Wie das? Ist er etwa praktizierender Shaolin-Mönch? Keineswegs, er hat von Hypnose, Trance und Meditation soviel Ahnung, wie eine Kuh vom Tango-Tanzen, nämlich gar keine. Wer einfach entspannt ist (und dabei vielleicht noch die Augen schließt), ist automatisch in einem Alpha-Zustand, weil er überwiegend Alpha-Wellen produziert. An der Costa del Sol zwischen stumpf in der Sonne bratenden Touristen ist man umgeben von 'erleuchteten' Menschen im Alpha-Zustand!  ;D

Neurologen bezeichnen dies als "Grundaktivität" des Gehirns. Wer sich angesichts dessen teure Geräte kauft, nur um diesen wundervollen und angeblich ach so erstrebenswerten Zustand irgendwann mal mit diesen erreichen zu können, der schmeißt sein Geld zum Fenster raus.
Und damit zur 'echten' Trance. Das folgende Video zeigt die Gehirnwellen einer Probandin während einer Fremdhypnose zum Thema 'Rauchen':


Man erkennt wieder die Alpha-Wellen, aber auch andere Bereiche, die da deutlich mitmischen.
Und hier meine Gehirnwellen während einer nur entspannenden, 'themenlosen' Selbsthypnose (die künstliche Anhebung höherer Frequenzen wurde hier und im folgenden Video abgeschaltet):


Und zuguterletzt Barbaras Gehirnwellen während einer Selbsthypnose, bei der sie sich absichtlich in belastende Situationen zurückversetzte:


Ja huch, was ist das denn nun? Wer sich angesichts all dessen fragt, wie man denn jetzt anhand von Gehirnwellen feststellen können soll, ob jemand in Trance ist, trifft damit den Nagel auf den Kopf und gibt die Antwort schon vor: gar nicht!

Niemand kann aus Gehirnwellen schließen, ob jemand in Trance ist. Es gibt kein "trancetypisches" EEG! Und andersrum kann man nicht behaupten, dass Trance diese oder jene Gehirnwellenaktivität nach sich zöge oder ziehen müsse, alle in diese Richtung gehenden Behauptungen sind Mumpitz!

An dieser Stelle sei obendrauf erwähnt, dass sich die Gehirnwellen einzelner Menschen ohnehin unterscheiden und dass in den gezeigten Beispielen nur 1 Messpunkt berücksichtigt wurde (an anderen Stellen des Gehirns hätten sich schon wieder ganz unterschiedliche Wellenformen gezeigt, geschweige denn im Gehirn - gemessen wurde ja nur an der Kopfoberfläche, also am äußeren Rand der Gehirnrinde).

Mit anderen Worten: jede Behauptung, dass dieser oder jener 'Gehirnwellenzustand' Trance verkörpere, ist Quatsch! Eine Analyse der produzierten Gehirnwellenanteile taugt in keiner Weise, um Trance zu identifizieren. Es ist zwar möglich, anhand der Gehirnwellen bestimmte "Befindlichkeiten" zu ermitteln (wie etwa relaxte Entspannung, 'gedankenlose' Versenkung oder konzentrierte Problemorientierung), aber mit 'Trance' oder 'Nicht-Trance' hat all das nichts zu tun.

Für den Sonderfall(!) einer "Friede-Freude-Eierkuchen-Entspannungstrance" gilt, dass dann die Gehirnwellen im Schnitt "länger" werden können (aber nicht müssen), aber andersrum lässt sich nicht behaupten, dass längere Gehirnwellen ein verbindliches Anzeichen von Trance seien.

Der Vollständigkeit halber soll erwähnt sein, dass es tatsächlich eine Möglichkeit gibt, aus Gehirnwellen einen Rückschluss auf Trance zu ziehen - dies aber keineswegs aus dem Vorkommen bestimmter Wellenanteile. Möglich wäre sowas aufgrund von "evozierten Potenzialen": man erzeugt (z.B. mit einem Laser) einen Schmerzreiz auf der Haut und untersucht, wie das Gehirn darauf reagiert. Dazu muss man zahlreiche Messungen vornehmen und die normale Aktivität des Gehirns dabei 'herausrechnen', was ein hochkomplexer Vorgang ist. Und dann wird man feststellen, dass im Zeitraum von etwa 0,2 bis 0,3 Sek. nach so einem Reiz das Gehirn ggf. unterschiedlich reagiert, je nachdem, ob der Proband in Trance ist oder nicht. Auch könnte man ggf. Rückschlüsse aus der geografischen Verteilung der Gehirnwellen ziehen oder Gleichspannungspotenziale messen - das sind aber ganz andere Baustellen, die mit dem bloßen Auftreten bestimmter Hirnwellen nichts zu tun haben.

Fazit also: wer auf seiner Homepage (in bester Absicht) einen einfachen Zusammenhang zwischen Trance und Gehirnwellen herstellt, sollte das besser ersatzlos streichen!  ;)

Lieben Gruß
Lutz

P.S.: Sorry für den langen Beitrag!

Offline mipooh

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Re: Hypnose, Trance und EEG / Gehirnwellen
« Antwort #1 am: 05. Mai 2008, 06:14 Uhr »
Firefox macht dicht, Safari öffnet ein Fenster um mir später mitzuteilen "kein Video" und selbst IE findet heraus, dass da etwas nicht anzuzeigen ist.

Ich hab nun nicht alle Videos durchprobiert, nur die ersten 3-4.
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline RalfGabler

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Re: Hypnose, Trance und EEG / Gehirnwellen
« Antwort #2 am: 05. Mai 2008, 06:32 Uhr »
Hallo zusammen,

ich bekomme zumindest das getestete Video 3.

Spannend und zum Thema passend könnte folgendes Video von Ken Wilber zum Thema EEG und Gehirnwellen sein: http://youtube.com/watch?v=LFFMtq5g8N4

Ciao Ralf

Offline Sunny

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Re: Hypnose, Trance und EEG / Gehirnwellen
« Antwort #3 am: 05. Mai 2008, 07:22 Uhr »
Zitat
P.S.: Sorry für den langen Beitrag!
:merci:

@Ralf & mipooh
Mit Rechtsklick und "speichern unter" liefen die Vids.

Offline mipooh

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Re: Hypnose, Trance und EEG / Gehirnwellen
« Antwort #4 am: 05. Mai 2008, 08:59 Uhr »
Ja, so laufen sie auch bei mir. Danke.
Gewohnheiten brauchen Gewöhnung...

Offline Lutz

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Re: Hypnose, Trance und EEG / Gehirnwellen
« Antwort #5 am: 05. Mai 2008, 13:12 Uhr »
Hallo ihr,

das Video von Ken Wilber ist m.E. ein gutes Beispiel für ein schlechtes Beispiel, denn es suggeriert eine Gehirnaktivität, die es so definitiv nicht gibt. Wir hatten das Video im Forum ja schon mal kurz als Thema, aber ich möchte hier in diesem 'speziellen' Thread mal etwas näher darauf eingehen.

Es beginnt ja damit, dass angeblich die linke Hirnhälfte aktiv ist und die rechte nicht. Schon das ist Unfug. Wie ein "stinknormales" EEG beispielhaft aussieht, zeigt die von mir angehängte, aus der Wikipedia stammende (und rechtefreie) Datei. In dieser sind 14 Messpunkte der linken und rechten Hirnhälfte dargestellt, wobei die jeweils untereinander dargestellten Messreihen erst einen bestimmten Messpunkt auf der linken, dann den gleichen Ort der rechten Gehirnhälfte darstellen.
Und man kann sehen, dass es zwar geringfügige Unterschiede zwischen links und rechts gibt, dass aber "im Prinzip" beide Hirnhälften immer gleich aktiv sind.

Noch skurriler wird es, wenn er angeblich alle Gehirnwellen "stoppen" kann. Wäre das tatsächlich möglich, würde es die gesamte Medizin auf den Kopf stellen, denn ein Ausbleiben von Gehirnwellen wird weltweit in der Medizin als ein Merkmal für "klinischen Tod" interpretiert und ist z.B. Voraussetzung für die Vornahme von Organentnahmen. Und wenn es ihm gelänge, seine Hirnwellen zu stoppen und dennoch zu leben, wäre das vielleicht auch anderen Menschen möglich - nicht auszudenken!

Die Realität aber ist, dass ein lebender Mensch natürlich immer Gehirnwellen produziert, selbst im Koma.

Stellt sich also die Frage, wie er denn die Messwerte erzeugt? Ich muss gestehen, ich weiß es nicht. Ich kenne das benutzte EEG-Gerät und vor allem dessen Software nicht, was mir allerdings auffällt, ist, dass er offenbar ein 'seltsames' Messverfahren benutzt. Üblich ist, die beiden Ohrläppchen als "Massepunkt" und als "elektrisch Minus" zu verwenden, um die Wechselspannung zwischen diesen neutralen Punkten und den Messpunkten an der Schädeldecke zu erfassen (sogenannte 'Bezugsableitung'); er hingegen hat keinen neutralen Massepunkt, sondern lediglich Elektroden vorn und hinten am Kopf, das deutet auf eine "Reihenableitung" hin. Damit misst man Potentialunterschiede zwischen (eigentlich benachbarten) Messpunkten, aber nicht die wirklichen Potentiale selbst. Vielleicht kommen die 'falschen' Ergebnisse daher.

Ich will übrigens nicht in Abrede stellen, dass er fähig sein mag, flexibel mit seinem Gehirn umzugehen - was da auch immer angezeigt wird, deutet ja darauf hin. Aber die damit einhergehenden Interpretationen der Gehirnwellen sind schlichtweg falsch.

Lieben Gruß
Lutz

Offline Lutz

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Re: Hypnose, Trance und EEG / Gehirnwellen
« Antwort #6 am: 06. Mai 2008, 17:46 Uhr »
So - es hat mir keine Ruhe gelassen, und ich habe nun zwischendurch versucht, den 'Schaltungsaufbau' vom guten Ken nachzustellen, habe mich also mal in ähnlicher Weise verkabelt. Und dabei habe ich festgestellt, dass so eine Verkabelung elektrisch sehr 'instabil' ist. Nun ist mein Kopf nicht so EEG-freundlich wie der vom Ken, dafür gibt es bei mir zu viel Haare, aber jede kleine Bewegung und sogar das Anspannen der Kopfhaut schlagen sich auf die Messergebnisse nieder. Und so war ich, ohne überhaupt etwas zu wollen, laut Messdaten binnen Sekunden hellwach oder in tiefer Versenkung - völliger Nonsens. Wie gesagt - bei so einer Verkabelung werden nicht Wellenvorkommen an sich gemessen, sondern verschiedene Messpunkte miteinander verglichen.

Daraufhin habe ich mir das Video mehrfach genau angesehen und komme nun aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit so einer Verkabelung zu einem ganz anderen 'Verdacht'. Ich möchte hier nichts allgemeinverbindlich behaupten, aber ich bin inzwischen mehr als skeptisch geworden...

Beide Male, wenn er liegt, legt er seine Hand hinter den Kopf. Das würde ich nicht tun, denn die Elektroden sind so dermaßen empfindlich, dass das die Messergebnisse leicht verfälschen kann. Zieht er etwa - für den Zuschauer nicht sichtbar - eine Elektrode ein paar Millimeter vom Kopf weg, was das 'Ausbleiben' der Gehirnwellen (bis auf Delta) erklären könnte?

Muss er gar nicht, denn es könnte eine noch einfachere Erklärung für seine phänomenalen Fähigkeiten geben. Auf seinem Bauch liegt nämlich eine "Steckverbindung" oder sowas ähnliches. Und die liegt da nicht zufällig: wenn er sich umdreht und hinlegt, vergewissert er sich sehr genau, dass die auch genau dort in sympathischer Griffweite zu liegen kommt!


Und dann passiert dies (was wohl kaum jemandem auffällt, der wie ich natürlich auf den Monitor achtet):


Und plötzlich verschwinden - oh Wunder - die Gehirnwellen...
Die zeitliche Verzögerung ist durch die 'Mittelung' der Daten zu erklären (siehe mein 1. Beitrag hier).
Und wenn er sich später auflehnt, um in einer an sich unbequemen Haltung und mit offenen Augen die Gehirnwellen abermals verschwinden zu lassen (was ihm vorübergehend meinen Respekt einbrachte), ist das zu sehen:


Sofort schnappt er sich wieder die Steckverbindung und fingert damit herum. Allein durch das Anfassen so eines Kontaktes wird die Auswertung der Messdaten normalerweise erheblich gestört. Er hat aber offenbar einen guten Grund, dort hinzufassen.
Und er fuchtelt so lange an dem "Kontakt" herum, bis ihm das Ergebnis gefällt (auf seine rechte Hand achten, nicht auf den Monitor! :))

Und dann liegt er wieder da, die Gehirnwellen bleiben praktisch aus, und das Bild ist angehalten (erneut mit der Hand an der Steckverbindung!):


Schließlich geht es weiter und es zeigen sich erstmals halbwegs 'normale' Gehirnwellen, wie er es auch kommentiert. Allerdings gibt es dazwischen einen Schnitt mit Weißbild, das vielleicht etwas kaschiert: wer das nächste Bild genau mit dem letzten vergleicht, wird feststellen, dass sich die Hand in einer geringfügig anderen Position befindet als zuvor; auch hatte das Kabel vor seinem rechten Ringfinger vorher noch eine etwas größere Schlaufe. Hat da jemand einfach den Stecker wieder reingesteckt?


Und auch zu anderen Zeiten nestelt er seltsam an der Steckverbindung herum, kann man im Video sehen, wenn man sich nicht vom Monitor verführen lässt, sondern stoisch auf seine rechte Hand achtet.

Zitat
Ich will übrigens nicht in Abrede stellen, dass er fähig sein mag, flexibel mit seinem Gehirn umzugehen - was da auch immer angezeigt wird, deutet ja darauf hin.

Das jedenfalls nehme ich hiermit zurück. Ich fürchte nun, seine Hände sind viel flexibler als sein Gehirn.  >:(

Lieben Gruß
Lutz

Offline MindCore

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Re: Hypnose, Trance und EEG / Gehirnwellen
« Antwort #7 am: 12. Mai 2008, 02:29 Uhr »
Moinsen, danke für die Ausführung.  :)
Zitat
Es beginnt ja damit, dass angeblich die linke Hirnhälfte aktiv ist und die rechte nicht. Schon das ist Unfug.
Das glaube ich auch nicht, aber...

Zitat
Und man kann sehen, dass es zwar geringfügige Unterschiede zwischen links und rechts gibt, dass aber "im Prinzip" beide Hirnhälften immer gleich aktiv sind.
jetzt würde es mich interessieren, wie „geringfügig“ solche Unterschiede in der Summe den sein können?  Nun gibt es bestimmte Aufgaben, die den Nutzen der linken Gehirnhälfte erfordern, wie z.B. Videorecorder programmieren oder die Steuererklärung ausfüllen. Andere Aufgaben wie Trösten, künstlerische Aufgaben, nutzen die Ressourcen der rechten Gehirnhälfte. Unser Alltag ist gespickt von unterschiedlichen Aufgabenfeldern die auf die Ressource einer bestimmten Gehirnhemisphäre zurückgreifen.

Zudem erinnere ich mich, wenn auch nur ganz vage, an einen TV- Bereicht bei der genau die Unterschiedliche Hirndominanz anhand eines MRT (Magnetresonanztomographen) dargestellt wurde. Und je nach Tätigkeitsfeld arbeitet vorzugsweise eine Gehirnhälfte deutlich aktiver als die andere.

Daher gehe ich davon aus das die Gehirndominanz situations- und rollenabhängig ist.  :)

Gruß
Eddie

Offline Lutz

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Re: Hypnose, Trance und EEG / Gehirnwellen
« Antwort #8 am: 12. Mai 2008, 17:15 Uhr »
Hallo Eddie,

ein Problem beim Verständnis der Zusammenhänge ist, dass viele Darstellungen im Web entweder falsch sind oder selbst dann, wenn sie 'eigentlich' richtig sind, leicht einen falschen Eindruck erwecken können. So könnte man meinen, dass zur Zeit der Programmierung eines Videorekorders hauptsächlich oder gar ausschließlich die linke Hirnhäfte aktiv sei (wegen des konzentrierten Umgangs mit Zahlen - Uhrzeiten - mathematischen Größen), aber das ist keineswegs so.

Man sollte sich dabei vergegenwärtigen, dass das Gehirn immer eine Grundaktivität aufweist. Links- oder rechtshemisphärische Besonderheiten kommen dann zu dieser Grundaktivität hinzu. Bleiben wir beim Programmieren des Videorekorders. Das hat zwar mit logischem Denken zu tun, aber was passiert parallel noch alles? Man muss z.B. gucken, darf währenddessen nicht umfallen, atmet auch, hört ggf. auf Signale, muss motorisch auf die Knöpfchen drücken, dabei die richtigen Symboltasten finden und den Druck richtig dosieren usw. usf. - all diese Aufgaben und viele mehr finden ja auch ihre Entsprechung in den Gehirnwellen.

Das ist wie in einem vollbesetzten Fußballstadion mit 50.000 Fans. Hätten Wissenschaftler herausgefunden, dass bei bestimmten Spielsituationen zusätzlich 50 Fans im roten T-Shirt hinter dem linken Tor auftauchen und bei anderen Spielsituationen hinter dem rechten, wären diese Situationen links- bzw rechtshemisphärisch. Dabei sollte man aber nicht die anderen Fans vergessen, die kräftig mitjohlen, aber ihren Platz nicht wechseln.

Zitat
Hirndominanz anhand eines MRT (Magnetresonanztomographen)

Und das ist der zweite wichtige Punkt. "Aktivere" Areale misst man z.B. anhand der Durchblutung/des Sauerstoffumsatzes, aber nicht unbedingt am Vorkommen von Gehirnwellen. Wenn man z.B. so eine EEG-Grafik sieht, könnte man bei oberflächlicher Betrachtung denken, dass bei der transzendentalen Meditation nur ganz bestimmte Areale aktiv seien:
Grafik: "Zunehmende Nutzung verborgener Hirnreserven durch Transzendentale Meditation" - nach ca. 1/4 der Seite
http://www.tm-information.de/nachrichtendienst/Nachrichtendienst11.htm

Tatsächlich werden hier aber nicht die Vorkommen der Hirnwellen, sondern deren "Kohärenzen" gemessen, also ob sie "im Takt schwingen" (vereinfacht gesagt). Daraus kann man nicht schließen, dass Gehirnwellen anderswo nicht oder nur weniger vorhanden seien.

Zitat
Und je nach Tätigkeitsfeld arbeitet vorzugsweise eine Gehirnhälfte deutlich aktiver als die andere.

Ich würde es eher so formulieren: mit den heute zur Verfügung stehenden Messmethoden ist es möglich, die kleinen Unterschiede deutlich sichtbar zu machen.  ;)

Zitat
Daher gehe ich davon aus das die Gehirndominanz situations- und rollenabhängig ist.  :)
Jo.

Lieben Gruß
Lutz

 

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